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046 HEUTE<br />
nicole morier<br />
Stadt: Los Angeles<br />
Kun<strong>de</strong>n: Britney Spears,<br />
Tom Jones, Lena Meyer-<br />
Landrut, Selina Gomez,<br />
Junkie XL, Miranda<br />
Cosgrove, Wynter Gordon<br />
Eigene Projekte:<br />
Electrocute, Spy Numbers<br />
Skills: Gesang, Gitarre,<br />
Klavier<br />
micHelle leonard<br />
Stadt: Berlin<br />
Kun<strong>de</strong>n: Joachim Witt,<br />
Cinema Bizarre, Tarja<br />
Turunen, No Angels,<br />
Giovanni, Thomas Godoj<br />
Eigene Projekte:<br />
Soloalbum (2009)<br />
Skills: Gesang,<br />
Lebensfreu<strong>de</strong> à gogo, lehrt<br />
an <strong>de</strong>r Popaka<strong>de</strong>mie das<br />
Fach Songwriting<br />
micHel Van dyke<br />
Stadt: Hamburg<br />
Kun<strong>de</strong>n: Jan Josef<br />
Liefers, Fury In The<br />
Slaughterhouse, Patrick<br />
Nuo, Echt, Jasmin Wagner,<br />
Mariannenplatz, Dieter<br />
Thomas Kuhn<br />
Eigene Projekte: Michel<br />
Van Dyke, Ruben Cossani<br />
Skills: Gesang, Gitarre,<br />
Klavier, Orgel<br />
Patrik berger<br />
Stadt: Stockholm<br />
Kun<strong>de</strong>n: Those Dancing<br />
Days, Robyn, Roman<br />
Fischer, Peter Maffay,<br />
Empty Trash, Hilary Duff,<br />
Cherie<br />
Eigene Projekte: Snuffed<br />
By The Yakuza<br />
Skills: Gitarre, Produzent<br />
Tom Jones<br />
Der ehemalige Staubsaugervertreter<br />
hatte 1964 mit<br />
»It‘s Not Unusual« im Alter<br />
von 24 Jahren seinen ersten<br />
von vielen Nummer-1-Hits<br />
weltweit. Jones hat eine<br />
<strong>de</strong>r lautesten Stimmen im<br />
Showgeschäft, fühlt sich in<br />
fast je<strong>de</strong>m Genre zu Hause<br />
und veröffentlichte schon<br />
mit so unterschiedlichen<br />
Künstlern wie Art Of Noise,<br />
New Mo<strong>de</strong>l Army, The Cardigans,<br />
The Stereophonics<br />
und Van Morrison gemeinsam<br />
Singles. Bis heute hat er<br />
über 100 Millionen Platten<br />
verkauft.<br />
nicole Morier ist aufgeregt. Der Anruf <strong>de</strong>r<br />
Produzenten gestern kam unerwartet.<br />
Tom Jones braucht junge Songwriter für<br />
sein neues Album »24 Hours«, da könne<br />
sie doch bestimmt was reißen. Die<br />
30-Jährige ist erst seit ein paar Monaten<br />
im Geschäft, früher war sie Teil <strong>de</strong>r Garagepunkband<br />
Gol<strong>de</strong>n Showers und tourte<br />
endlos durch die Staaten, später arbeitete<br />
sie im Berlin <strong>de</strong>r Nullerjahre mit Peaches<br />
zusammen und grün<strong>de</strong>te das Electropop-<br />
Duo Electrocute, mit <strong>de</strong>m sie schon ihr<br />
Gespür für kantige, aber eingängige Dancemusic in die<br />
Clubs einbrachte. Und nun will sie es als Songwriterin für<br />
an<strong>de</strong>re wissen. Dieses Talent verschaffte <strong>de</strong>r extravaganten<br />
Szene-Persönlichkeit mit »Heaven On Earth« schon <strong>de</strong>n<br />
Sprung auf ein Britney-Album. Ein unglaublicher Start<br />
für eine Songwriterkarriere. Jetzt lebt sie in Los Angeles.<br />
Besser geht es nicht.<br />
Aber war das bisher nicht alles nur Glück? Kann sie jetzt<br />
wirklich auch <strong>de</strong>n »Tiger« überzeugen? Den Hun<strong>de</strong>rt-Millionen-Alben-Seller?<br />
Der Mann hat schließlich schon mit<br />
je<strong>de</strong>m großen Songwriter gearbeitet. Wie passt sie da rein?<br />
Und so sitzt Morier an diesem Tag 2008 mit Future Cut,<br />
<strong>de</strong>m renommierten Produzentenduo aus Manchester, das<br />
gera<strong>de</strong> erst mit Lily Allens »Smile« einen Hit gelan<strong>de</strong>t hat,<br />
in einem kleinen Writing-Room mit Gesangskabine in L.A.<br />
Sie hört sich Trackskizzen an und ist extrem nervös. »Dazu<br />
brauchen wir Text und Melodie«, teilen ihr die bei<strong>de</strong>n Englän<strong>de</strong>r<br />
mit. Sie erklären, dass man auf keinen Fall ein weiteres<br />
»Sex Bomb« (übrigens geschrieben von <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen DJ<br />
Mousse T.), <strong>de</strong>n letzten großen Hit von Jones, möchte. Eher<br />
etwas in Richtung Retrosoul, das an die Anfangszeit von<br />
Jones‘ Karriere erinnert. Mehr Input kommt nicht. Nur<br />
noch mehr Druck: »Wäre toll, wenn du was fertig hättest,<br />
bis Tom kommt. <strong>Als</strong>o in knapp drei Stun<strong>de</strong>n.« Morier eilt in<br />
einen Nebenraum, greift sich die erste Songskizze, bei <strong>de</strong>r<br />
sie irgendwas spürt, und fängt an zu schreiben.<br />
<strong>Als</strong> Jones ankommt, sind Text und Melodie so gut wie<br />
fertig, <strong>de</strong>r Stress ist aber noch lange nicht vorbei. Jetzt wird<br />
sie nämlich vom Star freundlich aufgefor<strong>de</strong>rt, ihre I<strong>de</strong>en<br />
gleich mal vorzusingen. Jetzt? Hier? Sie nimmt das Textblatt<br />
und fängt an zu singen, während Jones ihr über die Schulter<br />
guckt und mitliest. »Das war‘s, gleich schmeißen sie mich<br />
raus«, <strong>de</strong>nkt sie, während sie versucht, <strong>de</strong>n Song einigermaßen<br />
fehlerfrei zu bringen. Aber Tom äußert lediglich einige<br />
än<strong>de</strong>rungswünsche: »Und dann möchte ich, dass du das<br />
Ganze noch mal in <strong>de</strong>r Gesangskabine einsingst, damit wir<br />
das aufnehmen können. Wir brauchen ein Demo«, fügt er<br />
nebenbei hinzu. »Das ist ja noch erniedrigen<strong>de</strong>r«, <strong>de</strong>nkt Morier.<br />
Sie sieht zwar selbst aus wie ein Popstar, stand oft genug<br />
auf <strong>de</strong>r Bühne. Aber gegen Jones kommt sie sich stimmlich<br />
wie ein Zwerg vor. Und doch betritt sie die Gesangskabine<br />
und singt <strong>de</strong>n Song, <strong>de</strong>n sie gera<strong>de</strong> erst geschrieben hat,<br />
ein: Melodie, Text, Refrain, alles muss sitzen. Es gibt kein<br />
zweites Take, Overdubs schon gar nicht.<br />
Die Tortur ist damit aber noch nicht zu En<strong>de</strong>, <strong>de</strong>nn jetzt<br />
hört sich Jones das frische Demo in ihrer Gegenwart so<br />
lange an, bis er <strong>de</strong>n Song in- und auswendig kennt. Endlich<br />
betritt Jones selbst die Gesangskabine und singt ihr Lied. Es<br />
klingt sofort wie einer seiner Klassiker. Alle im Raum starren<br />
Morier fassungslos an: Wie zur Hölle hat sie das gemacht?<br />
Die Songwriterin weiß jetzt, dass sie Songs schreiben kann,<br />
als ginge es um ihr Leben. Die erste Singleauskopplung <strong>de</strong>s<br />
kommen<strong>de</strong>n Tom-Jones-Albums hat sie mit »If He Should<br />
Ever Leave You« in <strong>de</strong>r Tasche. Später wird sie noch zwei<br />
weitere Songs für das Album beisteuern. Es ist <strong>de</strong>r beste<br />
Moment ihres Lebens.