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Wissenschaftliche Arbeitsgruppe - Katholisch.de

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Bapostolo tagelang fastend, singend und tanzend vor <strong>de</strong>n Türen <strong>de</strong>r Gefängnisse blieben, in <strong>de</strong>nen ihre<br />

Glaubensbrü<strong>de</strong>r wegen einer neuen Sektengesetzgebung saßen (Ngandu 1990:131-132).<br />

Die Missionierungskampagnen<br />

Für die rasche Entwicklung <strong>de</strong>r Sekten und NRMs in <strong>de</strong>r südlichen Hemisphäre - vor allem in<br />

Lateinamerika und auf <strong>de</strong>n Philippinen - kommt auch <strong>de</strong>r westlichen finanziellen und logistischen<br />

missionarischen Unterstützung eine große Be<strong>de</strong>utung zu. Trotz <strong>de</strong>s schon erwähnten Beschlusses von<br />

Edinburgh wur<strong>de</strong> Anfang <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts die Evangelisation Lateinamerikas durch Evangelikale,<br />

Pfingstler und Neopfingstler fortgeführt. 1916 teilten sich sogar 44 Missionskirchen und -gesellschaften <strong>de</strong>n<br />

Kontinent auf. Die Ereignisse in China 1927, 1934 und 1949 brachten viele <strong>de</strong>r 5.000 Missionare, die<br />

dieses Land verlassen mußten, nach Lateinamerika. 1938 beschlossen die Delegierten <strong>de</strong>s internationalen<br />

Missionskongresses von Madras die Intensivierung <strong>de</strong>r missionarischen Tätigkeiten auf <strong>de</strong>m Kontinent mit<br />

<strong>de</strong>r Begründung, das Christentum wäre dort „zerfallen und verdorben“. Im Oktober 1949 veröffentlichte<br />

<strong>de</strong>r berühmte methodistische Missionar John R. Mott (1865-1965) einen Bericht, in <strong>de</strong>m er Lateinamerika<br />

als Missionsfeld par excellence beschrieb (Damboriena 1962 I:27-28; Meyer 1990:11). Daher ist es kein<br />

Wun<strong>de</strong>r, daß nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg die Zahl <strong>de</strong>r nordamerikanischen Missionen in Lateinamerika -<br />

vor allem in Zentralamerika - rasch anstieg (vgl. Anhang 8.1 und 8.2). Die Latin American Mission (LAM),<br />

ein Missionswerk, das protestantische Missionen und Kirchen logistisch unterstützte, entwickelte neue<br />

Evangelisationsstrategien. In <strong>de</strong>n 60er Jahren - nach <strong>de</strong>m Sieg Castros in Cuba - organisierte sie die breite<br />

und erfolgreiche Kampagne Evangelism-in-Depth (Evangelismo a Fondo). Ulrich Schäfer bewertet die<br />

Ergebnisse dieser Aktion in Guatemala folgen<strong>de</strong>rmaßen:<br />

„In <strong>de</strong>n Jahren 1962 und 1963 erzielte die Evangelisationskampagne <strong>de</strong>s<br />

INDEPTH Evangelism eine große missionarische Breitenwirkung. Neben<br />

einem starken Impuls für das Wachstum brachte die Kampagne durch Vor- und<br />

Nachbereitung von Mitarbeitern und Konvertiten <strong>de</strong>n Kirchen eine breite<br />

Mobilisierung und Selbstbestätigung [...] 1968 wur<strong>de</strong> das INDEPTH-Programm<br />

wie<strong>de</strong>rholt, ebenfalls mit großem Erfolg.“ (Schäfer 1988:43).<br />

Bekannte Erweckungsprediger wie Billy Graham veranstalteten kurz danach eigene Missionskampagnen,<br />

meist in großen Stadien: 1974 predigte Graham im riesigen Fußballstadion Maracana von Rio <strong>de</strong> Janeiro.<br />

Die Erlaubnis für die Veranstaltung und <strong>de</strong>ren Übertragung durch TV Globo wur<strong>de</strong> ihm vom Protestanten<br />

Humberto Melo erteilt, <strong>de</strong>m damaligen Chef <strong>de</strong>s Brasilianischen Generalstabes (Gutwirth 1991:224 N. 16).<br />

Nach Deiros waren 1979 in <strong>de</strong>r südlichen Hemisphäre 53.500 US-Missionare im Auftrag evangelikaler<br />

Missions- und Hilfsorganisationen tätig, die gemeinsam über ca. 1,2 Milliar<strong>de</strong>n US-$ verfügten<br />

(Deiros 1991:144). Ihre Einnahmen setzen sich zusammen aus freiwilligen mitgliedschaftlichen Beiträgen,<br />

Geldvermögensanlagen und Spen<strong>de</strong>n von Privatpersonen, (darunter von Multimillionären wie <strong>de</strong>m Texaner<br />

Nelson B. Hunt, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Leitungsgremium <strong>de</strong>s SIL angehört) sowie von großen Konzernen, wie Coca<br />

Cola, Pepsi Cola, Mobil Oil, Men<strong>de</strong> Oil, Creole Petroleum corp., Westinghouse, General Dynamics,<br />

Holiday Inn, Coor-Brauerei u.a. Manche bibelfundamentalistischen religiösen Bewegungen wer<strong>de</strong>n<br />

zu<strong>de</strong>m für bestimmte Projekte finanziell vom nordamerikanischen Entwicklungshilfswerk US-Agency for<br />

International Development (US-AID) unterstützt.<br />

Es liegt auf <strong>de</strong>r Hand, daß dieser Spen<strong>de</strong>neifer sich nicht nur durch religiöse Überzeugungen o<strong>de</strong>r das<br />

spen<strong>de</strong>nför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Steuersystem <strong>de</strong>r USA erklären läßt. Ganz pragmatische ökonomische Motive spielen<br />

dabei die wichtigste Rolle: Die Großunternehmen, die in <strong>de</strong>r südlichen Hemisphäre investieren, erhoffen<br />

sich von <strong>de</strong>r Verbreitung evangelikaler Einstellungen eine Beschränkung <strong>de</strong>s Kommunismus, eine<br />

Abnahme <strong>de</strong>r Arbeitskämpfe und eine Verbreitung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Kapitalismus gut angepaßten puritanischen<br />

Arbeitsethik.<br />

Unter <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r südlichen Hemisphäre erfolgreichsten evangelikalen Organisationen sind die straff<br />

konservative Southern Baptist Convention, das SIL, die NTM, die Weltweite Evangelische Allianz<br />

und die Missionsgesellschaft Campus Crusa<strong>de</strong> for Christ zu nennen. Deiros weist darauf hin, daß 1985<br />

1.276 Missionare <strong>de</strong>r 15,2 Mio. Mitglie<strong>de</strong>r starken Southern Baptist Convention in <strong>de</strong>r südlichen<br />

Hemisphäre zusammen mit nationalen Denominationen gearbeitet haben. Sie betreuten damals nicht weniger

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