048 HEUTE »Love Is You«, <strong>de</strong>r Nummer-Eins-Hit von DSDS-Sieger Thomas Godoj, stammte von Michelle Leonard.
HEUTE 049 Musikbranche). Nur kurze Zeit später trifft Leonard bei Ali Baba zufällig Joachim Witt, <strong>de</strong>r ihr Talent erkennt, sie mit auf Tour nimmt und ihr einen ersten Einblick in die Popwelt verschafft. Mit 22 untermalt dann einer ihrer Songs, <strong>de</strong>n sie nach einer durchzechten Nacht geschrieben hatte, bereits eine populäre C&A-Werbung – ihre Einnahmen daraus betrugen, trotz eines ziemlich unvorteilhaften Vertrags, über 40.000 DM. Nicht schlecht für einen einzigen Song. Trotz<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> ihr mit En<strong>de</strong> 20 erst richtig klar, dass Songwriter ein ernsthafter Beruf sein kann. Das hatte ihr vorher keiner gesagt. Ausruhen ist nicht Das Berufsfeld Songwriter ist kein Job für jeman<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r gerne pünktlich Feierabend macht o<strong>de</strong>r für die nächsten paar Jahre ein sicheres Einkommen will. Wenn man vom Songwriting leben will, muss man ständig neue Kontakte aufbauen, die für Artists & Repertoire (A&R) bei <strong>de</strong>n Labels und Verlagen zuständigen Mitarbeiter besuchen, wenn nicht gar selbst zum A&R wer<strong>de</strong>n. Man muss Studios buchen, gute Musiker kennen und sie notfalls dazu bringen, zunächst umsonst zu arbeiten. Es scha<strong>de</strong>t auch nicht, selbst min<strong>de</strong>stens ein Instrument spielen und/o<strong>de</strong>r gut singen, komplizierte Verträge lesen und vor allem verstehen zu können – und natürlich gilt es Songs zu schreiben, am besten täglich und, noch wichtiger: am besten Hits. Michelle Leonard hatte schon einige – in Deutschland, aber auch in Finnland und Australien. Und das kam so: Ist ein Song fertig, entwickelt er ein Eigenleben. Er wird vom Hauptverleger an global agieren<strong>de</strong> Subverleger weitergereicht und fin<strong>de</strong>t so schließlich manchmal erst am an<strong>de</strong>ren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Welt jeman<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r damit chartet. Eines von Leonards Demos ist aktuell auf wun<strong>de</strong>rsame Weise bei 50 Cents HipHop-Crew G Unit gelan<strong>de</strong>t; <strong>de</strong>r Rapper Tony Yayo interessiert sich für <strong>de</strong>n Refrain. Einfluss hat man nur bedingt auf solche Vorgänge, oft hilft <strong>de</strong>r Zufall nach. Und <strong>de</strong>n braucht man. Denn erst, wenn <strong>de</strong>r Song (o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Teil, <strong>de</strong>n sich ein Künstler davon nimmt) irgendwo gekauft, gespielt, im Radio und Fernsehen gesen<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r performt wird, gibt es Geld von <strong>de</strong>r GEMA und <strong>de</strong>ren internationalen Partnerorganisationen, die das Geld eintreiben, das es für <strong>de</strong>n Verkauf und die Wie<strong>de</strong>rgabe von rechtlich geschützten Songs gibt. Sauber aufgeteilt nach Text und Melodie mit jeweils 50% <strong>de</strong>r eingetriebenen Gebühren. Da einem in <strong>de</strong>r Musikbranche keiner mit Garantie sagen kann, welcher Song es schafft, geht es beim Songwriting als Lebensmo<strong>de</strong>ll vor allem um Masse. Es ist essenziell, haufenweise Songs zu publizieren. Leonard schreibt schon mal bis zu drei pro Tag, im Jahresschnitt veröffentlicht sie 20 bis 50 Songs – und das, obwohl es oft ein langer Überzeugungsweg ist, bis ein Song ausgewählt wird. Für die Single <strong>de</strong>s »Deutschland sucht <strong>de</strong>n Superstar«-Siegers Thomas Godoj wur<strong>de</strong> ihr Song »Love Is You« unter buchstäblich Tausen<strong>de</strong>n von Einreichungen ausgewählt. Der Lohn <strong>de</strong>r Zitterpartie: 170.000 verkaufte Einheiten. Dass <strong>de</strong>r Song ausgewählt wur<strong>de</strong>, liegt laut <strong>de</strong>r Songwriterin vor allem daran, dass sie ihre Demos perfekt auf <strong>de</strong>n Künstler zuschnei<strong>de</strong>t. Leonard hat solche »Lookalike«-Songs auch für Aerosmith, Marilyn Manson und an<strong>de</strong>re Stars auf Lager, natürlich alles auf eigene Kosten durchproduziert. Kein Einzelfall. Auch Lady Gaga hat sich – <strong>de</strong>n Jackpot immer vor Augen – vor ihrem Durchbruch als Popstar in an<strong>de</strong>re Popstars eingefühlt: Sie schrieb für Beyoncé <strong>de</strong>n Text zu »Vi<strong>de</strong>ophone«, für Britney Spears <strong>de</strong>n Song »Quicksand« und für die New Kids On The Block das Stück »Full Service«. Dann erst wur<strong>de</strong> sie ihrerseits vom aufstreben<strong>de</strong>n Songwriter/Produzenten RedOne, <strong>de</strong>r im Windschatten <strong>de</strong>s Lady-Gaga-Erfolgs mit mittlerweile 13 Nummer-1-Hits zum Topproduzenten weltweit wur<strong>de</strong>, aufgebaut. Ein echt guter Song ist reines Glück Man kann aber auch alles an<strong>de</strong>rs machen und trotz<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n großen Hit lan<strong>de</strong>n. So wie Michel Van Dyke, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Branche zwar als begna<strong>de</strong>ter Songwriter angesehen wird, seine Songs aber eigentlich lieber für eigene Projekte behält. So ging es ihm auch, als er 1999 auf Wunsch <strong>de</strong>r Band Echt einen <strong>de</strong>utschsprachigen Popsong schrieb, und zwar zu einer Zeit, als so gut wie niemand Pop mit <strong>de</strong>utschen Texten in Verbindung bringen wollte. »Boah, das ist echt ‚n guter Song«, dachte <strong>de</strong>r gebürtige Nie<strong>de</strong>rlän<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> erst ent<strong>de</strong>ckt hatte, dass ihm <strong>de</strong>utsche Texte tausendmal mehr Spaß machten als die englischen, die er bis dato unter eigenem Namen mit einigem Erfolg geschrieben hatte. Und trotz<strong>de</strong>m bezweifelte er, dass <strong>de</strong>r Band <strong>de</strong>r Song gefallen wür<strong>de</strong>, weil er viel zu sehr auf 60s konzipiert und komplett durchorchestriert war. Insgeheim hoffte Van Dyke sogar, dass <strong>de</strong>r Song abgelehnt wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>, war dieser doch <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ale Trigger für <strong>de</strong>n eigenen Neustart als <strong>de</strong>utschsprachiger Popsänger. Doch es kam an<strong>de</strong>rs. Glücklicherweise. Denn Echt gefiel <strong>de</strong>r Song so gut, dass ihn die Band sogar als Singleauskopplung wählte. Sie lan<strong>de</strong>ten mit »Du trägst keine Liebe in dir« einen Hit. Das Lied, von <strong>de</strong>m es sogar »Wenn Plattenfirmen anfragten, dann hatten sie meistens Künstler, die nicht gut singen, sich nicht bewegen konnten und schlecht aussahen. Und ich sollte alle Defizite durch einen guten Song wettmachen.« (Michel Van Dyke) eine erfolgreiche US-Coverversion gibt, macht noch immer knapp die Hälfte von Van Dykes Jahreseinkommen aus. Was das in realen Zahlen heißt, will <strong>de</strong>r Songwriter im Interview lieber nicht verraten. Van Dyke betont, dass »Du trägst keine Liebe in dir« ein Glücksfall gewesen sei: Der Song und die Band passten einfach perfekt zusammen, nur diese Kombination machte ihn zum Evergreen. Und das gelingt laut Van Dyke sehr selten. Diese Tatsache und seine wählerische Art machen es für <strong>de</strong>n in Hamburg leben<strong>de</strong>n Michel Van Dyke nicht leicht. Nach <strong>de</strong>m großen Erfolg mit Echt ließen zwar weitere Anfragen nicht lange auf sich warten, allerdings kamen alle aus einer Ecke, die <strong>de</strong>r Songwriter überhaupt nicht mochte: <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Lie<strong>de</strong>rmacher-Szene, <strong>de</strong>ren Vertreter sich durch seine Hilfe wohl verjüngen wollten. Auch mit <strong>de</strong>m Rest <strong>de</strong>r Anfragen konnte er nicht viel anfangen: »Wenn sich Plattenfirmen mel<strong>de</strong>ten, dann hatten sie meistens Künstler, die nicht gut singen, sich nicht bewegen konnten und schlecht aussahen. Und ich sollte alle diese Defizite durch einen guten Song wettmachen«, sagt er augenzwinkernd. Wo sich für Michelle Leonard und Nicole Morier die Musikwelt als großes Feld ohne stilistische Grenzen anfühlt, dominiert bei Van Dyke die geschmäcklerische Wahrnehmung. Es gibt für ihn einfach nur sehr wenige wirklich interessante Künstler – und von <strong>de</strong>nen schreibt ein Großteil seine Songs eben selbst.
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