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Wissenschaftliche Arbeitsgruppe - Katholisch.de

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niño Fi<strong>de</strong>ncio in Mexiko und El niño Jesús <strong>de</strong> Barlovento in Venezuela) sowie neue synkretistische<br />

Gemeinschaften (Luz <strong>de</strong>l Mundo) und esoterische bzw. millenaristische Bewegungen (wie die katholische<br />

La Nueva Jerusalem). 1986 gab es z.B. in Brasilien ca. 600.000 Adventisten in aufgerun<strong>de</strong>t 7.000<br />

Gemein<strong>de</strong>n, 300.000 Zeugen Jehovas in 3.180 Kongregationen, 300.000 Mormonen in 287 Tempeln<br />

und mehr als 50.000 Anhänger <strong>de</strong>r Mun-Bewegung in 165 Missionsstationen (Lima: 2, 113, 117 u. 126).<br />

Nach David B. Barrett waren 1982 17,7 Prozent <strong>de</strong>r 135,6 Mio. Brasilianer Anhänger von synkretistischen<br />

Afroamerikanischen Religionen.<br />

Ebenso auf <strong>de</strong>m Vormarsch sind die Religionen Altamerikas (die Maya- und Aztekenkulte) und die<br />

missionieren<strong>de</strong>n Bewegungen <strong>de</strong>s Ostens: die Mun-Bewegung, die Tibetanischen Gemeinschaften, <strong>de</strong>r<br />

Baha’ismus, die International Society for Krishna-Consciousness (ISKCON) etc. (Brandão 1986-1987;<br />

Bastian 1990:6).<br />

Verbreitung <strong>de</strong>r Sekten und NRMs in Asien und Ozeanien<br />

Nach <strong>de</strong>m Scheitern <strong>de</strong>r christlichen Missionierung in China durch die Nestorianer und später die Jesuiten<br />

gelang es erst nach <strong>de</strong>m Opiumkrieg zwischen China und Großbritannien 1840-1842 und <strong>de</strong>m<br />

darauffolgen<strong>de</strong>n Abschluß <strong>de</strong>s Vertrages von Nanking 1842 <strong>de</strong>n christlichen Missionaren - unter <strong>de</strong>m<br />

Schutz <strong>de</strong>r Großmächte - ins „Reich <strong>de</strong>r Mitte“ einzudringen. Die bekannteste evangelikale Mission muß<br />

wohl die China Inland Mission <strong>de</strong>s Englän<strong>de</strong>rs James Hudson Taylor gewesen sein. Die Missionsstationen<br />

lebten abgetrennt von <strong>de</strong>r Außenwelt und verfügten jeweils über eine Schule, eine Klinik, einen Schlafsaal<br />

und eine Kapelle. Die chinesischen Protestanten - 700.000 im Jahre 1949 - wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

abwertend als yangnao (Sklaven im Dienst <strong>de</strong>r frem<strong>de</strong>n Mächte) bezeichnet. Die feindselige Haltung gegen<br />

die Missionen und die Religionen, die „aus <strong>de</strong>m Ozean gekommen sind“ (yangjiao), wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>m<br />

Boxeraufstand 1900, <strong>de</strong>r Proklamation <strong>de</strong>r Republik 1911 und vor allem durch die „Bewegung <strong>de</strong>s 4. Mai<br />

1919“ - einer nationalistischen Bewegung, die aufgrund <strong>de</strong>r Übergabe <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Konzessionen an die<br />

Japaner entstand - durch die chinesischen Intellektuellen noch geschürt.<br />

Nach <strong>de</strong>r kommunistischen Revolution von 1949 sahen sich die ausländischen Missionare gezwungen, das<br />

Land zu verlassen. Eine chinesische protestantische Bewegung, die Drei-Selbst-Bewegung (Three-Self<br />

Movement), die das Prinzip <strong>de</strong>r Selbsterhaltung (self-supporting), Selbstverwaltung (self-governing) und<br />

Selbstausbreitung (self-extending) vertritt, wur<strong>de</strong> 1950 unter <strong>de</strong>r Führung von Wu Yaozong, einem früheren<br />

Gegner Tschiang Kai-scheks, gegrün<strong>de</strong>t und konnte, trotz aller Schwierigkeiten, ihre religiöse Tätigkeit<br />

fortführen. Durch <strong>de</strong>n Korea-Krieg wur<strong>de</strong> ihre finanzielle Unabhängigkeit von <strong>de</strong>n ausländischen<br />

Missionen beschleunigt. Die Volksrepublik China war damals gewillt, die westlichen „Imperialisten“, nicht<br />

aber die einheimischen religiösen Gemeinschaften zu bekämpfen. Es war für <strong>de</strong>n Premierminister Zhou<br />

Enlai wichtig, die zahlreichen karitativen Werke <strong>de</strong>r Protestanten funktionsfähig zu erhalten. Die<br />

Kompromißbereitschaft <strong>de</strong>r Kirchenführung <strong>de</strong>r Drei-Selbst-Bewegung führte jedoch ab <strong>de</strong>n 50er Jahren zu<br />

einem starken Ansteigen kleiner unabhängiger und illegaler house-churches. Die relative Akzeptanz <strong>de</strong>r<br />

Regierung gegenüber <strong>de</strong>r Drei-Selbst-Bewegung än<strong>de</strong>rte sich allerdings 1963 schlagartig, als die<br />

„Kampagne <strong>de</strong>r atheistischen Bildung“ eingeleitet wur<strong>de</strong>. Es war jetzt die Religion als solche, die von <strong>de</strong>n<br />

Kommunisten als subversive Kraft betrachtet wur<strong>de</strong>. Diese Feindlichkeit verschärfte sich noch 1965 mit <strong>de</strong>r<br />

Kulturrevolution. Selbst die Evangelisten <strong>de</strong>r regimetreuen Kirche wur<strong>de</strong>n damals von Rotgardisten<br />

verfolgt und lächerlich gemacht. Die religiöse Untergrundorganisation <strong>de</strong>r house-churches bekam<br />

infolge<strong>de</strong>ssen neue Anhänger. Doch nach <strong>de</strong>m Tod Maos 1976 begann die Regierung ihre Kirchenpolitik<br />

zu revidieren, und seit 1979 herrscht in China eine größere Religionsfreiheit. Die Drei-Selbst-Bewegung<br />

konnte auftauchen, und stark synkretistische Religionsgemeinschaften mit millenaristischen, messianistischen<br />

und pfingstlichen Zügen wur<strong>de</strong>n von house-churches-Anhängern gegrün<strong>de</strong>t. Das gilt für die<br />

„Gemeinschaft <strong>de</strong>s bösen Geistes“ im Osten Chinas, für die „Gemeinschaft <strong>de</strong>r neuen Geburt“, die 1982 in<br />

<strong>de</strong>r Provinz Henan entstan<strong>de</strong>n ist, für die „Bewegung für das Evangelium“, die seit 1981 in <strong>de</strong>n östlichen<br />

und mittleren Provinzen Chinas tätig ist, für die „Wahre Kirche Jesu“ und für die „Gemeinschaft <strong>de</strong>s großen<br />

Schreis“, einer sehr großen religiösen Gemeinschaft, die sich als Gegner <strong>de</strong>r Drei-Selbst-Bewegung versteht<br />

und von einem in <strong>de</strong>n Vereinigten Staaten exilierten Chinesen, Li Changshou, geführt wird. Die meisten<br />

Anhänger dieser religiösen Bewegungen sind ländliche Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Unterschicht, die viele Jahre keinen<br />

Zugang zur Bibel haben konnten (Hong 1987:191-199).<br />

Die Zahl <strong>de</strong>r Sektenanhänger in China ist wegen <strong>de</strong>r politischen Lage in diesem Lan<strong>de</strong> schwer zu schätzen.<br />

Die Drei-Selbst-Bewegung erklärt aufgrund ihrer i<strong>de</strong>ologischen Überzeugungen, es gäbe nur 5 Mio.<br />

Protestanten in China, davon 3 Mio., die zu ihrer Bewegung gehörten. Der Missionswissenschaftler David

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