Book of ABSTRACTS - Institut für Journalistik und ...

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weiter ausdifferenziert werden“ und aus denen sich dann Kriterien ergeben, anhand derer jeweils ein Teilaspekt des Spektrums journalistischer Qualität gemessen werden kann (Trepte et al., 2004, S. 489). Analog zur schwierigen Definition des Qualitätsbegriffes ist es jedoch auch nahezu unmöglich einen einheitlichen Katalog von Qualitätskriterien festzulegen, denn auch diese sind wiederum von verschiedenen Kontexten und von der jeweiligen Perspektive des Bewertenden abhängig. Um die möglichen Qualitätskriterien der Berichterstattung zu erheben, haben sich im Kontext der Gesundheitskommunikation drei Beurteilungsformen etabliert: 1) „Evaluations- und Lizenzierungsstrategien“ wie sie von einigen Dachverbänden betrieben werden, die Medienangebote bei einer positiven Beurteilung anhand bestimmter Kriterien „Qualitätsstandards, Lizenzierungen und Gütesiegel wie den HON-Code oder das afgis-Logo“ verleihen, an welchen sich die Rezipienten orientieren können (Trepte et al. 2004, S. 490-491), 2) „Empowerment-Strategien“, in deren Rahmen häufig Screening-Leitfäden entwickelt und den Rezipienten zur Verfügung gestellt werden, mit denen diese dann selbst zur Beurteilung der Angebote anhand von in den Leitfäden vorgegebenen Kriterien befähigt werden sollen (Trepte et al. 2004, S. 491; vgl. Hautzinger, 2004; Matthews, 2003), und 3) Monitoring-Strategien wie sie vor allem vonseiten der Wissenschaft betrieben werden, um die Qualität der Angebote zu untersuchen und diese beispielsweise mit journalistischen oder gesellschaftlichen Normen abzugleichen (z. B. Price und Grann, 2012). Aufbauend auf dem skizzierten Qualitätsverständnis, ziehen wir (1) die in diesen Beurteilungsformen angewandten Kriterien, (2) bestehende Systematisierungen von Qualitätskriterien, die sich auf die „klassische“ journalistische Berichterstattung (vgl. z. B. Meier, 2007) ebenso wie auf die Gesundheitsberichterstattung beziehen (zu einem Kriterienkatalog für die Gesundheitsberichterstattung im Internet vgl. Trepte et al., 2004) und (3) vorliegende Studien zur Qualitätsbeurteilung von gesundheitsbezogenen Medienangeboten heran. Auf Basis dieser Überlegungen und der Literaturschau diskutiert der Beitrag die Frage, inwieweit sich „klassische“ journalistische Qualitätskriterien zur Beurteilung von gesundheitsbezogenen Medienangeboten heranziehen lassen und inwiefern spezifische Qualitätskriterien notwendig sind, um dem Gegenstand gerecht zu werden. Der Beitrag zeigt auf, dass einerseits „klassische“ Qualitätskriterien wie Genauigkeit und Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität, Ausgewogenheit, Transparenz und Nützlichkeit zur Beurteilung der Qualität gesundheitsbezogener Medienangebote herangezogen werden. Andererseits lassen sich darüber hinaus auf Basis der theoretischen Überlegungen und vorliegenden Studien weitere Kriterien identifizieren, die einen eindeutigeren gesundheitsbezogenen Ursprung haben: Komplementarität, Evidenz und Ungefährlichkeit. Am Beispiel der Berichterstattung über Krebs illustriert der Beitrag die Anwendung der einzelnen Kriterien und bietet zum einen inhaltliche Erkenntnisse darüber, inwieweit die Kriterien in der bisher empirisch untersuchten Krebsberichterstattung erfüllt werden. Hier lässt sich hinsichtlich fast aller identifizierter Qualitätsmerkmale feststellen, dass diese bislang allenfalls im Onlinebereich in Grundzügen erforscht wurden, ansonsten jedoch noch kaum eine wissenschaftliche Auseinandersetzung erfahren haben. Dies ist umso kritischer, da die identifizierten Qualitätskriterien von den Medienangeboten den vorliegenden Studien zufolge oft nur unzureichend erfüllt werden. Zum anderen gewährt der Beitrag auch methodische Einblicke, inwieweit die Anwendung der Kriterien sich als problematisch herausstellt. Hierbei zeigt sich zwar, dass für diesen thematischen Kontext viele der klassischen Qualitätskriterien wie Richtigkeit, Vollständigkeit, Ausgewogenheit, 24 I Book of Abstracts
Aktualität, Transparenz oder Nützlichkeit anwendbar sind und sich darüber hinaus – insbesondere aus den spezifischen normativen Ansprüchen durch das Leitbild des informierten und aktiven Patienten bei Entscheidungsprozessen – noch weitere Aspekte ergeben, die für eine qualitativ hochwertige Berichterstattung erfüllt sein sollten. So ist es z. B. fraglich, ob bei einer eindeutig evidenten Befundlage zu einer Therapie eine ausgewogene Darstellung ihrer möglichen Vor- und Nachteilen getroffen werden sollte. Zusammenfassend wird vor allem deutlich, dass die Kriterien stets kontextabhängig sind, so dass nicht in jedem Fall alle Qualitätskriterien gleichermaßen angewandt werden können bzw. einige Kriterien teilweise sogar in Konflikt zueinander stehen (Clarke, 2008; Meier, 2007; Ruß-Mohl, 1992). Abschließend wird diskutiert, welche Implikationen diese Erkenntnisse im Hinblick darauf haben, wie Rezipienten (und speziell Patienten) die Qualität gesundheitsbezogener Medienangebote anhand der Kriterien beurteilen können. Book of Abstracts I 25
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