Wissenschaftliche Arbeitsgruppe - Katholisch.de
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„Der Konflikt entstand, als Jacinto als Vertreter <strong>de</strong>s Dorfes Mitarbeiter von WV<br />
wur<strong>de</strong>. Vorher hat er aktiv in unserer Bauernorganisation mitgemacht, jetzt<br />
arbeitet er gegen uns, unterstützt nur noch die 10% <strong>de</strong>r Familien im Dorf, die<br />
auch evangelikal sind [...] Sie fingen mit kleinen Webereihandwerksbetrieben<br />
an und Jacintos Familie wur<strong>de</strong> durch die Unterstützung von WV immer reicher<br />
im Dorf“ (in: Schulze 1987:33).<br />
Der Vertreter <strong>de</strong>r Dorfgemeinschaft El Topé erzählt, daß es nach <strong>de</strong>r Ankunft von World Vision-<br />
Mitarbeitern bald Probleme gab,<br />
„weil wir nicht mehr unsere ,chicha‘ (Maisbier) trinken sollten, weil wir nicht<br />
mehr beim Fest <strong>de</strong>s Heiligen Johannes mitmachen sollten [...] Die besten Stücke<br />
[Klei<strong>de</strong>r] bekamen die Familien, die zu ihnen gehörten [...] Pedro Izama, <strong>de</strong>r<br />
Verwalter <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Projekte von World Vision baute sich ein schönes<br />
Haus und eine kleine Fabrik zur Herstellung von (Lehm-)Ziegeln, und er zahlt<br />
<strong>de</strong>n Arbeitern aus <strong>de</strong>m Dorf sehr schlecht...“ (in: Schulze 1987:33).<br />
Während einer 1984 durchgeführten Untersuchung von CEPLAES (Centro <strong>de</strong> Planificación y Estudios<br />
Sociales), <strong>de</strong>s Sozialministeriums und <strong>de</strong>s „Nationalen Büros für Indigene Angelegenheiten“ Ecuadors,<br />
beklagten sich die Befragten, daß die Dorfbewohner „zu Ostern und Weihnachten Spielzeug und Klei<strong>de</strong>r<br />
geschenkt bekommen, aber meistens nur die Evangelikalen“. Am 1. und 2. Dezember 1982 kamen in <strong>de</strong>r<br />
Dorfgemeinschaft Mojandita (im Kreis Eugenio Espejo) 160 Delegierte von 56 Dorfgemeinschaften zusammen<br />
und beschlossen:<br />
„Die ekuadorianische Regierung wird aufgefor<strong>de</strong>rt, das Abkommen mit WV<br />
aus <strong>de</strong>m Jahre 1979 aufzukündigen und dann diese frem<strong>de</strong> Organisation [...] aus<br />
<strong>de</strong>m Land zu weisen“ (Schulze 1987:38; vgl. auch Stoll 1990:226-304).<br />
Elisabeth Rohr erwähnt ihrerseits <strong>de</strong>n Zwischenfall von San Rafael, in <strong>de</strong>r Nähe von Otavalo, als die<br />
indianischen Evangelikalen mit Hilfe von World Vision Län<strong>de</strong>reien, die vorher als kollektives<br />
Wei<strong>de</strong>land genutzt wur<strong>de</strong>n, in Ackerland umwan<strong>de</strong>ln wollten. Die Katholiken verbrannten die Pflänzlinge,<br />
und aus Rache stahlen die Protestanten eine Heiligenfigur. Daraufhin kam es zu blutigen Krawallen<br />
zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n religiösen Gemeinschaften (Rohr 1991:157-158).<br />
Es wird sogar von Erpressungen berichtet. Nach <strong>de</strong>m schon erwähnten „Human Rights Report of the<br />
Mission Honduras Salvadorian Refugees“ von Pax Christi International vom Oktober 1981 waren die<br />
salvadorianischen Flüchtlinge einem starken Druck ausgesetzt,<br />
„<strong>de</strong>n Glauben zu wechseln und ihre kath. Religion aufzugeben, <strong>de</strong>nn für WV<br />
sind Hilfe und Evangelisierung aufs engste verknüpft. Flüchtlinge berichteten,<br />
daß <strong>de</strong>nen Hilfe verweigert wur<strong>de</strong>, die nicht evangelikal gewor<strong>de</strong>n sind“<br />
(Schulze 1987:40).<br />
Schließlich sollen die Fundamentalisten je<strong>de</strong> Art politischen Engagements und struktureller<br />
Entwicklungshilfearbeit verhin<strong>de</strong>rn. Der Generalsekretär <strong>de</strong>s Lateinamerikanischen Bischofsrats (CELAM),<br />
Weihbischof Oscar A. Rodriguez Maradiaga, äußerte nach Schulze<br />
„scharfe Kritik an <strong>de</strong>n in Mittelamerika tätigen nordamerikanischen Sekten.<br />
Je<strong>de</strong> sozial ausgerichtete Arbeit wer<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Sekten als kommunistisch und<br />
als Einmischung in die Politik angesehen“ (Schulze 1987:95).<br />
In <strong>de</strong>r Diözese von Puno (Peru) verweigerte das zentrale Hilfswerk <strong>de</strong>r bibelfundamentalistischen<br />
Missionskirche Obra Filantrópica <strong>de</strong> Asistencia Social Adventista (OFASA) - eine adventistische<br />
Hilfsorganisation - nach verheeren<strong>de</strong>n Überschwemmungen ihre Teilnahme an einer koordinierten<br />
Hilfskampagne unter Einbeziehung <strong>de</strong>r Bauerngewerkschaft, Basisgruppen, Kirchen etc. (Schulze<br />
1987:30).