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2.2.2 Der Unfallablauf nach Darstellung der Gesellschaft für Anlagen- und<br />
Reaktorsicherheit (GRS)<br />
„Am Kernkraftwerksstandort <strong>Fukushima</strong> Daiichi verursachte der Tsunami den fast<br />
vollständigen Ausfall der Stromversorgung von vier der insgesamt sechs Reaktorblöcke. In<br />
der Folge kam es zu dem nach Tschernobyl schwersten Reaktorunfall. Vor allem in den<br />
ersten Tagen des Unfalls gelangten dabei erhebliche Mengen radioaktiver Stoffe in die<br />
Atmosphäre. Diese massiven Freisetzungen führten zu großflächigen Kontaminationen des<br />
Umlands. Weit mehr als 100.000 Menschen waren von Evakuierungen oder Empfehlungen<br />
zum Verlassen ihres Wohnorts betroffen. Die Höhe der Freisetzungen führte dazu, dass der<br />
Unfall auf der höchsten Stufe der International Nuclear and Radiological Event Scale (INES 7)<br />
eingeordnet wurde.“ 8<br />
„Alle sechs Blöcke des Standorts Daiichi basieren auf den Siedewasserreaktor-Baureihen<br />
BWR 3 bis BWR 5 des US-Unternehmens General Electric. Die Blöcke eins bis fünf besitzen<br />
einen Sicherheitsbehälter (Primary Containment Vessel, nachfolgend: Containment) vom Typ<br />
Mark I, der Block sechs wurde mit einem weiterentwickelten Sicherheitsbehälter vom Typ<br />
Mark 2 ausgerüstet.<br />
Zum Zeitpunkt des Unfalls waren in den sechs Abklingbecken der jeweiligen Blöcke, in dem<br />
separaten Lagerbecken und den Trockenlager-Behältern rund 11.300 abgebrannte<br />
Brennelemente gelagert. Das entspricht etwa 2.000 Tonnen Kernbrennstoff. Dazu kommen<br />
noch ca. 2.800 Brennelemente in den Reaktorkernen, was etwa 480 Tonnen Kernbrennstoff<br />
entspricht.<br />
Daiichi Block 1 sollte ursprünglich Anfang 2012 stillgelegt werden. Die japanische<br />
Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde hatte allerdings im Februar 2011 eine Verlängerung<br />
der Laufzeit um zehn Jahre genehmigt.“ 9<br />
„Erdbeben<br />
Das Erdbeben vom 11. März 2011 (auch als Tohoku-Beben bezeichnet) wird auf ein<br />
Phänomen zurückgeführt, das als Subduktion bezeichnet wird. Dabei schiebt sich eine Platte<br />
der Erdkruste – in diesem Fall die Pazifische Platte – unter eine oder mehrere andere Platten<br />
(hier die Eurasische und die Philippinische Platte), was zur Entstehung von Spannungen in<br />
den beteiligten Platten führt. Diese Spannungen werden in unregelmäßigen Abständen in<br />
Erdbeben unterschiedlicher Stärke oder in sogenannten aseismischen Gleitvorgängen<br />
abgebaut.<br />
Das durch einen solchen Entlastungsprozess ausgelöste Tohoku-Beben hatte eine Stärke von<br />
9,0 Mw (Momentmagnitudenskala) und dauerte rund 150 Sekunden. Es ereignete sich vor<br />
der Küste der Präfektur Miyagi. Der Erdbebenherd – das sogenannte Hypozentrum – lag in<br />
etwa 30 km Tiefe, rund 130 km östlich der Stadt Sendai. Am Meeresboden traten ein<br />
Horizontalversatz von ≤ 15 m und ein Vertikalversatz von ≤ 9 m auf. Diesem Hauptbeben<br />
8 <strong>Fukushima</strong> Daiichi – Unfallablauf, radiologische Folgen, Hrsg. GRS, März 2012, S.3<br />
9 a.a.O, S. 4<br />
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