Book of ABSTRACTS - Institut für Journalistik und ...
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PANEL 2: HERAUSFORDERUNGEN IM MEDIZIN- UND<br />
GESUNDHEITSJOURNALISMUS<br />
Michael Grimm & Stefanie Wahl<br />
Transparent <strong>und</strong> evident? Qualitätskriterien in der<br />
Ges<strong>und</strong>heitsberichterstattung <strong>und</strong> die Problematik ihrer Anwendung am<br />
Beispiel des Themas Krebs<br />
Medien <strong>und</strong> ihre Angebote nehmen eine bedeutende Rolle im Kontext der<br />
Ges<strong>und</strong>heitskommunikation ein. Sie sensibilisieren einerseits ein breites Publikum <strong>für</strong><br />
ges<strong>und</strong>heitsbezogene Themen <strong>und</strong> Botschaften (Baumann, 2009) <strong>und</strong> prägen das Bild der<br />
Rezipienten von diesen Themen. Auf der anderen Seite dienen sie Patienten als eine wichtige Quelle<br />
<strong>für</strong> Informationen <strong>und</strong> Unterstützung in Bezug auf sehr spezifische Aspekte ihrer jeweiligen<br />
Erkrankung (ebd.). Gerade im Prozess der Entscheidungsfindung <strong>für</strong> oder gegen eine bestimmte<br />
Behandlungsmethode können mediale Informationen eine große Rolle (Walsh-Childers, 2012)<br />
spielen, da Ärzte zum einen aufgr<strong>und</strong> zeitlicher Restriktionen die Patienten häufig nicht über alle<br />
Behandlungsmöglichkeiten in Kenntnis setzen können <strong>und</strong> zum anderen teilweise auch selbst nicht<br />
Kenntnisse über alle verfügbaren Therapieoptionen haben (Coulter et al., 1999).<br />
Gleichwohl zeigen Untersuchungen, dass die Faktentreue der medialen Informationen häufig<br />
mangelhaft sowie die Thematisierung unterschiedlicher Krebsarten <strong>und</strong> deren Darstellung <strong>of</strong>t<br />
unausgewogen sind (Fromm, Baumann & Lampert, 2011). Da die medial vermittelten Informationen<br />
jedoch auch Wissen, Einstellungen <strong>und</strong> Verhalten in Bezug auf Prävention, Diagnose <strong>und</strong>/oder<br />
Behandlungsverfahren formen (Salmon & Atkin, 2003; Tian & Robinson, 2009), ist es wichtig, dass die<br />
entsprechenden Medieninhalte qualitativ hochwertig <strong>und</strong> verlässlich sind. Allerdings steht die<br />
Beurteilung von Qualität in ges<strong>und</strong>heitsbezogenen Medienangeboten vor dem aus der<br />
Journalismusforschung bekannten Problem, dass Qualität keinen objektiven Maßstab darstellt <strong>und</strong><br />
„keine Eigenschaft eines Produktes oder Medien-Angebotes“ ist (Trepte et al., 2004, S. 489).<br />
Vielmehr ist sie eine Zuschreibung an das Medienangebot (Neuberger, 2004), die sowohl abhängig ist<br />
von dem Wertesystem, aus dem sie abgeleitet wird (Trepte et al., 2004), als auch von den<br />
individuellen Bewertungsmaßstäben der bewertenden Person (Trepte et al., 2004; vgl. Vlasic, 2004).<br />
Als zentrales Leitbild, in welches sowohl die Maßstäbe von Journalisten <strong>und</strong> Medizinern als auch von<br />
Patienten gebündelt eingehen, können die Konzepte des „shared decision making“ (z. B. Coulter et<br />
al., 1999, S. 318) bzw. „informed decision making“ (z. B. Clarke, 2008, S. 85; Ream et al., 2009, S. 10)<br />
angesehen werden. In deren Kern steht das „Empowerment“ von Patienten (Fromm et al. 2011, S.<br />
57), die im Rahmen einer „partizipative[n] Entscheidungsfindung“ (Fromm et al., 2011, S. 57; vgl.<br />
Reuter et al., 2009) auf Basis umfassender Informationen <strong>und</strong> individueller Präferenzen gemeinsam<br />
mit dem behandelnden Arzt eine wohlinformierte <strong>und</strong> begründete Entscheidung <strong>für</strong> oder gegen eine<br />
bestimmte Behandlungsmethode treffen sollen.<br />
Da der Qualitätsbegriff nicht eindeutig <strong>für</strong> alle zeitlichen, medialen <strong>und</strong> thematischen Kontexte<br />
bestimmt werden kann, „wird das Konstrukt in der Regel in seine Bestandteile zerlegt, die jeweils<br />
<strong>Book</strong> <strong>of</strong> Abstracts I 23