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100 Morgen<br />
Früher war alles Retro<br />
Die junge Geschichte <strong>de</strong>r Vi<strong>de</strong>ospiele steckt schon jetzt voller nie wie<strong>de</strong>r<br />
erreichbarer Höhepunkte. Drei <strong>Intro</strong>-Autoren testeten drei aktuell<br />
erschienene Spiele, die inhaltlich ganz bewusst hinter sich greifen.<br />
UFC Personal Trainer<br />
Schweiß, Verletzungen, Flüche<br />
und nicht en<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Qualen. Und<br />
doch dieses Gefühl, etwas geleistet<br />
zu haben. Das ist, nur wer es<br />
nicht kennen sollte: Sport. Wenn<br />
man sich bisherige Vi<strong>de</strong>o-Fitnessspiele<br />
mit Bewegungserkennung<br />
anschaut, ist Leibesertüchtigung<br />
allerdings eine Sache von<br />
quietschbunten Ferienanlagen, in<br />
<strong>de</strong>nen Klone von Ken und Barbie<br />
ihre Gliedmaßen bewegen. Allein<br />
<strong>de</strong>swegen möchte man <strong>de</strong>n<br />
Fitnesstrainer mit UFC-Branding<br />
sofort ins Herz schließen. Hier<br />
erklären tätowierte Muskelprolls<br />
wie Mark Della Grotte<br />
o<strong>de</strong>r Greg Jackson, wie schlecht<br />
du bist, wenn du nur 25 Sit-ups<br />
in 60 Sekun<strong>de</strong>n schaffst. Und<br />
das zu grauenvollem Metal im<br />
Hintergrund. Gut so. Bei Sport<br />
soll man ja lei<strong>de</strong>n. Abgefragt<br />
wer<strong>de</strong>n zunächst Alter, Gewicht<br />
und Größe sowie die Option,<br />
die Übungen mit o<strong>de</strong>r ohne Gewichte<br />
zu stemmen. Grundlage<br />
ist ein Programm basierend auf<br />
Mixed Martial Arts (MMA), was<br />
an sich schon mal Abwechslung<br />
bringt. Eine Mischung aus Bruce<br />
Lee und Hansa-Rostock-Fan für<br />
das Wohnzimmer. Die Kinect-<br />
Version für Xbox 360 hat zu <strong>de</strong>n<br />
51 Programmen auch noch neun<br />
zusätzliche Aufgaben parat.<br />
Geschieht uns recht. Möge das<br />
Lei<strong>de</strong>n beginnen.<br />
Gregor Wil<strong>de</strong>rmann<br />
— »UFC Personal Trainer« für PS3,<br />
Xbox 360 und Wii (THQ)<br />
»Super Street Fighter IV – Arca<strong>de</strong><br />
Edition«<br />
Für Xbox 360, PS3 und PC (Capcom)<br />
Dass die Kulturindustrie<br />
eine Schlange<br />
ist, wird<br />
mehr und<br />
mehr <strong>de</strong>utlich<br />
in <strong>de</strong>n aufquellen<strong>de</strong>n Namen ihrer Erfolgsprodukte.<br />
»Super Street Fighter IV – Arca<strong>de</strong> Edition«<br />
ist bereits die zweite Son<strong>de</strong>rauflage zum<br />
2008er-Comeback <strong>de</strong>r Kult-Beat‘em-up-Serie.<br />
Neu sind neben Locations und Online-Skills<br />
dabei vier sofort spielbare Charaktere. Unter<br />
an<strong>de</strong>rem Evil Ryu, also die dunkle Version einer<br />
<strong>de</strong>r frühesten menschlichen Figuren <strong>de</strong>r<br />
Reihe. Sie steht halb in Flammen und hat ein<br />
Loch in <strong>de</strong>r Brust, unterschei<strong>de</strong>t sich sonst<br />
kaum von ihrer Good-Guy-Entsprechung. Der<br />
ebenfalls neue Yung gilt bei Cracks als »overpowered«,<br />
also <strong>de</strong>n Gegnern instantmäßig<br />
überlegen. Ein unlauterer Vorteil, <strong>de</strong>n man<br />
aber durch schlechtes Spiel wie<strong>de</strong>r wettmachen<br />
kann. Sicher kommt irgendwann »Mega<br />
Super Street Fighter V Turbo – Collector‘s Edition<br />
Rot«. Alles immer neu – bloß ohne neu.<br />
Linus Volkmann<br />
»Jamestown«<br />
Für PC (Download via Steam / Final Form Games)<br />
Keine Ruhe in<br />
Jamestown.<br />
Kaum kommt<br />
<strong>de</strong>r zum To<strong>de</strong><br />
verurteilte<br />
historische<br />
Abenteurer/Taugenichts Sir Walter Raleigh<br />
in <strong>de</strong>r britischen Kolonie auf <strong>de</strong>m Mars an,<br />
greift die spanische Armada an – und dann<br />
auch noch die Marsmenschen. Raleigh und<br />
bis zu drei Mitspieler an einem PC schwingen<br />
sich auf dampfbetriebene Flugmaschinen<br />
und schlagen mit einem chilenischen Orchester<br />
im Rücken zurück. 16-Bit – und alles ein<br />
großer, bunter Spaß. »Jamestown« ist ein sogenannter<br />
»Bullet Hell Shooter«, eine japanische<br />
Variante <strong>de</strong>s Arca<strong>de</strong>-Shooters, in <strong>de</strong>r es<br />
weniger darum geht, Fein<strong>de</strong> zu vernichten,<br />
als <strong>de</strong>n immer komplizierter wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Mustern<br />
<strong>de</strong>s tödlichen Kugelhagels auszuweichen.<br />
Ein Hardcore-Genre, geboren in japanischen<br />
Spielhallen <strong>de</strong>r 90er. »Jamestown« aber ist<br />
gleichzeitig so mo<strong>de</strong>rn wie »Left 4 Dead« und<br />
»Guitar Hero«: Aus <strong>de</strong>r einsamen Highscore-<br />
Jagd <strong>de</strong>r Kugelhölle hat Final Form Games ein<br />
Game gemacht, das gemeinsames Spielen belohnt.<br />
Solange noch ein Pilot <strong>de</strong>n Kugeln trotzt,<br />
können alle an<strong>de</strong>ren wie<strong>de</strong>r zurück aufs Feld<br />
gebracht wer<strong>de</strong>n – und zusammen die Weltraum-Inquisition<br />
aufhalten.<br />
Dennis Kogel<br />
»Williams Pinball Classics«<br />
Für PSP, Wii, PS3 und Xbox 360 (System 3 / Koch Media)<br />
Die Geschichte<br />
<strong>de</strong>r Flippertische<br />
ist lang<br />
und ruhmreich.<br />
Die Geschichte<br />
<strong>de</strong>r<br />
Vi<strong>de</strong>ospiel-Flippertische ist lang und übersät<br />
mit Kot, Langeweile und Leichen. Der Grund:<br />
Offenbar fällt es einfacher, Hun<strong>de</strong>rte individuell<br />
agieren<strong>de</strong> Krieger in 3D-Full-HD über <strong>de</strong>n<br />
Bildschirm zu schicken, als eine virtuelle Stahlkugel<br />
zu programmieren, die auf einer leicht<br />
schrägen Platte Fliehkraft und Erdanziehung<br />
ausgesetzt ist. Mit »Williams Pinball Classics«<br />
– beson<strong>de</strong>rs in seinen PS3- und Xbox-360-Varianten<br />
– erwachen Flipperfans nun aus diesem<br />
Nichts-geht-Albtraum. Die Software bietet<br />
nicht weniger als die besten Vi<strong>de</strong>ospiel-Flipper<br />
aller Zeiten. Noch dazu in einem Verbund an<br />
realen Geräten, die einst Williams, <strong>de</strong>r beste<br />
Flipper-Hersteller <strong>de</strong>r Welt (abgewickelt 1999),<br />
auf <strong>de</strong>n Markt brachte. Die Mimesis aus <strong>de</strong>n<br />
Bestandteilen Ballphysik, Grafik, Original-<br />
Display und -Sound <strong>de</strong>r Original-Tische ist<br />
schlicht irrsinnig gut. Zu<strong>de</strong>m gelingt <strong>de</strong>m Spiel<br />
im Gameplay das, was in echt auch immer gelang:<br />
Der Spieler steht o<strong>de</strong>r sitzt schreiend vor<br />
<strong>de</strong>m Fernseher, weil ihm das fiese Credit-System<br />
das Leben zur Hölle macht. Erst muss auf<br />
<strong>de</strong>n ganz alten Tischen gescoret wer<strong>de</strong>n, damit<br />
die neueren – etwa »Medieval Madness«<br />
(1997), »Tales Of The Arabian Nights« (1996)<br />
und »No Good Gofers« (1997) – gespielt wer<strong>de</strong>n<br />
können. Für einen etwaigen zweiten Williams-Teil,<br />
<strong>de</strong>r dann aber bitte schön Tische<br />
wie »Indiana Jones«, »White Water«, »The Getaway«<br />
o<strong>de</strong>r »Bram Stoker‘s Dracula« enthält,<br />
wäre ich bereit, 300 Euro auszugeben. Für einen<br />
Stehpult-Controller mit Original-Flipper-<br />
Knöpfen noch einmal locker 200.<br />
Felix Scharlau