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Book of ABSTRACTS - Institut für Journalistik und ...

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Kategoriensystem erfolgte dabei parallel durch drei Codierer. Artikel die sich nicht eindeutig<br />

kategorisieren ließen wurden nach Konsensbildung in einem gemeinsamen Diskussions- <strong>und</strong><br />

Abstimmungsprozess der entsprechenden Kategorie zugeordnet.<br />

Ergebnisse<br />

Es lässt sich eine Verzögerung der Presseberichterstattung in Bezug zu dem tatsächlichen Erstkontakt<br />

der Patienten mit dem Ges<strong>und</strong>heitssystem um ca. 1,5 Wochen erkennen. Dies kann mit der<br />

Berichtsverzögerung zwischen Erkrankungsbeginn <strong>und</strong> der Kenntnisnahme durch die öffentlichen<br />

Behörden (Ges<strong>und</strong>heitsämter <strong>und</strong> RKI) erklärt werden, die diese Angaben veröffentlichen <strong>und</strong> somit<br />

der Presse zur Verfügung stellen. Demgegenüber lässt sich eine zeitliche Übereinstimmung der<br />

Berichterstattung mit dem jeweiligen Eingangsdatum der EHEC-Meldungen beim RKI erkennen. Die<br />

Presse nutzte somit <strong>für</strong> ihre Berichterstattung u. a. jene Informationen, die von Seiten des RKI <strong>und</strong> des<br />

B<strong>und</strong>esinstituts <strong>für</strong> Risikobewertung (BfR) entweder über Pressemeldungen oder online bereitgestellt<br />

wurden.<br />

In 53,7% der in der Hauptphase erschienen Artikel wird ausschließlich über EHEC <strong>und</strong> in 46,3% sowohl<br />

über EHEC als auch über die Komplikation des hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS) berichtet. Die<br />

Berichterstattung von EHEC <strong>und</strong> HUS gemeinsam verringerte sich um 36,5 Prozentpunkte von 72,7%<br />

auf 36,2% innerhalb der beobachteten drei Wochen (p = 0,004). Es konnte festgestellt werden, dass<br />

die Wissensvermittlung über den Erreger sowie über die Angabe von Hygienemaßnahmen im<br />

Zeitverlauf abgenommen hat. So erfolgte die Beschreibung des Erregers <strong>und</strong> Krankheitsbildes im Sinne<br />

einer Wissensvermittlung in 21,1% der ausgewählten Artikel. Jedoch war diese Beschreibung zu Beginn<br />

der Meldungen ca. fünf Mal häufiger vorzufinden als am letztbetrachteten Stichtag (p < 0,001).<br />

Die Angabe sozialer sowie ökonomischer Konsequenzen bedingt durch den EHEC-Ausbruch hat<br />

hingegen im Zeitverlauf zugenommen. Zudem ging der prozentuale Anteil der Artikel in denen eine<br />

sachliche Berichterstattung stattfand im Zeitverlauf deutlich zurück (von 90,9% am ersten zu 31,9% am<br />

dritten betrachteten Stichtag). Im späteren Verlauf des EHEC-Ausbruchs wurden vermehrt<br />

Einzelschicksale oder Meldungen thematisiert, die bezogen auf die Dimensionen der Kommunikation<br />

nach Obermeier (1999) eher auf einer gefühlsbetonten bzw. öffentlichkeitswirksamen Ebene der<br />

Berichterstattung zu verorten sind.<br />

Diskussion<br />

Aus den vorliegenden Ergebnissen wird zum einen deutlich, dass die durch <strong>Institut</strong>ionen (RKI <strong>und</strong> BfR)<br />

kommunizierten Informationen einen großen Einfluss auf die Meldungen der Printmedien ausüben<br />

<strong>und</strong> diese zum anderen die öffentliche (Risiko-)Kommunikation entscheidend mitbestimmen. Die<br />

inhaltlichen <strong>und</strong> stilistischen Schwerpunkte verschoben sich im Verlauf der Berichterstattung. Obwohl<br />

eine adäquate Information <strong>und</strong> Kommunikation – die z. B. über die Presse als ein Organ der<br />

Massenmedien erfolgen kann – eine gr<strong>und</strong>legende Voraussetzung <strong>für</strong> gelungene Risikokommunikation<br />

durch den unmittelbaren Zugang zur Öffentlichkeit ist, stellt Brosius (2004) die These auf, dass<br />

Massenmedien selbst ein Risiko <strong>für</strong> die Risikokommunikation darstellen. Deshalb bedarf es im Rahmen<br />

ges<strong>und</strong>heitsbezogener Risikokommunikation durch die Presse, in denen auch Unsicherheiten bzw.<br />

Ungewissheiten kommuniziert werden müssen, wie im Falle des EHEC-Ausbruchs 2011, einer<br />

zielführenden Interaktion zwischen verantwortlichen <strong>Institut</strong>ionen <strong>und</strong> der Presse. Notwendig<br />

erscheint hier<strong>für</strong> eine zielgerichtete Ausbildung von Journalisten im Hinblick auf<br />

Ges<strong>und</strong>heitsmeldungen sowie einer Förderung der Medienkompetenz der Rezipienten, um Risiken<br />

<strong>Book</strong> <strong>of</strong> Abstracts I 55

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