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geothermischen Energie entschieden. Jetzt rudert sie zurück, weil sie gesehen hat, dass es<br />
eine gute Sache ist. Solar- und Windenergie werden folgen. Ich denke also, dass dies die<br />
Alternativen zur Nuklearenergie sind.<br />
Wie lange, schätzen Sie, wird es dauern, bis die Kernenergie ersetzt werden kann?<br />
Ich habe immer gesagt: Lasst uns keine zusätzlichen Atomkraftwerke mehr bauen und die<br />
alten nach 40 Jahren ausmustern. Wenn wir das bis 2050 tun, dann wären wir bei null<br />
Prozent Nuklearenergie.<br />
Sie haben auch sehr offen die engen Verbindungen zwischen Energieversorgern<br />
und der Regierung in Japan kritisiert. Hat die Politik es seit März 2011 geschafft,<br />
sich von diesem Einfluss zu befreien?<br />
Die derzeitige Regierungspartei DPJ wurde unterstützt von der Vereinigung der<br />
Energieversorger. Und sie stehen noch immer sehr unter deren Einfluss. Auch meine Partei,<br />
die LDP, hat eine Menge Spenden erhalten. Wir diskutieren derzeit darüber, eine<br />
parteiinterne Regel aufzustellen, jede Art von Spenden der Energieversorger abzulehnen.<br />
Viele ältere Politiker aber haben sehr enge Verbindungen zur Energiebranche oder dem<br />
Wirtschaftsministerium. Die LDP versucht nun, ihre Energiepolitik zu ändern. Aber ich glaube<br />
nicht, dass wir uns vom Einfluss der Industrie ganz befreit haben.<br />
Die Regierung hat verkündet, es werde im Sommer einen neuen Energieplan<br />
geben. Ist daraus schon etwas bekannt?<br />
Naja, die Regierung debattiert noch immer unter sich, und wir wissen nicht genau, wie die<br />
Situation sich gerade darstellt.<br />
Angeblich soll doch sogar die Bevölkerung beteiligt werden.<br />
Also, die Regierung wird vielleicht ein öffentliches Statement abgeben …<br />
Sie lachen.<br />
Ich glaube nicht, dass es irgendeine Art von offenem, öffentlichen Entscheidungsprozess<br />
geben wird. Das Ministerium und die Regierung wollen wohl eher einen geschlossenen<br />
Prozess.<br />
Direkt nach der Katastrophe gab es einige Demonstrationen gegen<br />
Atomkraftwerke. Nicht gerade üblich in Japan. Hat der 11. März die Gesellschaft<br />
verändert?<br />
Noch nicht. Es war ein sehr gewaltiger Unfall, und viele sind nun besorgt. Wenn man<br />
Menschen nach ihren Sorgen fragt, dann ist Nuklearenergie bestimmt eine der drei<br />
drängendsten. Es gibt Japaner, die möchten, dass alle Reaktoren heute abgestellt werden.<br />
Und es gibt solche, die sagen: Lasst uns langsam aussteigen, über einen Zeitraum von 40<br />
Jahren. Ich glaube, die Menschen hatten keinen wirklich guten Draht zur Politik, und nun<br />
müssen wir lernen, wie man Kompromisse macht und trotzdem etwas Neues erreicht. Wir<br />
befinden uns da noch in einem Transformationsprozess.<br />
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