Book of ABSTRACTS - Institut für Journalistik und ...
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Relativ übereinstimmend wird in mehreren Ansätzen angenommen, dass bei der Konfrontation mit<br />
einem Ges<strong>und</strong>heitsrisiko zunächst eine Einschätzung der Bedrohlichkeit erfolgt <strong>und</strong><br />
Selbstwirksamkeitswahrnehmungen erst eine Rolle spielen, wenn kommunizierte Bedrohungen als<br />
relevant erachtet werden (z. B. de Hoog et al., 2008; Witte, 1992). Unklar ist jedoch, inwieweit die<br />
Komponenten der Bedrohlichkeitseinschätzung (Schweregrad <strong>und</strong> Vulnerabilität) unabhängig oder<br />
abhängig voneinander wirken <strong>und</strong> in welchem Zusammenhang sie mit der wahrgenommenen<br />
Selbstwirksamkeit der Rezipienten stehen (Cismaru & Lavack, 2007; Knobloch-Westerwick, 2008;<br />
Rogers, 1975; So, 2013; Witte, 1992). Ziel dieser Untersuchung ist es, den entsprechenden kausalen<br />
Wirkungspfad sowie das Verhältnis der Konstrukte zueinander besser zu verstehen. Genauso<br />
ungeklärt ist wie erwähnt, ob die selektive Zuwendung zu den Botschaften Ursache (z. B. Turner et<br />
al., 2006; Knobloch-Westerwick, 2008) oder Wirkung (Rogers, 1983; Witte, 1992) der<br />
intervenierenden Rezipientenprozesse ist <strong>und</strong> ob die Zuwendung direkt oder indirekt mit<br />
Botschaftswirkungen auf Verhaltensintentionen zusammenhängt. In Ergänzung zu Hypothese H1<br />
postulieren wir folgende Annahme:<br />
H2: Der Grad der selektiven Zuwendung zu manipulierten Botschaften ist eher Ursache als Wirkung<br />
der Mediatoren Schweregrad, Vulnerabilität, Selbstwirksamkeit <strong>und</strong> Besorgnis <strong>und</strong> zudem direkt mit<br />
Verhaltensintentionen verknüpft.<br />
Inkonsistente Annahmen existieren auch bezüglich der Rolle der Besorgnis als unkontrollierbare, mit<br />
negativem Affekt verb<strong>und</strong>ene Kognition (McCaul & Mullens, 2003) im persuasiven Wirkungsprozess.<br />
Jüngere Studien sprechen da<strong>für</strong>, dass die durch eine Botschaft ausgelöste Besorgnis entscheidend <strong>für</strong><br />
die persuasive Wirkung einer Botschaft sein kann <strong>und</strong> aus einer erhöhten<br />
Bedrohlichkeitseinschätzung resultiert (Chapman & Coups, 2006; Ferrer et al., 2012; Hall et al., 2009;<br />
Magnan et al., 2009):<br />
H3: Die Besorgnis (Worry) ist eine Funktion der wahrgenommenen Bedrohungseinschätzung<br />
(Schweregrad, Vulnerabilität) <strong>und</strong> beeinflusst direkt die Verhaltensintentionen.<br />
Zum Test dieser Hypothesen wurde eine Sek<strong>und</strong>äranalyse der Daten einer laborexperimentellen<br />
Selektionsstudie (Autoren, 2013) mit 587 studentischen Teilnehmern (49.7% weiblich; M = 22.68<br />
Jahre, SD = 2.56) durchgeführt. Die Probanden hatten vier Minuten Zeit, ein<br />
Onlinenachrichtenmagazin mit acht Artikeln zu Ges<strong>und</strong>heitsthemen zu lesen. Ihr Selektionsverhalten<br />
wurde nicht-reaktiv aufgezeichnet. Vier der Artikel waren bezüglich der suggerierten Vulnerabilität<br />
(niedrig versus hoch) <strong>und</strong> des Framings der Konsequenzen (Gewinn- versus Verlust-Frame, vgl.<br />
O’Keefe & Jensen, 2009) im Sinne eines Between-Designs manipuliert. Im Anschluss an die<br />
Rezeptionsphase wurde mit jeweils zwei bis vier Items <strong>für</strong> jeden der manipulierten Artikel der<br />
wahrgenommene Schweregrad der thematisierten Bedrohung, die wahrgenommene Betr<strong>of</strong>fenheit,<br />
die Besorgnis, die Selbstwirksamkeitserwartung, die Intention zur weiteren Informationssuche <strong>und</strong><br />
die Intention zu adaptiven Verhaltensänderungen erhoben (Cronbach-Alpha > .70).<br />
Für den Test, ob die Botschaftsmanipulationen direkt oder indirekt wirken, wurden vier Simple-<br />
Mediation-Analysen gerechnet (Hayes, 2013). Unabhängige Variable war entweder die in den<br />
Ges<strong>und</strong>heitsbotschaften suggerierte Vulnerabilität oder das Framing der Konsequenzen, abhängige<br />
Variable entweder die Intention zur weiteren Informationssuche oder die Intention zur adaptiven<br />
Verhaltensänderung. Als Mediatoren wurden parallel der wahrgenommene Schweregrad der<br />
<strong>Book</strong> <strong>of</strong> Abstracts I 11