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dem entwarnend gemeinten Ergebnis kam, die Strahlungsgefahr sei geringer als die von<br />
Tschernobyl, gingen viele Bürger empört auf die Straße. Die Demonstranten klagten die<br />
Organisatoren an, das Risiko vor allem für Kinder zu unterschätzen. Der Arzt und<br />
Vizedirektor des Hanan-Cho-Krankenhauses in der Osaka-Präfektur, Saburo Murata, warnt<br />
eindringlich, die Gefahren nicht herunterzuspielen und stellt die medizinischen<br />
Untersuchungen, die amtliche Institutionen in <strong>Fukushima</strong> durchführen, infrage. „Der Zweck<br />
dieser Gesundheitschecks darf nicht ausschließlich darin bestehen, die Ängste der<br />
Bevölkerung zu zerstreuen“, sagt Murata.<br />
Lockere Limits. Lebensmittel aus <strong>Fukushima</strong> sind für die meisten Japaner stigmatisiert –<br />
trotz Beteuerungen der Regierung, der Verzehr sei gefahrlos. Sie verrät sich dabei selbst. Ab<br />
April 2012 soll die Höchstgrenze für „erlaubte radioaktive Substanzen in einzelnen<br />
Nahrungsmitteln“ von heute fünf Millisievert pro Jahr auf ein Millisievert gesenkt werden.<br />
Bedeutet das, die jetzigen Beschränkungen sind zu locker? Obwohl Premierminister<br />
Yoshihiko Noda in seinem Haus angeblich nur Reis aus <strong>Fukushima</strong> auftischt und Essen von<br />
dort als „sicher“ beschwört, erhob die Regierung Mitte November ein landesweites Verbot<br />
für Reis aus dem Ortsteil Onami in der <strong>Fukushima</strong>-Präfektur, weil in Proben überhöhte<br />
Cäsium-Werte gefunden wurden.<br />
Bestürzt reagiert das Land auf das Schicksal eines beliebten TV-Stars: Im März hatte Norikazu<br />
Otsuka in seiner Morgensendung Mezamashi TV den patriotischen Aufruf gestartet: „Lasst<br />
uns dem Norden helfen, indem wir seine Produkte essen.“ Er selbst verkündete, sich<br />
weitgehend von Lebensmitteln aus der Region um das havarierte Atomkraftwerk zu<br />
ernähren. Vor wenigen Wochen entdeckte der 65 Jahre alte Moderator einen geschwollenen<br />
Lymphknoten, kurz darauf diagnostizierten die Ärzte Blutkrebs. Auch wenn fraglich ist, ob<br />
die Leukämie-Erkrankung direkt auf radioaktive Strahlung zurückzuführen ist, verspüren die<br />
Menschen jetzt noch mehr Angst.<br />
Quelle: http://diepresse.com/home/panorama/welt/721957/Leben-in-der-Todeszone_Die-<br />
Einsiedler-von-<strong>Fukushima</strong> 07.01.2012<br />
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