Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute
Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute
Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
141<br />
Wenn beispielsweise gewisse Tiere als unrein galten in Israel, so hat das seinen Grund darin,<br />
dass diese bei den heidnischen Nachbarvölkern bestimmten Gottheiten geweiht und deren<br />
spezifische Opfertiere waren. Das Verbot, das Fleisch dieser Tiere zu essen, galt also dem<br />
Schutz vor der Gefahr <strong>des</strong> Götzendienstes - in der Antike war das Opfer fast immer mit einem<br />
Mahl verbunden, ja, es gab in der Antike kaum eine Schlachtung, die nicht irgendwie einen<br />
sakralen Charakter hatte. Von daher ist die Bedeutung der Speise- und Reinigungsvorschriften<br />
<strong>des</strong>halb so groß im Alten Testament, weil diese stets irgendwie in einem inneren Zusammenhang<br />
mit dem Opferkult standen.<br />
Dabei spielte die äußere, die kultische Reinheit eine wichtige Rolle, in der Religion <strong>des</strong> Alten<br />
Testamentes nicht anders als in den antiken Religionen allgemein. Nur wer rein war, durfte<br />
vor Gott erscheinen. Die starke Betonung der kultischen Reinheit führte in Israel ihrerseits<br />
allzu leicht und immer wieder zur Veräußerlichung der Jahwe-Religion. Deshalb traten die<br />
Propheten streng dagegen auf in dem Bemühen, die äußere Reinheit mit der inneren zu verbinden.<br />
Ja, ohne Umschweife gaben sie dabei der inneren Lauterkeit, der inneren Reinheit <strong>des</strong><br />
Menschen, den Vorrang vor der äußeren.<br />
Den Opferkult hat das Alte Testament gemeinsam mit den übrigen Völkern der Antike. In Israel<br />
ist er Ausdruck der Anerkennung Gottes und Zeichen der Sühne. Im Opfer sucht der<br />
schuldig gewordene Mensch Gottes gnädige Zuwendung und Vergebung. Analog dazu findet<br />
sich das Opfer sowohl bei primitiven Völkern als auch in den großen Hochkulturen. Trotz<br />
vieler Gemeinsamkeiten bestehen hier jedoch tief greifende Unterschiede.<br />
Der alttestamentliche Opferkult ist charakteristischer Weise durch den absoluten Monotheismus<br />
geprägt und damit durch <strong>des</strong>sen innere Lauterkeit. Zudem gibt es in ihm keine Magie,<br />
keine Wahrsagerei und vor allem keine kultische Unzucht, also Momente, die in den heidnischen<br />
Kulten oft, ja, im Allgemeinen eine sehr große Rolle spielen. Auch gibt es in Israel<br />
nicht die bei den umliegenden Völkern verbreiteten Menschenopfer. Möglicherweise gibt es<br />
sie in Israel in ältester Zeit, aber dann lediglich in Ansätzen. De facto gibt es einige Stellen im<br />
Alten Testament, die darauf anzuspielen scheinen. Die bekannteste ist Genesis, Kapitel 22,<br />
wo es um das Opfer <strong>des</strong> Isaak geht, das als Glaubensprobe <strong>des</strong> Abraham zu verstehen ist:<br />
Abraham erhält von Gott den Auftrag, seinen einzigen Sohn als Opfer darzubringen. Der Gedanke<br />
<strong>des</strong> Menschenopfers begegnet uns auch - andeutungsweise - im Buch der Richter.<br />
Gemäß Ri 11, 30 - 40 opfert der Jahwe-Verehrer Jephthe seine Tochter. Das wird ohne Tadel,