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094 MORGEN<br />
neu im<br />
kino<br />
Mehr Filme und Trailer<br />
auf www.intro.<strong>de</strong>:<br />
ShoppinG GiRLS<br />
Milena (Dagmara Krasowska)<br />
und ihre Crew<br />
hängen nachmittags in<br />
einer Shoppingmall ab,<br />
wo sie ältere Männer aufreißen.<br />
Für eine neue Jeans bieten sie<br />
Oralsex auf <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>ntoilette.<br />
Für ein Handy kann es schon mal<br />
mehr sein. Sie nennen es Sponsoring,<br />
als wären sie Sportlerinnen,<br />
die für körperliche Leistung<br />
einen Werbevertrag abschließen.<br />
Die verglasten Galerien sind ihre<br />
Bühne, hier zeigen sie sich, wie<br />
sie sich selbst gerne sehen: cool,<br />
abgeklärt und selbstbestimmt.<br />
Die Realität sieht freilich an<strong>de</strong>rs<br />
aus, und da liegt auch gleich ein<br />
Problem dieses Debütfilms von<br />
Katarzyna Rosłaniec: Erst geht es<br />
um die spannen<strong>de</strong> Grenze zwischen<br />
Selbstbestimmung und<br />
Missbrauch, am En<strong>de</strong> aber steht<br />
die alte Moral vom gefallenen<br />
Engel. Warum sich Mädchen das<br />
antun und unbefriedigen<strong>de</strong>n Sex<br />
gegen verführerische Accessoires<br />
eintauschen, mit <strong>de</strong>nen sie ihre<br />
Körper bestücken – diese Frage<br />
ist auch nach diesem Film noch<br />
offen. Kinostart: 18.08.<br />
inTRo pRevieWS: TouRnee<br />
Der in Frankreich gescheiterte<br />
TV-Produzent<br />
Joachim Zand (Mathieu<br />
Amalric) versucht in<br />
<strong>de</strong>n USA sein neues Glück mit einer<br />
New-Burlesque-Show – und<br />
kommt damit gut an. <strong>Als</strong> er die<br />
I<strong>de</strong>e in seine Heimat reimportieren<br />
will, beginnt eine turbulente<br />
Zeit, die ihm klarmacht, dass die<br />
Kunst mit <strong>de</strong>m Geschäft und das<br />
Geschäft mit <strong>de</strong>m Leben zusammenhängt.<br />
Kinostart: 08.09. Previews<br />
in mehreren Städten am<br />
07.09. intro.<strong>de</strong>/previews<br />
Texte: Astrid Kusser / Paula Fuchs<br />
sHit year /<br />
i‘m still Here<br />
Perfektes Double Feature: Joaquin Phoenix erklärte 2008, er wolle Rapper<br />
wer<strong>de</strong>n – und führte alle an <strong>de</strong>r Nase herum. Unter <strong>de</strong>r Regie von<br />
Casey Affleck zog er das Spielchen ein Jahr lang durch. In Cam Archers<br />
zweitem Spielfilm verkörpert die gealterte Ikone Ellen Barkin eine<br />
Schauspielerin am En<strong>de</strong> ihrer Laufbahn.<br />
<strong>de</strong>r 1982 geborene Fotograf und Regisseur<br />
Cam Archer, <strong>de</strong>r unter an<strong>de</strong>rem<br />
Vi<strong>de</strong>oclips für Xiu Xiu drehte, feierte<br />
2006 mit seinem von Gus Van Sant produzierten<br />
Indie-Coming-out-Drama<br />
»Wild Tigers I Have Known« ein sehenswertes<br />
Spielfilm-Debüt. »Shit Year« reflektiert nun <strong>de</strong>n<br />
schwierigen Rückzug einer altern<strong>de</strong>n Hollywood-Schauspielerin.<br />
Protagonistin Colleen<br />
West ist mit <strong>de</strong>r Spätachtziger/Frühneunziger-<br />
Ikone Ellen Barkin schmerzhaft gut besetzt. Im<br />
Gegensatz zu Porträts altern<strong>de</strong>r Hollywood-<br />
Diven wie »Sunset Boulevard«, in <strong>de</strong>nen auf<br />
das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Karriere Depression, Wahnsinn<br />
und Tod folgen, ist es erst mal wirklich nur ein<br />
Scheißjahr, in <strong>de</strong>m sich Colleen West vom Leben<br />
»für die Kunst« losmacht. (Einer <strong>de</strong>r vielen Unterschie<strong>de</strong><br />
zu Joaquin Phoenix‘ »I‘m Still Here«,<br />
<strong>de</strong>r sich trotz<strong>de</strong>m nicht nur wegen <strong>de</strong>r ähnlichen<br />
Ausstieg-für-ein-Scheißjahr-Thematik als<br />
Double-Feature-Partner anbietet, schließlich<br />
porträtiert auch Phoenix eine Schauspieler-<br />
Diva auf <strong>de</strong>m Weg aufs Abstellgleis, nur dass<br />
<strong>de</strong>r Film-Phoenix sich als Rapper weiter <strong>de</strong>r<br />
Kunst verpflichtet fühlt ...) Neben ihrem Umzug<br />
in ein einsames Holzhaus inmitten einer<br />
dröhnen<strong>de</strong>n Großbaustelle macht Colleen<br />
insbeson<strong>de</strong>re eine Affäre mit einem jungen<br />
Schauspieler zu schaffen. Was durch ihre Antihaltung<br />
zu bürgerlichen Familienmo<strong>de</strong>llen<br />
noch verstärkt wird. Regisseur Archer scheint<br />
– hier wie<strong>de</strong>rum ganz nah bei Joaquin Phoenix<br />
– aufzeigen zu wollen, welche Gefahren ein<br />
Leben im Dienst <strong>de</strong>s Kulturbetriebs mit sich<br />
bringt, <strong>de</strong>r die Menschen mit großen Versprechungen<br />
aufsaugt – und sie dann wie<strong>de</strong>r<br />
ausspuckt. Die Form <strong>de</strong>s Films spiegelt<br />
diesen Willen zum Unbequemsein und zur<br />
gleichzeitigen Vielschichtigkeit wi<strong>de</strong>r:<br />
Archer verzichtet auf eine klassische<br />
Erzählebene und verschränkt, immer<br />
in wun<strong>de</strong>rhübschen Schwarz-Weiß-<br />
Bil<strong>de</strong>rn gehalten, Traumsequenzen,<br />
rückblicken<strong>de</strong> reflexive Szenen und aktuelles<br />
Geschehen. Leicht experimentell, so<br />
wie Phoenix‘ Mischung aus Dokumentation,<br />
Mockumentary und Spielfilm.<br />
Hanno Stecher / Wolfgang Frömberg<br />
— »I’M STILL HERE« (USA 2010; R: CASEY AFFLECK;<br />
D: JOAQUIN PHOENIX, ANTHONY LANGDON;<br />
KINOSTART: 11.08.) &<br />
— »SHIT YEAR« (USA 2008; R: CAM ARCHER; D: EL-<br />
LEN BARKIN, LUKE GRIMES; KINOSTART: 11.08.)