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Book of ABSTRACTS - Institut für Journalistik und ...

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Monika Suckfüll, Mira Reuter & Julia Schmidt<br />

Emotionale Wirkungen von Präventionskampagnen<br />

Die gesellschaftliche Relevanz einer ges<strong>und</strong>en Lebensweise ist unbestritten. Entsprechend versuchen<br />

unterschiedliche Organisationen, Menschen von einer ges<strong>und</strong>en Lebensweise zu überzeugen bzw. sie<br />

von einer ges<strong>und</strong>heitsschädigenden Lebensweise abzubringen. Dies geschieht häufig im Rahmen von<br />

Präventionskampagnen. Ein Großteil dieser Ges<strong>und</strong>heitsbotschaften bedient sich so genannter<br />

Furchtappelle <strong>und</strong> gleichzeitig fokussiert auch die Forschung auf dieses Thema. Dahinter steht die<br />

Annahme, dass das Erzeugen von Furcht Einstellungen <strong>und</strong> Verhalten im Sinne des Kommunikators<br />

ändern kann. Ob das tatsächlich der Fall ist, konnte bislang jedoch nicht abschließend beantwortet<br />

werden. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e erachten wir eine detaillierte, empirische Untersuchung gerade der<br />

durch Präventionskampagnen erzeugten Emotionen <strong>für</strong> die Weiterentwicklung des<br />

Forschungsgebietes <strong>für</strong> unabdingbar.<br />

Eine Meta-Analyse von Witte <strong>und</strong> Allen (2000) belegt, dass Furchtappelle eine positive<br />

Wirkung auf Einstellung <strong>und</strong> Verhalten haben können, wenn das richtige Maß an Furcht erzeugt wird.<br />

Andererseits konnte in den Studien bislang nicht abschließend geklärt werden, worauf genau die<br />

Wirksamkeit von Furchtappellen zurückzuführen ist. Gleichzeitig besteht das Problem, dass ein zu<br />

hohes Maß an Furcht nicht-intendierte Wirkungen hervorrufen kann, die von einem einfachen Nicht-<br />

Beachten der Botschaft bis hin zu Reaktanz reichen. Auch wird die adäquate Implementierung eines<br />

Furchtappells in eine Ges<strong>und</strong>heitskampagne immer wieder kontrovers diskutiert.<br />

Im Rahmen einer Systematisierung der Forschungsliteratur zu den Wirkungen von<br />

Furchtappellen haben die Autorinnen zwei ‚blinde Flecken‘ identifiziert: Zum einen ergab sich ein<br />

deutliches Defizit bei den in den bisherigen Forschungsarbeiten gewählten Methoden. Es dominieren<br />

eindeutig Befragungen <strong>und</strong> Interviews. Hierbei ist zu betonen, dass bei sensiblen Themen, wie sie in<br />

der Ges<strong>und</strong>heitskommunikation die Regel sind, der Faktor der sozialen Erwünschtheit zu verzerrten<br />

Ergebnissen führen kann. Zum anderen wird in den meisten empirischen Studien wenn überhaupt,<br />

dann fast ausnahmslos die Emotion Furcht eindimensional (d.h., meist mit nur einer Frage)<br />

operationalisiert. Dem steht die im Zuge der Systematisierung gewonnene Erkenntnis gegenüber,<br />

dass eine Berücksichtigung der Emotion Ekel, wie sie bei Präventionskampagnen häufig auftritt, zu<br />

völlig anderen Ergebnissen führt (Leshner, Bolls & Wise, 2011; Morales, Wu & Fitzsimons, 2012).<br />

Darüber hinaus ist zu bedenken, dass Ges<strong>und</strong>heitsbotschaften noch weitere, negative Emotionen wie<br />

Schuld, Scham oder Trauer hervorrufen können. Andererseits existieren ebenso Beispiele von<br />

Präventionskampagnen, die gezielt positive Emotionen erzeugen. Ein bekanntes Beispiel ist die<br />

MACH’S MIT!-Kampagne der B<strong>und</strong>eszentrale <strong>für</strong> ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung. Wirken also<br />

Furchtappelle, die negative Emotionen wie Furcht, Ekel oder Scham auslösen können, wirklich<br />

‚besser‘ als Kampagnen, die positive Emotionen wie Spaß oder Freude hervorrufen?<br />

Der Fokus unserer Studie lag darauf, herauszufinden, welche Emotionen bei der Rezeption von<br />

audiovisuellen Spots im Rahmen von Präventionskampagnen tatsächlich entstehen <strong>und</strong> inwiefern<br />

diese Emotionen über die Rezeption hinaus wirken. Emotionen sind ein hochkomplexes Konstrukt,<br />

das wesentlich durch Bewertungsprozesse (appraisal: Scherer, 2001) getrieben ist. Individuelle <strong>und</strong><br />

situative Merkmale moderieren diese Prozesse. Eine Emotion kann definiert werden als „…a personsituation<br />

transaction that compels attention, has particular meaning to an individual, and gives rise<br />

to a coordinated yet flexible multisystem response to the ongoing person-situation transaction.“<br />

<strong>Book</strong> <strong>of</strong> Abstracts I 17

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