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HEUTE 063 Foster The People Popmusik als Jingle-Ersatz Foster The People wollen erfolgreich wer<strong>de</strong>n. Mit diesem Unterfangen sind sie nicht allein. Aber die Band aus Los Angeles ist bereit, dafür einiges mehr zu geben als <strong>de</strong>r Newcomer von nebenan, und scheut sich nicht, die stromlinienförmigsten Komponenten von MGMT und Phoenix zu Popsongs zu verdichten. Mario Lasar traf mit Sänger und Mastermind Mark Foster einen hochmotivierten Berufsmusiker in London. Foto: Franziska Sinn Mark Foster, <strong>de</strong>r eher klein geratene Sänger, Multiinstrumentalist und Kopf von Foster The People, arbeitete vor Gründung seiner Band als Komponist von Werbejingles. Dies erklärt, dass die Songs von Foster The People so meisterhaft komponiert sind, dass sie zwar kalkuliert wirken, aber durch das einnehmen<strong>de</strong> Endresultat gea<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n. Das macht die Musik <strong>de</strong>s Trios aus Los Angeles zwar nicht beson<strong>de</strong>rs originell, aber sie entspricht <strong>de</strong>m emphatischen Versprechen von Pop. Alles an ihr ist darauf ausgerichtet, Massenkompatibilität zu erfüllen: Die Band wirkt wie eine auf Indie-Publikum zugeschnittene Variante <strong>de</strong>r Spät-80er-Hit-Fabrik Stock Aitken Waterman, die erfolgreich Hit-Singles am Reißbrett entwarf. Vor diesem Hintergrund wird klar, dass Foster The People für ihre Musik das Publikum schon mit<strong>de</strong>nken müssen – da stehen sie Goethe in nichts nach, <strong>de</strong>r einst sagte: »Wer sich nicht eine Million Leser wünscht, sollte nicht ein einziges Wort schreiben.« Denn wie kaum eine an<strong>de</strong>re temporäre Band benötigen ihre Songs möglichst viele Zuhörer, um zum Leben erweckt zu wer<strong>de</strong>n, wie Mark Foster selbst betont: »Ein Song, <strong>de</strong>r unter Verschluss gehalten wird, muss notgedrungen sterben.« Pop ist eine komplizierte Mischung. Gute Popmusik sollte die ultimative Catchiness in sich tragen und das »populär« im Namen repräsentieren, sich sowohl an <strong>de</strong>n Zeitgeist <strong>de</strong>r Zuhörerschaft anzuschmeicheln als auch die aktuellen künstlerischen Schwingungen aufzugreifen wissen. Diese traditionelle Konzentration auf <strong>de</strong>n Moment, die mit Pop assoziiert wird, stellt aber zugleich die große Hür<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Ewigkeitsanspruch dar. Die Frage für Foster The People mit ihrem im hohen Maße zeitgemäßen Sound ist nun: Können sie auch längerfristig für sich Be<strong>de</strong>utung reklamieren? Den Pop mit Yachtrock abfackeln Das Foster-The-People-Debütalbum »Torches« knüpft an ausgewählte populäre Bands und Stile <strong>de</strong>r Jetztzeit an. Ohne große Mühe lassen sich Verweise auf MGMT fin<strong>de</strong>n, weniger in Bezug auf <strong>de</strong>ren hippieeske Schlaffheit als hinsichtlich <strong>de</strong>r Art, wie die Gesangsstimme sich in Heliumhöhen aufschwingt. MGMT bescheinigt Foster im Interview dann auch, <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n bereitet zu haben für Bands wie seine. Ergänzend bringt er noch Phoenix ein. Aber natürlich beschränkt sich seine Band, die ernst genommen wer<strong>de</strong>n will, nicht auf die Gegenwart, vielmehr bemüht sie sich, eine historisch bewusste Perspektive auf Musik anzuwen<strong>de</strong>n. Was erklärt, dass Foster die Beach Boys, ELO und die Zombies als Referenzen nennt und hinzufügt, dass er Foster The People eben als klassischen Pop-Act sehe. Diese Selbsteinschätzung zeigt an, dass <strong>de</strong>r Band daran gelegen ist, <strong>de</strong>n Eindruck zu wi<strong>de</strong>rlegen, nur für <strong>de</strong>n Moment Gültigkeit zu besitzen; schließlich haben die genannten Bands (mit Ausnahme <strong>de</strong>r Zombies) überdurchschnittlich lange existiert. Beson<strong>de</strong>rs die Nennung von ELO ist interessant, galt die Band doch jahrelang als Inbegriff <strong>de</strong>s Uncoolen. Heutzutage scheint es aber wie<strong>de</strong>r okay o<strong>de</strong>r sogar hip zu sein, sie zu mögen. In noch stärkerem Maße trifft diese Einschätzung auf Fleetwood Mac zu, die große Adult-Oriented-Rock- Erfolgsstory <strong>de</strong>r 70er, <strong>de</strong>ren Songs jetzt schon von Holy Ghost zitiert wer<strong>de</strong>n; Holy Ghost lassen es sich nicht nehmen, auf ihrem Debütalbum mit Michael McDonald von <strong>de</strong>n Doobie Brothers im Duett zu singen. Hier offenbart sich ein Paradigmenwechsel, <strong>de</strong>r die von Punk ausgerufenen Feindbil<strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>n Akten legt. »Yachtrock«, eine glatt polierte Musik gewor<strong>de</strong>ne Oberflächlichkeit, ist ein gern gehörtes Schlag- Stock Aitken Waterman Produzenten-Songwriter- Trio, das ab 1984 High-Energy-Hits von Divine und Dead Or Alive verantwortlich zeichnete. Ab 1987 kreierten sie für die Charts maßgeschnei<strong>de</strong>rte Hits von Rick Astley und Kylie Minogue. Man trennte sich Anfang <strong>de</strong>r 90er. ELO Kurzform von Electric Light Orchestra. In <strong>de</strong>n späten 60ern von Roy Wood gegrün<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r das Ru<strong>de</strong>r aber 1971 an Jeff Lynne übergab. Unter <strong>de</strong>ssen Ägi<strong>de</strong> trat <strong>de</strong>r experimentelle Anteil <strong>de</strong>r Musik zugunsten aufgepimpter Beatles-Harmonien und ausgelebter Orchesterpomp-Fantasien in <strong>de</strong>n Hintergrund.
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