Wissenschaftliche Arbeitsgruppe - Katholisch.de
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In Südafrika haben jetzt die Organisationen spiritueller unabhängiger Kirchen, AICA bzw. ASCA und<br />
WAAIC, für eine Politisierung ihrer Basis Stellung genommen. Gesine Krüger berichtet:<br />
„Ein großes Problem bei <strong>de</strong>r Bestimmung, ob und in welchem Maß die<br />
Unabhängigen Kirchen politisch aktiv sind, ist neben <strong>de</strong>m weitgehen<strong>de</strong>n<br />
Mangel an Informationen eine zu enge Bestimmung <strong>de</strong>ssen, was als ,politisch‘<br />
angesehen wird. ,Politik ist keine Kirchenangelegenheit‘ heißt es in <strong>de</strong>r<br />
Pilotstudie ,Speaking For Ourselves‘, aber auch ,rassistische Diskriminierung<br />
und Unterdrückung wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Bibel abgelehnt [...] Und was tun unsere<br />
Leute dabei? Sie treten in politische Organisationen o<strong>de</strong>r Gewerkschaften ein<br />
und nehmen am Kampf um unsere Befreiung teil. Aber das ist eine<br />
Angelegenheit individueller Entscheidung‘“ (Krüger 1989:97).<br />
Krüger ist davon überzeugt, daß die Mitglie<strong>de</strong>r und manche Führer <strong>de</strong>r Unabhängigen Kirchen<br />
Schwarzafrikas ein neues Bewußtsein von <strong>de</strong>r Notwendigkeit gesellschaftlicher Transformationen<br />
entwickelt haben (Krüger 1989:98-100; Thelete 1981:154; Rothe 1986:85).<br />
Zur Beziehung zwischen puritanischer Lebensführung, Bildung und Entwicklung<br />
Da die bibelfundamentalistischen Gruppen das religiöse Weltbild <strong>de</strong>r Volksreligiosität weitgehend<br />
entmythologisieren und eine puritanische Ethik vermitteln, kann man sie als Träger eines<br />
Rationalisierungsprozesses betrachten (Wilson 1990), <strong>de</strong>r nicht nur <strong>de</strong>n Weg für die Entwicklung <strong>de</strong>s<br />
Kapitalismus ebnet (Rohr 1991:186-187), son<strong>de</strong>rn auch eine effektivere Entwicklungshilfearbeit ermöglichen<br />
kann.<br />
Trotz aller Vorbehalte <strong>de</strong>r Pfingstkirchen gegen die Wissenschaft ermöglichen sie ihren Anhängern die<br />
Anpassung an die neue rationalisierte und technokratische Gesellschaft (Muniz <strong>de</strong> Souza 1969), in<strong>de</strong>m sie<br />
einen Abstraktionsprozeß vollziehen, <strong>de</strong>r die mythischen Mächte <strong>de</strong>s Hei<strong>de</strong>ntums und <strong>de</strong>r Volksreligiosität<br />
zum transzen<strong>de</strong>nten Heiligen Geist sublimiert:<br />
„Es gilt festzustellen, daß <strong>de</strong>r Pentecotismo trotz allem eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong><br />
Entwicklung gegenüber <strong>de</strong>m Catolicismo Popular darstellt. Jesus wird we<strong>de</strong>r<br />
materialisiert noch lokalisiert, es gibt we<strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Statuen noch ist die<br />
Gewährung <strong>de</strong>r Heilsgna<strong>de</strong>n gebun<strong>de</strong>n an bestimmte herausragen<strong>de</strong> Festzeiten,<br />
wie im Catolicismo Popular. Auch Heiligtümer sind unnötig: Jesus wird dort<br />
gegenwärtig, wo sich die Gemeinschaft versammelt, sei es in einem<br />
prunkvollen Tempel, sei es in einem alten gemieteten Zimmer, sei es auf <strong>de</strong>n<br />
Straßen o<strong>de</strong>r öffentlichen Plätzen <strong>de</strong>r Städte o<strong>de</strong>r noch am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Flüsse.<br />
Das Wun<strong>de</strong>r, die Zeichen und die Gaben <strong>de</strong>s Heiligen Geistes - nicht die Statue<br />
eines Heiligen - wer<strong>de</strong>n zur Hierophanie <strong>de</strong>s Heiligen“ (Siebeneichler<br />
1976:109-110).<br />
Aufgrund ihrer puritanischen Lebensführung wirken die Sektenanhänger oft in <strong>de</strong>n Vierteln, wo Gewalt<br />
herrscht, als Frie<strong>de</strong>nsstifter. Lancaster erwähnt in diesem Zusammenhang die folgen<strong>de</strong> Bemerkung einer<br />
Zeugin Jehovas - einer Textilarbeiterin aus <strong>de</strong>m Slum Sergio Altamirano in Managua:<br />
„Crime is very bad in this barrio. There is a lot of <strong>de</strong>linquency, and it can be<br />
very dangerous here. Our neighbors in front over there have been robbed three<br />
times in the last six months: an iron, some clothes, and a sewing machine... We<br />
have a CDS, and it keeps fair vigilance, but that is at night. So now the thieves<br />
come in the daytime, while people are out at work... We are already poor, and