Wissenschaftliche Arbeitsgruppe - Katholisch.de
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„Die Fundamentalisten kämpfen für Gott und gegen Kommunisten. Gegen die<br />
kämpfen auch die Militärs. Also bil<strong>de</strong>n sie eine natürliche Allianz“ (Härpfer /<br />
Rafael 1991:19).<br />
Die Pfingstkirchen und Indianerorganisationen Venezuelas beschuldigten ihrerseits die NTM,<br />
Wirtschaftsspionage zu betreiben (Schulze 1987:53-54).<br />
Die CIA versuchte, Anhänger bibelfundamentalistischer Gruppen für ihr lateinamerikanisches<br />
Counterinsurgency-Programm (Aufstandsbekämpfung) zu benutzen. In Guatemala beispielsweise fand im<br />
ehemaligen Green Beret John Carrette, einem Mitglied <strong>de</strong>r neopfingstlichen Shekinah-Kirche und <strong>de</strong>r<br />
Full Gospel Businessmen Fellowship, die Politik <strong>de</strong>r Aufstandsbekämpfung einen enthusiastischen<br />
Befürworter (Schäfer 1990b:747). Darüber hinaus wur<strong>de</strong> 1982 <strong>de</strong>r Geschäftsmann Harris Whitbeck, ein<br />
früherer US-Marineinfanterist mit Spezialausbildung in Counterinsurgency, Mitglied <strong>de</strong>r Berhorst-Stiftung<br />
und <strong>de</strong>r Partners of the Americas und Ältester <strong>de</strong>r Iglesia Cristiana <strong>de</strong> la Palabra, kurz El Verbo genannt,<br />
nach <strong>de</strong>m Putsch seines Verbo-Mitbru<strong>de</strong>rs, <strong>de</strong>s neopfingstlichen Generals Efraín Ríos Montt, zu einem<br />
zivilen Berater <strong>de</strong>s neuen Machthabers für das Hilfsprogramm PAAC (Programa <strong>de</strong> Ayuda para las Aereas<br />
en Conflicto) in <strong>de</strong>r Konfliktzone <strong>de</strong>r indianischen Ixil-Gegend ernannt. Pro-zionistische Kräfte sind<br />
ebenfalls unter <strong>de</strong>n Neopfingstlern aus Guatemala am Werk: Der Lea<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Fraternidad Cristiana, Jorge<br />
H. López, ist einer <strong>de</strong>r zwölf Direktoren <strong>de</strong>r International Christian Embassy Jerusalem (ICEJ), einer Pro-<br />
Israel-Organisation, die 1980 in Jerusalem von zionistischen Christen gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong> und über einen Etat<br />
von ca. einer Million Dollar verfügt (Schäfer 1990b:747).<br />
In Nicaragua ging nach <strong>de</strong>r Regierungsübernahme durch die Sandinisten 1979 <strong>de</strong>r Direktor <strong>de</strong>r <br />
evangelikalen Missionsorganisation Campus Crusa<strong>de</strong> for Christ aus „politischen Grün<strong>de</strong>n“ nach<br />
Honduras. INDEF (Instituto <strong>de</strong> Evangelización a Fondo) eröffnete seinerseits ein neues Büro in Costa<br />
Rica. Die meisten amerikanischen Missionare wur<strong>de</strong>n wegen antirevolutionärer Propaganda aus <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong><br />
vertrieben: u.a. David Spencer, <strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>r Impfungskampagne <strong>de</strong>r Regierung wi<strong>de</strong>rsetzt hatte, o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Pfingstler Morris Cerullo, <strong>de</strong>r sich als Ziel gesetzt hatte, die „Dämonen“ (Kommunisten) aus <strong>de</strong>m Land zu<br />
vertreiben. Nach <strong>de</strong>r US-Journalistin Sara Diamond soll <strong>de</strong>r Oberstleutnant Oliver North <strong>de</strong>n Gospel<br />
Crusa<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Neopfingstlers Gerald Derstine und <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlassung <strong>de</strong>r International Christian Embassy<br />
Jerusalem in Honduras geholfen haben, die Contras zu unterstützen (Schäfer 1990b:744). Auch US-<br />
Fernsehprediger hatten dabei ihre Hän<strong>de</strong> im Spiel: Der Grün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r neokonservativen Moral Majority<br />
(heute Liberty Fe<strong>de</strong>ration genannt), Jerry Falwell, und <strong>de</strong>r Senatorssohn Pat Robertson 4 halfen mit<br />
finanziellen Mitteln <strong>de</strong>n Contras, bemühten sich, die nicaraguanischen Evangelikalen gegen die Sandinisten<br />
zu mobilisieren (Stoll 1986; Lernoux 1988; Deiros 1991) und initiierten eine Kampagne, um die „Kirchenverfolgung“<br />
<strong>de</strong>r sandinistischen Regierung mit Hilfe von nicaraguanischen Evangelikalen (Yimmi Hassan,<br />
Manuel Tijerino) in <strong>de</strong>n westlichen Medien hochzuspielen. 5 Sie arbeiteten mit <strong>de</strong>m im April 1981 von<br />
evangelikalen Pastoren und neokonservativen Politikern gegrün<strong>de</strong>ten Institute for Religion and Democracy<br />
(IRD) - einem Spezialprojekt <strong>de</strong>r Coalition for a Democracy Majority (CDM) - eng zusammen. Schon<br />
1981 hatte das IRD die Politik <strong>de</strong>r Reagan-Regierung in El Salvador gegen heftige Kritik <strong>de</strong>s North<br />
American National Council of Churches verteidigt und für die Agrarreform als Instrument eines<br />
Counterinsurgency-Programmes Stellung genommen.<br />
4 1988 bewarb sich Pat Robertson vergeblich um die Nominierung zum Präsi<strong>de</strong>ntschaftskandidaten<br />
<strong>de</strong>r Republikaner.<br />
5 Die sog. „Kirchenverfolgung“ soll in Nicaragua relativ begrenzt gewesen sein. Nach <strong>de</strong>r<br />
Verweigerung <strong>de</strong>r Zeugen Jehovas, <strong>de</strong>r Mormonen und einiger Pfingstkirchler in<br />
<strong>de</strong>n Comités <strong>de</strong> Defensa Sandinista (CDS) Waffen zu tragen, startete zwar 1982-1983<br />
die Regierung eine Anti-Sekten-Kampagne und ließ in <strong>de</strong>n Zeitschriften Artikel über<br />
„Sectas y Contrainsurgencia“; „Previenen sobre falsos profetas que financia CIA“; „CIA<br />
usa a sectas para pasar fondos“; „Reportaje especial <strong>de</strong> Barricada. La invasión <strong>de</strong> las<br />
sectas“; „Ojo con los medios, sectas y diversionismo“; „Los impostores <strong>de</strong> los últimos<br />
días“ etc. erscheinen. Das CEPAD (Evangelikales Komitee für Hilfe und Entwicklung<br />
Nicaraguas), das die Sandinisten aktiv unterstützte, protestierte aber gegen diese<br />
Pressekampagne und erreichte, daß mehrere Kirchen wie<strong>de</strong>r eröffnet wur<strong>de</strong>n,<br />
insbeson<strong>de</strong>re die <strong>de</strong>r Adventisten (Martínez 1989:47-49; Lancaster 1988:100-101).