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Fukushima Reader_MJW200213_SB Logo - Internationales Bildungs

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Entschuldigungen die Geduld aus. Bei Pressekonferenzen wird plötzlich gefragt, was genau<br />

gemeint ist, wenn die Regierung erklärt, es würde „keine unmittelbare Gefahr für die<br />

Gesundheit“ bestehen. Japan gehört zu den Ländern mit den höchsten Zeitungsauflagen.<br />

Doch inhaltlich bewegen sich die als seriös geltenden Blätter des Landes auf Samtpfoten<br />

durch den japanischen Alltag. Aus den Ministerien des Landes berichten Journalisten, die<br />

überwiegend zu sogenannten Kurabu gehören - Presseklubs, deren Mitglieder Zugang zu<br />

zahlreichen Hintergrundinformationen besitzen, die ihr Wissen aber größtenteils für sich<br />

behalten. „Sie veröffentlichen nur etwa drei Prozent ihrer Informationen“, sagt ein<br />

Auslandskorrespondent, der lange in Tokio lebt. Wie viele seiner Kollegen und viele Japaner<br />

studiert er deshalb sorgfältig Boulevardblätter wie Yomiuri Weekly oder Shukan Asahi.<br />

Versteckt zwischen halbnackten Frauen, Pornografie und erfundenen Sensationsgeschichten<br />

tauchen dort hin und wieder wirkliche Skandale auf. Die Informationen stammen von<br />

Kurabu-Reportern, die zunächst nicht selbst mit der Enthüllung in Verbindung gebracht<br />

werden wollen. „Man muss dann beobachten, welche dieser Geschichten die seriösen<br />

Schwesterblätter aufgreifen“, sagt der Korrespondent, „dann erkennt man: Sie stimmt.“<br />

Zumindest in der Energiepolitik droht dieses eingespielte System nun aufzubrechen. „Nach<br />

<strong>Fukushima</strong> werden Konzerne wie Tepco zunehmend an den Pranger kommen“, glaubt der<br />

Umweltaktivist Tanaka. „Ich bin zum Beispiel sicher, dass die geplanten 14 neuen<br />

Atomkraftwerke nicht mehr gebaut werden.“ Ob Japan nach dem GAU von <strong>Fukushima</strong> bereit<br />

sein wird, seine Energiepolitik grundsätzlich zu überdenken, ist nach Tanakas Meinung<br />

allerdings längst nicht ausgemacht. „Alles hängt davon ab, ob es Politikern, Bürokraten und<br />

Konzernen gelingt, den Mantel des Vergessens über <strong>Fukushima</strong> zu decken.“<br />

Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/archiv/viele-japanische-medien-berichten-nur-sehrzurueckhaltend-ueber-das-unglueck-in-fukushima-skandal-auf-seite-17,10810590,1078<br />

vom 4.4.2011<br />

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