Book of ABSTRACTS - Institut für Journalistik und ...
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Ergebnisse<br />
6,5% aller Beiträge behandelten eines der gewählten ges<strong>und</strong>heitsbezogenen Verhaltensweisen<br />
(n=381), 267 davon (70%) bezogen sich auf Risikoverhalten (Alkoholkonsum 42%, unges<strong>und</strong>e<br />
Ernährung 28%), 30% auf ges<strong>und</strong>heitsförderlichen Lebensstil (Sport / Bewegung 26%, ges<strong>und</strong>e<br />
Ernährung 4%). Beiträge zu Tabakrauchen kamen nicht vor.<br />
Bei der Kommunikation stehen nicht der Ges<strong>und</strong>heitsbezug im Vordergr<strong>und</strong>, sondern thematische<br />
Einbettungen wie Geselligkeit, Spaß <strong>und</strong> Stolz auf die eigene Leistung, v.a. bei Alkoholkonsum oder<br />
unges<strong>und</strong>er Ernährung. In den seltenen Fällen, in denen negative ges<strong>und</strong>heitliche Konsequenzen<br />
berichtet werden (z.B. Kopfschmerzen nach Alkoholkonsum, Völlegefühl nach übermäßigem Essen),<br />
wird ein witziger oder selbstironischer Ton gewählt. Die berichteten Verhaltensweisen werden von den<br />
Nutzern stets positiv bewertet, unabhängig davon, ob sie ges<strong>und</strong>heitsförderlich oder riskant sind. Auch<br />
andere Nutzer bewerteten die Kommunikation zu Ges<strong>und</strong>heitsthemen überwiegend positiv.<br />
Zusätzlich konnten saisonale Einflüsse auf berichtetes Ges<strong>und</strong>heits- oder Risikoverhalten identifiziert<br />
werden, z.B. Volksfeste.<br />
Schlussfolgerungen<br />
Die Ergebnisse helfen zu verstehen, welche Rolle Ges<strong>und</strong>heits- oder Risikoverhalten in der<br />
Kommunikation auf Facebook spielen. Außerdem geben sie Hinweise <strong>für</strong> zielgruppengerechte<br />
Aufklärungsmaßnahmen im Online- <strong>und</strong> Offline-Bereich. Mit dem entwickelten Codebuch liegt zudem<br />
ein Instrument vor, das sich <strong>für</strong> die Analyse der Kommunikation über Ges<strong>und</strong>heitsthemen auf<br />
Facebook bewährt hat <strong>und</strong> auch <strong>für</strong> Monitoring möglicher Interventionen eingesetzt werden kann.<br />
Diskussion<br />
Die Ergebnisse legen nahe, dass die Kommunikation von Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Risikoverhalten auf<br />
Facebook als Vehikel genutzt wird, um die eigene Person positiv <strong>und</strong> attraktiv darzustellen. Die<br />
Kommunikation über ges<strong>und</strong>heitsbezogene Verhaltensweisen entspricht damit der sog. Impression<br />
Management-Theorie, die von G<strong>of</strong>fmann 1959 <strong>für</strong> die face-to-face Interaktion beschrieben<br />
wurde. G<strong>of</strong>fman postuliert, dass Menschen in der Interaktion mit anderen primär versuchen,<br />
bestimmte positive Eindrücke der eigenen Person zu vermitteln.<br />
Facebook ermöglicht Selbstinszenierungen besonders gut, da z.B. Bewertungen (Kommentare, „Likes“)<br />
von Fre<strong>und</strong>en helfen, eine positive Selbstdarstellung zu optimieren. Die unmittelbare Widerspieglung<br />
der eigenen Reputation durch die systemeigenen Kommunikationsfunktionen erlaubt es den Nutzern<br />
zu testen, welche Inhalte positiv rezipiert werden. Indem Facebook-Nutzer aber die Darstellung ihres<br />
Risikoverhaltens dazu instrumentalisieren, sich selber als attraktiv zu präsentieren, werden gleichzeitig<br />
diese Risikoverhalten als erstrebenswerte Aktivität vermittelt. Dadurch erhöht sich die<br />
Wahrscheinlichkeit, dass auch im Offline-Kontext unkritisch Risikoverhalten umgesetzt wird.<br />
<strong>Book</strong> <strong>of</strong> Abstracts I 43