27.02.2014 Aufrufe

Fukushima Reader_MJW200213_SB Logo - Internationales Bildungs

Fukushima Reader_MJW200213_SB Logo - Internationales Bildungs

Fukushima Reader_MJW200213_SB Logo - Internationales Bildungs

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

5.4 Universität <strong>Fukushima</strong> – „Ich will glauben, dass es hier sicher ist“<br />

Aus <strong>Fukushima</strong> berichtet Heike Sonnberger<br />

Die Strahlenwerte auf dem Campus der Universität <strong>Fukushima</strong> sind seit dem Atomunfall<br />

erhöht. Die Hochschulleitung sieht darin kein Sicherheitsrisiko, doch eine Gruppe von<br />

Dozenten warnt. Die Studenten fühlen sich unbehaglich - wem sollen sie vertrauen?<br />

Ein eisiger Wind jagt Schneeflocken über den Campus der Universität <strong>Fukushima</strong>. Zwei<br />

Studenten huschen den freigeschaufelten Fußweg entlang. An den Trauben vorbei, die<br />

dieses Jahr niemand ernten mochte. Über das Quadrat aus versuchsweise gesäuberten<br />

Pflastersteine, die hell leuchten, weil sie mit einem Hochdruckreiniger blankgeputzt wurden.<br />

Alles wegen der radioaktiven Partikel, die nach dem schweren Erdbeben und der nuklearen<br />

Katastrophe im Atomkraftwerk <strong>Fukushima</strong> Daiichi zur Hochschule herübergeweht sind, 70<br />

Kilometer weit.<br />

Die Studenten heißen Nana und Nobuya, beide 20 und im zweiten Hochschuljahr. Sie lernt<br />

Erziehungswissenschaft, er Japanisch. Wenn man sie fragt, ob sie ihre Uni mögen, sagen<br />

beide gleichzeitig: „Ja!“<br />

Und die Strahlung? „In den Nachrichten heißt es, hier ist es sicher. Ich glaube das“, sagt<br />

Nana. Nobuya ist skeptischer: „Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, ob das stimmt.<br />

Aber ich will es glauben.“ Als Studenten könnten sie sowieso nichts ändern, ergänzt er. Nana<br />

fügt hinzu, wenn man den Zusicherungen der offiziellen Stellen nicht glaube, mache das den<br />

Alltag kompliziert. „Und wir wollen hier leben und studieren!“<br />

Selbst wenn sie es nicht wollten, sie haben kaum eine Wahl. Zwei Jahre dauert ihr Studium<br />

noch, und mittendrin die Uni zu wechseln, ist in Japan schwierig. Japanische Schüler büffeln<br />

extrem hart, um an der Hochschule ihrer Wahl angenommen zu werden. Je renommierter<br />

die Uni, desto schwerer die Aufnahmeprüfung, desto besser die Jobaussichten. Wer die<br />

Eingangsprüfung besteht, hat den Abschluss praktisch in der Tasche.<br />

Erst in Jahren wird sich zeigen, wer Recht hatte<br />

An der Universität <strong>Fukushima</strong> müssen die rund 5000 Studenten dafür erhöhte Strahlenwerte<br />

hinnehmen. Der Politikprofessor Taro Daikoku, 41, steht mit einem Messgerät draußen bei<br />

dem Weinstock. „Hier ist die Strahlung besonders hoch“, sagt er und deutet auf das Ende<br />

des Rohrs, das von der Regenrinne nach unten führt. Sein Messgerät zeigt 20 Mikrosievert<br />

pro Stunde. Ein paar Schritte daneben, einen Meter über den Pflastersteinen, misst er ein<br />

knappes Mikrosievert, etwa das 25-Fache der natürlichen Strahlung ohne ein explodiertes<br />

AKW in der Nachbarschaft. Eine erhöhte Dosis, aber auch eine, die Experten noch für<br />

unbedenklich halten.<br />

85

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!