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Book of ABSTRACTS - Institut für Journalistik und ...

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Rezipienten eine positivere Haltung zu Ges<strong>und</strong>heitsthemen vermittelte (Gassmann/Vorderer/Wirth:<br />

2003, 478). Ein Problem stellt allerdings dar, dass romantische Liebesgeschichten, die zu<br />

Krankenhausserien genrebildend gehören, von einem Teil des Publikums als "Kitsch" abgewertet<br />

werden. Der Anti-Kitsch-Affekt (Grimm, 2012) sorgt hierbei da<strong>für</strong>, dass Menschen romantische<br />

Harmonieszenarien als "unrealistisch" <strong>und</strong> "peinlich" empfinden. Es erscheint daher möglich, dass ein<br />

Zuviel an Romantik oder eine dramaturgisch ungeeignete Implementierung der Liebesgeschichte in die<br />

Dramaturgie der Episode zu kognitiven Dissonanzen führt, die die Verarbeitung der<br />

Ges<strong>und</strong>heitsinformationen behindern.<br />

Ein weiteres Problem stellt dar, dass die "Liebesgeschichte" zu den ges<strong>und</strong>heitsrelevanten<br />

Informationen "passen" muss, da ansonsten Resistance <strong>und</strong> Reactance-Effekte (Knowles/Linn 2004) zu<br />

erwarten sind, welche die Vermittlungsleistung des Kommunikats beeinträchtigen. Im Falle der<br />

Verletzung von Kohärenzregeln der Informationskoppelung (Grimm 1994) auf der Ebene der Narrative<br />

<strong>und</strong> des Ges<strong>und</strong>heitswissens ist mit dem Scheitern von EE-Strategien zu rechnen. So könnte die<br />

Liebesgeschichte des Arztes unerwünschte Effekte auf das Arzt-Bild zeitigen, wenn dieser nicht im<br />

beruflichen Einsatz, sondern bei "privatisierenden Vergnügungen" gezeigt wird. Aus<br />

persuasionstheoretischer Sicht steigert nach Cialdini (2001) die Kombination "Liking" <strong>und</strong> "Authority"<br />

das persuasive Potenzial ultimativ – dies aber nur dann, wenn das "Liking" aus dem romantischen<br />

Mitgefühl <strong>für</strong> den Liebenden nicht unmittelbar an der Einsatzbereitschaft des Arztes <strong>für</strong> seine<br />

Patienten zweifeln lässt.<br />

Es ist daher <strong>of</strong>fen, ob die Doppel-Codierung Angst/Romantik in der Krankenhausserie "Der Bergdoktor"<br />

(BD) <strong>für</strong> alle Rezipienten im Sinne angstreduzierter <strong>und</strong> sympathisch-autoritativer Persuasion<br />

funktioniert. Ebenso unklar ist, ob <strong>und</strong> unter welchen Bedingungen romantische Narrative einen<br />

negativen Effekt auf die Arztautorität entfalten <strong>und</strong> dabei den Erfolg des Entertainment-Education<br />

konterkarieren.<br />

Forschungsfragen<br />

Im Folgenden wird erstens untersucht, ob romantische BD-Szenen Rezeptionsstress verringern <strong>und</strong><br />

zweitens, welche Dosierung an Romantik die Ges<strong>und</strong>heitskommunikation im Hinblick auf Wissen,<br />

Vorsorgeverhalten <strong>und</strong> das Arzt-PatientInnen-Vertrauen (Rossmann, 2003) optimiert. Zudem wird<br />

drittens geprüft, inwieweit Interferenzen zwischen den romantischen Narrativen <strong>und</strong> der<br />

Ges<strong>und</strong>heitsbotschaft die Vermittlungsleistung beeinträchtigen. Und schließlich fragen wir nach dem<br />

Einfluss, den Dispositionen der Rezipienten wie Angstbewältigungsstil <strong>und</strong> Romantik-Affinität auf das<br />

Endresultat der Informationsverarbeitung nehmen.<br />

Forschungsfragen in Bezug auf den BD:<br />

<br />

Inwieweit kann eine Folge des BD medizinische Informationen <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitskompetenz<br />

vermitteln?<br />

Reduzieren romantische Nebennarrative das Stresserleben bei der Rezeption von<br />

Krankenhausszenen <strong>und</strong> helfen sie, Hypochondrie zu vermeiden?<br />

<br />

Welche Dosierung an Romantik-Szenen ist dem Wissenstransfer <strong>und</strong> dem Aufbau von<br />

Ges<strong>und</strong>heitskompetenz zuträglich?<br />

<strong>Book</strong> <strong>of</strong> Abstracts I 71

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