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HEUTE 059<br />
Interview mit Daniel Miller<br />
Retro lässt<br />
mich kalt<br />
Das diesmalige <strong>Intro</strong> Spezial (Seite 119) ist<br />
<strong>de</strong>n Retro trends <strong>de</strong>r Nullerjahre gewidmet.<br />
Daniel Miller, <strong>de</strong>r seit mehr als dreißig Jahren<br />
Mute Records betreibt, hat in dieser Zeit<br />
Künstler wie DAF, Depeche Mo<strong>de</strong> und Fad<br />
Gadget gesignt, <strong>de</strong>ren Musik in <strong>de</strong>r letzten<br />
Deka<strong>de</strong> oft zitiert wur<strong>de</strong>. Anlass für ein paar<br />
Fragen zum aktuellen Retrotrend.<br />
»S.C.U.M habe<br />
ich sehr früh<br />
gesehen. Sie<br />
spielten eine<br />
Art von purem<br />
Krach. Das fand<br />
ich fantastisch.<br />
Es war ein sehr<br />
formloses<br />
Etwas, aber mit<br />
Unmengen an<br />
Potenzial.«<br />
(Daniel Miller, Mute)<br />
Daniel Miller, war und ist Innovation ein wichtiges Kriterium<br />
für Veröffentlichungen auf Mute?<br />
Absolut. Meine Erwartung ist da an elektronische Musik<br />
höher, einfach, weil die Technologie jünger ist. Wenn es um<br />
einen Act wie Big Deal geht – nur zwei Gitarren und zwei<br />
Stimmen –, will ich, dass es originell ist. Es geht dann mehr<br />
um die Songs, um die Leute dahinter, um die Art, wie sie<br />
das präsentieren. Aber Innovation ist wichtig, Originalität<br />
ist wichtig, Songs sind wichtig – zumin<strong>de</strong>st, wenn man<br />
Songs macht.<br />
Was hältst du von Retrotrends?<br />
Das interessiert mich nicht beson<strong>de</strong>rs, auf je<strong>de</strong>n Fall nicht<br />
für das Label. Vor einigen Jahren gab es viele Acts, die wie<br />
Bands von vor 30 Jahren klangen. Das lässt mich kalt. Ich<br />
habe mit einigen <strong>de</strong>r besten Bands dieser Zeit gearbeitet,<br />
warum sollte ich mir jetzt etwas Ähnliches anhören, das<br />
nicht so gut ist? Das macht keinen Sinn.<br />
Die Postpunk-Schwemme in <strong>de</strong>n 00er-Jahren hat dich<br />
also genervt?<br />
Was mich mehr als alles an<strong>de</strong>re genervt hat, war Britpop.<br />
Weniger wegen <strong>de</strong>r Musik – auch wenn mir die nicht beson<strong>de</strong>rs<br />
gefällt, es gab ein, zwei gute Bands, <strong>de</strong>r Rest war<br />
Mist –, son<strong>de</strong>rn wegen <strong>de</strong>r Art und Weise, wie die Medien<br />
das verhan<strong>de</strong>lten. Plötzlich war alles an<strong>de</strong>re von <strong>de</strong>r Landkarte<br />
verschwun<strong>de</strong>n, wichtig war nur mehr Britpop. Das<br />
war problematisch.<br />
Ist Nostalgie trotz<strong>de</strong>m etwas, das dich in Musik gefangen<br />
nimmt?<br />
An Nostalgie ist nichts verkehrt, ich bin von Natur aus eine<br />
ziemlich nostalgische Person. Ich fand, dass die frühen<br />
Kraftwerk Nostalgie in ihrer Musik hatten, eine gewisse<br />
Sentimentalität, die für mich funktioniert hat. Wenn aber<br />
jemand etwas einfach wie<strong>de</strong>rholt, etwa versucht, einen<br />
bestimmten Klang aus <strong>de</strong>n 60ern hinzubekommen, spielt<br />
das für mich keine Rolle.<br />
Reissues sind für Mute allerdings<br />
ein wichtiges Thema.<br />
Natürlich, damit habe ich kein<br />
Problem. Denn die alten Platten<br />
sind toll. Wenn sie ein neues Publikum<br />
erreichen können, ist das<br />
eine gute Sache. ReIssues, Compilations<br />
– ich will einfach, dass<br />
meine Künstler ein möglichst<br />
breites Publikum erreichen.