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Gestaltungsoptionen für die duale Organisation der Berufsbildung

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<strong>Gestaltungsoptionen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>duale</strong> <strong>Berufsbildung</strong> Expertise <strong>für</strong> Hans–Böckler–Stiftung<br />

<strong>für</strong> 2015 einen Bedarf an hochqualifizierten Kräften (gemeint sind Hochschulabsolventen) von<br />

knapp 26% aus. Ein paar weitere Prozentpunkte könnten von <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Hochschulabsolventen<br />

auf Arbeitsplätze mit mittleren Führungsaufgaben wan<strong>der</strong>n (im Sinne einer vertikalen<br />

Diffusion), so dass rund 35% an Hochschulabsolventen eines Jahrgangs eine adäquate Beschäftigung<br />

in <strong>der</strong> nächsten Dekade finden könnten. Die OECD–Empfehlung, sich wenigstens<br />

beim Mittelwert <strong>der</strong> OECD–Staaten einzupendeln — <strong>der</strong>zeit liegt <strong>die</strong>ser bei 32% — wäre dann<br />

erreicht (vgl. OECD 2000ff.).<br />

Diese Überlegungen sind allerdings nur dann zutreffend, wenn nach wie vor einer Berufsausbildung<br />

ein hoher Stellenwert eingeräumt wird. Ein Systemwechsel, also ein Zurückdrängen<br />

<strong>der</strong> Berufsausbildung und eine deutliche Ausweitung <strong>der</strong> Hochschulausbildung wäre ein alternativer<br />

Weg, <strong>der</strong> vor allem von Län<strong>der</strong>n favorisiert wird, <strong>die</strong> nicht über ein Berufsausbildungssystem<br />

verfügen. Bereits <strong>die</strong>se knappen Überlegungen zeigen, dass es den einen „besten Weg“<br />

nicht gibt.<br />

In zahlreichen Stu<strong>die</strong>n wird davon ausgegangen, dass Forschung und Entwicklung sowie <strong>die</strong><br />

Qualifikation <strong>der</strong> Erwerbstätigen <strong>für</strong> Innovationsprozesse von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung sind<br />

(Zentrum <strong>für</strong> Europäische Wirtschaftsforschung 1999). Ein hohes Leistungsvermögen <strong>der</strong> Wissenschaft,<br />

des Bildungs- und des Aus- und Weiterbildungssystems sind zentrale Faktoren, <strong>die</strong><br />

eine entwickelte technologische Wissensbasis und arbeitsmarktbezogene und gesellschaftliche<br />

Stabilität zu garantieren.<br />

Mo<strong>der</strong>ne Produkte und Herstellungsverfahren beanspruchen in allen Dienstleistungs- und<br />

Wirtschaftszweigen immer mehr Bildung und Wissen. Daher werden Arbeitsplätze mit hohen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen eher zögerlich abgebaut bzw. in manchen Branchen sogar ausgebaut . Der<br />

8<br />

Anteil <strong>der</strong> Beschäftigten mit Fachhochschulreife o<strong>der</strong> Hochschulabschluss in <strong>der</strong> gewerblichen<br />

Wirtschaft lag 1990 bei rund 5,5%, 1997 bei rund 7,8% und 2007 bei rund 10,5%. Gemessen<br />

an den Beschäftigten insgesamt lag <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Hochschulabsolventen in Deutschland 1990<br />

bei rund 11%, 1997 bei rund 15,5%, 2003 bei 19,5% und 2007 bei rund 21% . Das allgemeine<br />

Qualifikationsniveau ist also leicht gestiegen (vgl. Bonin/ Helmrich/ Arens 2007) Im inter-<br />

9 10<br />

nationalen Vergleich liegt Deutschland damit zwar hinter USA und Japan, aber beispielsweise<br />

deutlich vor Frankreich und Belgien und in etwa gleichauf mit Österreich und <strong>der</strong> Schweiz.<br />

Die beiden zuletzt genannten Län<strong>der</strong>n verfügen über ein mit Deutschland vergleichbares <strong>Berufsbildung</strong>ssystem.<br />

Ein direkter Vergleich ist allerdings schwierig, da beson<strong>der</strong>s in angelsächsisch<br />

geprägten Län<strong>der</strong>n häufig Kurzstu<strong>die</strong>ngänge angeboten werden, <strong>der</strong>en Ausbildungsintensität<br />

naturgemäß geringer ist als in Deutschland. Diese Situation verän<strong>der</strong>t sich jedoch <strong>der</strong>zeit<br />

erheblich. Unabhängig von Abgrenzungs- und Vergleichsproblemen ist festzustellen, dass <strong>der</strong><br />

Anteil <strong>der</strong> Hochqualifizierten in allen Volkswirtschaften zunimmt. Setzt man Hochqualifizierte<br />

mit Hochschulabsolventen gleich, dann sind in Län<strong>der</strong>n ohne etablierte <strong>Berufsbildung</strong>ssysteme<br />

wie bspw. Australien, Ungarn, Polen, Indonesien, USA, Finnland, Schweden <strong>die</strong> Hochschulabsolventenquoten<br />

überdurchschnittlich hoch (vgl. OECD 2006). In Län<strong>der</strong>n mit erfolgreichen<br />

<strong>Berufsbildung</strong>ssystemen wie bspw. Österreich, Schweiz und Deutschland liegen <strong>die</strong><br />

Hochschulabsolventenquoten unterhalb des OECD-Durchschnitts, wobei <strong>die</strong> oberen Ab-<br />

8 Der VDMA–Vizepräsident Wittenstein benannte <strong>die</strong> wissensbasierte Produktion kürzlich als »deutschen<br />

Weg« und als Voraussetzung <strong>für</strong> eine intelligente Produktion. Dieser Weg, so seine Feststellung,<br />

kann helfen, weiterhin Spitzenleistungen zu erbringen (vgl. Cinpek 2007, S. 10)<br />

9 Allerdings sind hier <strong>die</strong> 9,8 Prozent nicht mit gezählt, <strong>die</strong> einen Abschluss an Berufsakademien,<br />

Technikerschulen, Meisterschulen o<strong>der</strong> als Fachwirt erworben haben.<br />

10 Der Mittelwert <strong>der</strong> OECD–Län<strong>der</strong> wird 2003 mit 32,2 Prozent angegeben.<br />

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