Fukushima Reader_MJW200213_SB Logo - Internationales Bildungs
Fukushima Reader_MJW200213_SB Logo - Internationales Bildungs
Fukushima Reader_MJW200213_SB Logo - Internationales Bildungs
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
deshalb an dessen Stelle in die Knochengrundsubstanz eingebaut. Von dort aus bestrahlt es<br />
das blutbildende Organ, das rote Knochenmark. Wegen seiner langen biologischen<br />
Halbwertszeit (viele Monate bis Jahre) reichert sich Strontium – anders als Radiocäsium - und<br />
baut damit ein beachtliches Gefahrenpotential auf, auch wenn die Nahrung nur wenige<br />
nachweisbare Spuren enthalten sollte. Seine hohe Radiotoxizität lässt sich an den offiziellen<br />
Dosisfaktoren ablesen, die etwa 10-fach höher angesetzt sind als die von Radiocäsium, obwohl<br />
die Zerfallsenergien gleich sind. Die energiereiche Teilchenstrahlung beim Zerfall des Strontium-<br />
90 belastet besonders das rote Knochenmark. Störungen der Blutbildung und des<br />
Immunsystems sowie Leukämien können die Folge sein.<br />
P lu t o n i u m<br />
Plutonium ist einer der gefährlichsten Stoffe, die von Menschen erzeugt werden – sowohl, was<br />
seine Strahlengiftigkeit angeht, als auch seine Verwendbarkeit zur Herstellung von Atomwaffen.<br />
Die Strahlengiftigkeit des Plutoniums überwiegt dessen chemische Giftigkeit, die mit der<br />
anderer Schwermetalle vergleichbar ist, bei Weitem. Eingeatmet verursacht Reaktorplutonium<br />
mit größter Wahrscheinlichkeit Lungenkrebs.<br />
Reaktorplutonium besteht zu 50 bis 60 Prozent seiner Masse aus Plutonium-239, zu gut 20<br />
Prozent aus Plutonium-240 und zu rund 15 Prozent aus Plutonium-241. Plutonium-238 ist<br />
nur in einer Größenordnung von 2 Prozent enthalten. Durch die unterschiedlichen Halbwertszeiten<br />
der einzelnen Plutonium-Isotope entsprechen die Massenanteile jedoch nicht den<br />
Aktivitätsanteilen. Hier liegt Plutonium-241 mit rund 98% an der Spitze, gefolgt von Plutonium-<br />
238 mit etwa 1,6 Prozent, Plutonium-239 mit 0,25 Prozent und Plutonium-240 mit 0,32<br />
Prozent. Besonders radiologisch relevant sind die Alphazerfälle. In seiner schwerlöslichen Form<br />
wird Plutonium-238 (zum Beispiel als Plutoniumoxid) viel rascher aus der Lunge in Knochen und<br />
Leber umverteilt und erreicht dort höhere Konzentrationen als Plutonium-239. In den<br />
Modellrechnungen der Internationalen Strahlenschutzkommission (ICRP) werden jedoch alle<br />
Plutonium-Isotope gleichbehandelt.<br />
In die Nahrungskette gelangen verstärkt leichter lösliche Verbindungen wie Plutoniumnitrat,<br />
das von den Pflanzen leichter aus dem Boden aufgenommen wird als schwer lösliche<br />
Plutoniumverbindungen. Bei einer Aufnahme mit der Nahrung werden wiederum die schwer<br />
löslichen Verbindungen zu einem großen Teil rascher wieder ausgeschieden. Weil Plutonium im<br />
Erdboden relativ fest gebunden wird, kommt es nur in einem relativ geringen Umfang zur<br />
Aufnahme in Pflanzen. Hauptsächlich wird Plutonium deshalb durch das Einatmen feinster<br />
Schwebteilchen in den Körper aufgenommen.<br />
Quelle: foodwatch Report 2011, Kalkulierter Strahlentod, Die Grenzwerte für radioaktiv<br />
verstrahlte Lebensmittel in der EU und in Japan, In Zusammenarbeit mit der deutschen<br />
Sektion der IPPNW, Berlin September 2011, S.12 – 14<br />
11