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Lebensmitteln wie Spinat, Pilzen, Bambussprossen, Tee, Pflaumen, Fisch und Milch aus<br />

<strong>Fukushima</strong> und angrenzenden Regionen wurden unzulässig hohe Radioaktivitätswerte<br />

gemessen.<br />

Anfang Juli erst gaben die Tokioter Behörden bekannt, dass erstmals seit April wieder<br />

niedrige Dosen radioaktives Cäsium-137 im Kranwasser der Hauptstadtbewohner enthalten<br />

sind. Davor war es verseuchtes Weideland, 60 Kilometer von <strong>Fukushima</strong> entfernt, auch<br />

verseuchter grüner Tee aus der Präfektur Shizuoka wurde kürzlich entdeckt, die noch südlich<br />

von Tokio liegt. Die Regierung behauptet, verstrahlte Produkte kämen nicht mehr in den<br />

Handel. Doch es gibt erhebliche Zweifel daran, dass das stimmt. Die Nachrichtenagentur<br />

Bloomberg etwa zitiert unwidersprochen einen Offiziellen der japanischen<br />

Sicherheitsbehörden mit Namen Taku Ohara. Er sagt, es gebe kein zentrales Prüfsystem,<br />

kleine Farmen würden überhaupt nicht getestet. „Es sind einfach zu viele.“<br />

Tokio, ein Moloch mit etwa 17 Millionen Einwohnern, liegt in diesen Tagen unter einer<br />

feuchten Dunstglocke versteckt, die viel Regen bringt, aber wenig Abkühlung. Das<br />

Thermometer zeigt 32 Grad bei 80 Prozent Luftfeuchtigkeit. Bereits kurze Wege im Anzug<br />

oder im Kostüm werden zur Qual. Das sind Japaner gewöhnt. Aber dieses Jahr ist alles<br />

anders.<br />

In den U-Bahnen beginnt bereits die Fassade der Normalität zu bröckeln. Die Klimatisierung<br />

ist heruntergefahren, die früher extreme Abkühlung fehlt. Tokio muss Strom sparen, denn<br />

der bevorstehende Sommer droht in Teilen des Landes die Kapazitäten der Kraftwerke zu<br />

überfordern. Nicht nur die Meiler in <strong>Fukushima</strong> wurden nach dem Super-Gau<br />

heruntergefahren. Insgesamt liegen zurzeit 35 der 54 Kernkraftwerke still. Es gibt Streit<br />

zwischen Zentralregierung und lokalen Politikern, ob die Meiler sicher genug sind, um<br />

wieder hochgefahren zu werden.<br />

Um Abhilfe gegen die Hitze zu schaffen, hat die Regierung mittlerweile die Zeit des „Super<br />

Cool Biz“ ausgerufen. Wer will, darf nun auch in Poloshirt und Sneakers ins Büro kommen,<br />

dafür werden Räume und Bahnen nur noch auf 28 Grad heruntergekühlt. Kaum jemand in<br />

der von Konformität lebenden japanischen Gesellschaft wagt sich jedoch an dieses staatlich<br />

erlaubte Entkleiden.<br />

Doch wenn es um die Sorge vor radioaktiver Verstrahlung geht, nehmen sie das nicht mehr<br />

hin. In der Präfektur Chiba, an der Grenze zu Tokio, haben besorgte Eltern vor kurzem<br />

angefangen, ihre eigenen Messungen durchzuführen, berichtet die japanische Zeitung<br />

„Yomiuri“. Hier hat auch die Japanerin Yuki Sasaki ihre Tochter im Kindergarten. Dort haben<br />

die Verantwortlichen kurzerhand die Erde abgetragen, weil sie mit 0,52 Microsievert pro<br />

Stunde oder 4,55 Millisievert pro Jahr weit über dem für Menschen zulässigen Jahreslevel<br />

von einem Millisievert lag. In der Präfektur Saitama ist mittlerweile das einzige ausleihbare<br />

Strahlen-Messgerät bis Ende August ausgebucht.<br />

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