Fukushima Reader_MJW200213_SB Logo - Internationales Bildungs
Fukushima Reader_MJW200213_SB Logo - Internationales Bildungs
Fukushima Reader_MJW200213_SB Logo - Internationales Bildungs
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
8.2 Der Grünenpolitiker Akira Miyabe<br />
„Die Bürokratie regiert Japan“<br />
von Ulrike Scheffer<br />
Der Grünenpolitiker Akira Miyabe über die Folgen des Atomunfalls in <strong>Fukushima</strong>,<br />
gesellschaftliche Veränderungen und die Verzweiflung der Jugend in seinem Heimatland.<br />
Akira Miyabe (58), einst linker Aktivist, ist heute<br />
Vizedirektor und graue Eminenz der japanischen Grünen. Foto: U. Scheffer<br />
Derzeit werden Japans Atomkraftwerke auf ihre Sicherheit überprüft. Nur noch eine der 54<br />
Anlagen ist am Netz. Regierung und regionale Behörden streiten, ob und wann die anderen<br />
wieder hochgefahren werden sollen. Könnte Japan aus der Atomenergie aussteigen?<br />
Die aktuelle Situation zeigt, dass wir die Atomenergie nicht brauchen. Statt wie im Moment<br />
stärker auf Gas und Kohle zu setzen, sollten wir aber erneuerbare Energiequellen ausbauen.<br />
Natürlich muss die Bevölkerung im Moment auch Energie sparen, das Potenzial dafür ist<br />
aber durchaus vorhanden.<br />
Wie schätzen Sie die Lage rund um das havarierte Kraftwerk <strong>Fukushima</strong> Daiichi ein?<br />
Wir halten die Lage keineswegs für sicher.<br />
Die Regierung sollte daher jeden, der etwa aus <strong>Fukushima</strong>-Stadt wegziehen möchte,<br />
unterstützen. Doch sie tut nichts, sie sitzt das Problem einfach aus.<br />
Die Stadt hat 300 000 Einwohner und liegt rund 60 Kilometer vom Unglücksreaktor<br />
entfernt, also außerhalb der Evakuierungszone. Die radioaktive Strahlung ist aber auch<br />
dort erhöht. Warum begehren die Bürger nicht auf?<br />
Die Menschen hier neigen dazu, Krisen als naturgegeben anzusehen. Das unterscheidet uns<br />
von Europa. Das Verhältnis der Regierung zur Bevölkerung entspricht eher dem eines Königs<br />
zu seinen Untertanen. Ist der König gut, sind die Untertanen zufrieden. Ist er schlecht, ergibt<br />
man sich in sein Schicksal. Wer die Macht hat, fühlt sich entsprechend kaum verantwortlich.<br />
128