050 HEUTE »Du musst gut zuhören können, um herauszufin<strong>de</strong>n, was sie <strong>de</strong>nken. Wenn man jeman<strong>de</strong>n nicht kennt, ist es, als wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Musiker zum Psychiater gehen. Er re<strong>de</strong>t über Dinge, über die er mit so manchem guten Freund nicht sprechen wür<strong>de</strong>.« (Patrik Berger)
HEUTE 051 Folglich lehnte er die meisten Angebote dankend ab. Michel Van Dyke will einem gewissen Stil treu bleiben, er glaubt daran, nur so Qualität liefern zu können. Für ihn muss ein guter Song eine Geschichte erzählen, die Songtexte müssen dabei lebendige Bil<strong>de</strong>r vermitteln, damit <strong>de</strong>r Zuhörer einen Bezug aufbauen kann. Sonst stößt auch die beste Musik auf taube Ohren. Den meisten Sachen im Radio, die seine Kollegen »so fabrizieren«, kann er nichts abgewinnen, von Songwriting-Sessions hält er auch nicht viel. Sein Wunsch ist, einen dauerhaften Klassiker zu schaffen, weniger, finanziell erfolgreich zu sein: »Denn so viel Geld ist es dann auch nicht«, gibt er unumwun<strong>de</strong>n zu. Gereizt hat ihn allerdings <strong>de</strong>r Versuch eines Imagetransfers von Blümchen: 2006 machte er sich mit <strong>de</strong>m Hamburger Indie-Sinatra Bernd Begemann daran, Jasmin Wagner alias Blümchen ein neues Image zu verleihen. Ein Unterfangen, das bei <strong>de</strong>r Kritik zwar gut ankam, beim Publikum aber auf Desinteresse stieß – und das, obwohl er sehr persönliche Texte aus <strong>de</strong>n langen Gesprächen mit Wagner herausgeholt hatte. Beim Songwriter auf <strong>de</strong>r Couch Wie wichtig eigenwillige Songwriter wie Van Dyke jedoch für neue Bands sein können, zeigt <strong>de</strong>r weitere Wer<strong>de</strong>gang von Echt. Nach ihrem großen Erfolg glaubten die fünf Jungs, ihre Songs ganz alleine schreiben zu können, und machten unter Eigenregie mit ihrem Album »Rekor<strong>de</strong>r« prompt eine Bauchlandung. Heute sind Echt sang- und klanglos von <strong>de</strong>r Bildfläche verschwun<strong>de</strong>n. Die Mitarbeit eines Songwriters gilt unter vielen Bands immer noch als Makel, auch wenn laut Michelle Leonard viele Indie-Acts für das Finish ihres Materials heimlich professionelle Hilfe suchen. Eine Alternative ist, zu einem Produzenten zu gehen, <strong>de</strong>r auch noch gute Songs schreibt. Patrik Berger aus Stockholm ist so einer. »Viele <strong>de</strong>r Bands, die ich produziere, sagen: ›Wir wollen keinen Songwriter.‹ Und dann freun<strong>de</strong>st du dich mit ihnen an, feierst Partys mit ihnen, hängst mit ihnen rum, und plötzlich schreibst du einen Song für sie. Weil es eben selbstverständlich ist, mit Freun<strong>de</strong>n, die Musik machen, Songs zu schreiben.« Dieser lockere Umgang im Musikbusiness scheint typisch für Skandinavier. Und er scheint sich auszuzahlen: Derzeit kommen viele <strong>de</strong>r erfolgreichsten Songwriter aus <strong>de</strong>m hohen Nor<strong>de</strong>n. Berger ist noch jung, hat aber schon Songs für Those Dancing Days, Fertig Los, Peter Maffay und Hilary Duff geschrieben. Letztere holte mit <strong>de</strong>m von ihm produzierten Album »Metamorphose« Mehrfach-Platin in Kanada, Australien, Japan und <strong>de</strong>n USA und verkaufte mittlerweile mehr als 3,9 Millionen Alben. Sein größter Erfolg bislang gelang ihm aber mit Robyn, mit <strong>de</strong>r er unter an<strong>de</strong>rem »Dancing On My Own« verfasst hat. Eigentlich sucht sich Berger aber lieber junge, noch ungesignte Talente, <strong>de</strong>nen er dann ein Rundumpaket mit Produktion und Songwriting anbietet. Das ist zwar ein finanzielles Risiko, dafür hat er aber uneingeschränkte künstlerische Freiheit. Gera<strong>de</strong> ist er damit beschäftigt, einen Songtext für The Good Natured, eine Newcomerin aus England, zu perfektionieren. Das kann dauern, erzählt er. Manchmal arbeitet er wochenlang an einem Text, <strong>de</strong>nn wie sein Kollege Van Dyke hält auch Berger die Texte für einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Bestandteil <strong>de</strong>s Songs: »Ein Song hat eine ganze Matrix von Möglichkeiten. Du musst darauf achten, dass alles im Rhythmus ist. Der Song muss eine Be<strong>de</strong>utung gewinnen, und dann müssen die Wörter in <strong>de</strong>r richtigen Reihenfolge stehen. Du musst einen Pfad legen, auf <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Hörer all die Emotionen, die in <strong>de</strong>m Song angelegt sind, aufsammeln kann.« Auch Berger zieht viel aus intensiven Gesprächen mit seinen Künstlern: »Du musst gut zuhören können, um herauszufin<strong>de</strong>n, was sie <strong>de</strong>nken. Wenn man jeman<strong>de</strong>n nicht kennt, ist es, als wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Musiker zum Psychiater gehen. Er re<strong>de</strong>t über Dinge, über die er mit so manchem guten Freund nicht sprechen wür<strong>de</strong>.« Eine weitere wichtige Qualität sieht er in <strong>de</strong>r Bereitschaft, immer neu anzufangen. Wenn ein Beat <strong>de</strong>m Song nicht helfe, <strong>de</strong>r Refrain sich nicht so richtig entwickle, müsse eben ein neuer Beat zum Refrain her – und wenn man dann bemerke, dass die Texte doch gar nicht so gut sind, dann müssten eben auch sie neu geschrieben wer<strong>de</strong>n. Nicht selten beginnt damit <strong>de</strong>r Kreisverkehr: »Plötzlich hast du einen neuen Refrain, <strong>de</strong>r funktioniert, aber du merkst, dass jetzt <strong>de</strong>r Rest nicht mehr passt. Man muss offen dafür sein, man muss diese Sachen passieren lassen. Wenn du dich auf eine I<strong>de</strong>e versteifst, kommst du nicht weiter.« Berger ver<strong>de</strong>utlicht seine abstrakten Ausführungen an <strong>de</strong>r Zusammenarbeit mit Robyn: »<strong>Als</strong> ich sie das erste Mal traf, schrieben wir nach nur ein paar Stun<strong>de</strong>n im Studio <strong>de</strong>n Song ›Dancing On My Own‹. Die Grundi<strong>de</strong>e war also relativ schnell da, die Bassline und <strong>de</strong>r Refrain auch. Aber dann haben wir endlos daran gearbeitet, um es richtig gut zu machen. Wir schrieben uns wochenlang E-Mails und SMS mit Text- und Aufbaui<strong>de</strong>en. Ich probierte sehr unterschiedliche Tempi. <strong>Als</strong> wir dann das richtige Tempo hatten, spielte »Ein Song hat eine Matrix von Möglichkeiten. Du musst einen Pfad legen, auf <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Hörer all die Emotionen, die in <strong>de</strong>m Song verteilt wur<strong>de</strong>n, aufsammeln kann.« (Patrik Berger) ich mit <strong>de</strong>r Tonart herum, mal höher, mal tiefer, bis ich die perfekte Tonhöhe für <strong>de</strong>n Refrain hatte. <strong>Als</strong> wir das erledigt hatten, nahmen wir die Vocals in verschie<strong>de</strong>nen Studios auf, wir liefen überall rum, um es auszuprobieren. Letztlich warteten wir ein paar Wochen und machten alles noch mal – um es so erst perfekt hinzukriegen. Schließlich machten wir noch drei, vier verschie<strong>de</strong>ne Mixe mit verschie<strong>de</strong>nen Leuten, bis wir <strong>de</strong>n richtigen Sound hatten.« Wie immer verschwen<strong>de</strong>te Berger dabei keinen Gedanken an <strong>de</strong>n Zeitaufwand und das finanzielle Risiko. Für ihn zählt allein das Ergebnis. Das klingt pathetisch und eine Spur zu altruistisch, aber man glaubt es <strong>de</strong>m Schwe<strong>de</strong>n, wenn er eindringlich von seinem Beruf erzählt. Wobei es sich im Nachhinein leicht re<strong>de</strong>n lässt, wenn man so einen Erfolg eingefahren hat: »Dancing On My Own« eroberte nicht nur die Spitze <strong>de</strong>r schwedischen Charts, son<strong>de</strong>rn etablierte Robyn endlich weltweit – und bescherte ihr etliche Musikpreise. Doch auch Berger betont, dass das keine Garantie für irgendwas sei. Schon beim nächsten Projekt fängt man wie<strong>de</strong>r bei null an. Entschei<strong>de</strong>nd sei, so Berger, dass man alles immer konsequent mit voller Energie durchziehe. Selbst wenn er zwischendurch das Gefühl bekäme, dass eine Zusammenarbeit keine Chance auf Erfolg hat, bringe er sie immer zu En<strong>de</strong>. Denn die Songs, die er schreibe, gehörten nicht nur für immer ihm, <strong>de</strong>m Songwriter, sie zeigten oft erst viel später ihr wahres Gesicht. Man könne selbst bei einem Flop nie wissen, ob <strong>de</strong>r Song nicht doch noch irgendwann auf irgen<strong>de</strong>inem Weg die Herzen von Millionen Musikfans gewinne. Robyn Die 1979 geborene Schwedin nahm schon mit zwölf Jahren ihren ersten selbst geschriebenen Song für das schwedische Fernsehen auf. 1999 hatte sie mit »Do You Know (What It Takes)«, das sie gemeinsam mit Max Martin, Denniz Pop und Herbie Crichlow schrieb, einen weltweiten Dance- Pop-Hit. 2005 vollzog sie mit ihrem cluborientierten Album »Robyn« einen eindrucksvollen musikalischen Wan<strong>de</strong>l, bekam überall begeisterte Kritiken und lan<strong>de</strong>te im Vorprogramm von Madonna. Zuletzt feierte sie mit ihrer Album-Trilogie »Body Talk« große Erfolge.
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