PAS - das Recht des Kindes auf beide Elternteile
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14 Angemessenes Vorgehen scheidungsbegleitender Professionen 75<br />
The Parental Alienation Syndrome<br />
zwischen Mandantentreue und Einsatz für die bestmögliche Regelung im Sinne<br />
<strong>des</strong> betroffenen Kin<strong>des</strong>.<br />
Richard A. Gardner empfiehlt den betroffenen Anwälten in einem solchen Fall<br />
unter genauer Angabe von Gründen gegenüber dem Mandanten <strong>das</strong> Mandat<br />
abzulehnen, ist sich jedoch auch darüber im Klaren, <strong>das</strong>s nur wenige<br />
<strong>Recht</strong>sanwälte diesen Schritt wagen, da er für sie finanzielle Einbußen zur Folge<br />
hat (vgl. Gardner 1998, S. 251). Ward und Harvey hingegen raten Anwälten in<br />
einer solchen Situation „dem Mandanten über die Unmittelbarkeit der Schmerzen<br />
und <strong>des</strong> Zorns hinwegzuhelfen und ihm zu ermöglichen, die Langzeitsicht der<br />
involvierten Familienbeziehung zu erkennen.“ (Ward/Harvey, 1998, S. 241). Der<br />
<strong>Recht</strong>sanwalt soll also versuchen, den Mandanten für die langfristigen negativen<br />
Folgen seines Handelns zu sensibilisieren und ihn somit davon überzeugen, <strong>das</strong>s<br />
ein regelmäßiger Kontakt zwischen Kind und entfremdeten Elternteil in (fast)<br />
jedem Falle wünschenswert für die positive Entwicklung <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> ist.<br />
Trotz der unterschiedlichen Ansicht zu diesem Thema wird bei <strong>beide</strong>n deutlich,<br />
<strong>das</strong>s es in keinem Fall ratsam sein kann, die entfremdenden Tendenzen <strong>des</strong><br />
Mandanten zu unterstützen.<br />
Ist der Mandant <strong>des</strong> Anwaltes der Entfremdete, so muss er alles dafür tun, <strong>das</strong>s<br />
die Bedeutsamkeit von <strong>PAS</strong> dem zuständigen Gericht vor Augen geführt wird.<br />
Dafür kann es notwendig sein, den Richter mit entsprechender Literatur über <strong>PAS</strong><br />
zu versorgen und/oder einen Psychologen o. Ä. in den Prozess mit einzubringen,<br />
welcher <strong>auf</strong> <strong>PAS</strong> spezialisiert ist bzw. zumin<strong>des</strong>t genügend Fachwissen darüber<br />
besitzt (vgl. Gardner 1998, S. 252).<br />
Weiterhin sollte der Anwalt <strong>des</strong> entfremdeten Elternteils keinesfalls <strong>auf</strong> die<br />
Bestellung eines unparteiischen, vom Gericht bestimmten, mit <strong>PAS</strong> vertrauten<br />
Gutachters verzichten. Willigt die Gegenseite nicht in ein solches Vorhaben ein, ist<br />
dies ein weiteres Indiz dafür, <strong>das</strong>s es sich um einen <strong>PAS</strong>-Fall handelt (vgl. ebd.).<br />
Denn mit der Prüfung <strong>des</strong> Falles durch einen Unparteiischen steigt für die Partei<br />
<strong>des</strong> Entfremders <strong>das</strong> Risiko, <strong>das</strong>s die induzierte Entfremdung entdeckt und im<br />
nächsten Schritt unterbunden wird.<br />
Abschließend ist es für alle <strong>Recht</strong>sanwälte wichtig, gleichgültig, welche Seite sie<br />
vertreten, sich immer der Gefahr bewusst zu sein, wie schnell man durch die<br />
Aussagen <strong>des</strong> eigenen Mandanten <strong>des</strong>sen Sichtweise vollkommen übernimmt und<br />
somit die Realität eventuell aus den Augen verliert (vgl. Gardner 1998, S. 253).