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6. Die Informationspolitik<br />

6.1 Regierung wusste früh von drohender Kernschmelze<br />

Gerade mal vier Stunden nach dem Tsunami im März 2011 diskutierte der japanische<br />

Krisenstab die Gefahr einer Kernschmelze in <strong>Fukushima</strong> - das beweist ein nun<br />

veröffentlichtes Protokoll des Treffens. Offiziell dauerte es mehrere Monate, bis<br />

die Regierung die Atom-Katastrophe bestätigte.<br />

„Wenn die Temperatur des Reaktorkerns acht Stunden lang steigt, besteht die Möglichkeit,<br />

dass sich eine Kernschmelze ereignet“, sagte ein namentlich nicht genannter Teilnehmer des<br />

ersten Treffens des Krisenstabs in <strong>Fukushima</strong>. Die Sitzung, geleitet durch den damaligen<br />

Regierungschef Naoto Kan, fand bereits vier Stunden nach dem Erdbeben vom 11. März<br />

2011 statt.<br />

Das Protokoll beweist, wie früh die japanische Regierung von der drohenden Kernschmelze<br />

in <strong>Fukushima</strong> wusste. Offiziell bestätigt hatten Politik und der Kraftwerksbetreiber Tepco<br />

ihren frühen Verdacht bislang nicht. Stattdessen räumten die Verantwortlichen erst Mitte<br />

Mai 2011, also zwei Monate nach Beginn der Katastrophe ein, dass es in drei von sechs<br />

Reaktoren zur Kernschmelze gekommen war. Experten hatten dies schon länger vermutet.<br />

Der damalige Regierungssprecher Yukio Edano entschuldigte sich nun für das lange<br />

Schweigen der Regierung: „Ich nehme die Kritik, dass ich Ihnen nichts über die Möglichkeit<br />

einer Kernschmelze sagen konnte, demütig entgegen“, sagte der heutige Wirtschaftsminister<br />

vor Journalisten.<br />

Am Sonntag ist der erste Jahrestag des Unglücks, das durch ein Erdbeben und einen<br />

darauffolgenden Tsunami ausgelöst wurde. Bis zu 15 Meter hohe Flutwellen verwüsteten<br />

vor einem Jahr japanische Städte und Dörfer. 115.000 Gebäude entlang eines 400 Kilometer<br />

langen Küstenstreifens wurden vollständig zerstört. Mehr als 340.000 Menschen mussten in<br />

Folge der Katastrophe ihre Heimat verlassen. Allein gut 87.000 Menschen flohen vor der<br />

Gefahr einer Verstrahlung durch das vom Tsunami zerstörte Atomkraftwerk <strong>Fukushima</strong><br />

Daiichi.<br />

Weite Gebiete nahe der Atomruine sind so verstrahlt, dass eine Rückkehr der Menschen als<br />

höchst ungewiss gilt. In drei Reaktoren des Atomkraftwerks war es nach Erdbeben und<br />

Tsunami zu Kernschmelzen gekommen; Radioaktivität wurde massiv freigesetzt. Es dauerte<br />

Monate, ehe die japanische Regierung den Super-GAU zugab.<br />

Inzwischen haben die Reaktoren nach Darstellung der Regierung einen Zustand der<br />

Kaltabschaltung erreicht und sind unter Kontrolle. Frühestens in zehn Jahren kann damit<br />

begonnen worden, sie zu entkernen.<br />

Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/fukushima-regierung-wusste-fruehvon-drohender-kernschmelze-a-820499.html<br />

vom 10.03.2012<br />

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