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Gestaltungsoptionen für die duale Organisation der Berufsbildung

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<strong>Gestaltungsoptionen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>duale</strong> <strong>Berufsbildung</strong> Expertise <strong>für</strong> Hans–Böckler–Stiftung<br />

Die nach wie vor rasante technologische Entwicklung verän<strong>der</strong>t Produkte und Dienstleistungen.<br />

Forschung und Entwicklung leisten einen entscheidenden Beitrag sowohl zur Herstellung<br />

von Produkten als auch zur Erbringung von Dienstleistungen. Dies hat vielfältige Wirkungen<br />

auf <strong>die</strong> nachgefragten Qualifikationsstrukturen. Auf <strong>der</strong> einen Seite nehmen <strong>die</strong> wissensbasierten<br />

Aufgaben deutlich zu und erfor<strong>der</strong>n höhere Qualifikationsniveaus, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />

scheint sich ein kleiner Bereich einfacher Arbeit zu stabilisieren, bei dem noch offen ist, mit<br />

welchen Qualifikationsprofilen auf <strong>die</strong>sen Sachverhalt berufsordnungspolitisch reagiert werden<br />

sollte.<br />

Internationalisierung und Europäisierung haben zu einer Situation geführt, in <strong>der</strong> <strong>die</strong>se spezifische<br />

Form <strong>der</strong> beruflichen Qualifizierung mit an<strong>der</strong>en Bildungstraditionen konkurriert. Eine<br />

wesentliche neue Bedingung <strong>für</strong> bildungspolitische Entscheidungen ist <strong>die</strong> Einführung gestufter<br />

Hochschulabschlüsse im Rahmen des Bologna–Prozesses. Ob also in Zukunft das Segment<br />

qualifizierter Facharbeit mit Hochschulabsolventen mit Bachelorabschlüssen besetzt wird und<br />

<strong>die</strong> traditionell ausgebildeten Fachkräfte auf <strong>die</strong> Stellenprofile einfacher Arbeit verdrängt werden,<br />

ist eine Frage, <strong>die</strong> sich <strong>die</strong>sem Gutachten stellt. Möglicherweise bleibt zwischen <strong>die</strong>sen<br />

beiden Profiltypen nur noch eine Art »Restprofil« <strong>der</strong> klassischen dual ausgebildeten Fachkraft<br />

übrig.<br />

Beson<strong>der</strong>es Gewicht erhält <strong>die</strong>ser Fragenkomplex durch <strong>die</strong> Feststellung <strong>der</strong> OECD–Stu<strong>die</strong><br />

2005, wonach es in Deutschland und Frankreich einen Rückgang <strong>der</strong> Studentenzahlen gab,<br />

während <strong>die</strong>se in an<strong>der</strong>en OECD–Län<strong>der</strong>n im Schnitt um 30 Prozent gestiegen sind (vgl.<br />

Pohlmann 2007, S. 177). Die OECD geht in ihrer Bildungsberichterstattung in <strong>der</strong> Regel davon<br />

aus, dass eine höhere Akademikerquote auch wesentlich zur Steigerung von Produktivität<br />

und Innovationen beiträgt, und damit in einem direkten Zusammenhang zur wirtschaftlichen<br />

Leistungs– und Wettbewerbsfähigkeit steht. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite verweisen Innovations– und<br />

Arbeitsmarktforschung auf <strong>die</strong> komplementäre Beziehung zwischen verschiedenen Qualifikations–<br />

und Kompetenzprofilen und ihren Einfluss auf <strong>die</strong> Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft<br />

(Hall & Soskice 2004; Soskice & Hancké 1996; Porter 1990).<br />

Aus den bisherigen Ausführungen können, grob gezeichnet, bereits zwei konkurrierende Strategien<br />

identifiziert werden, <strong>die</strong> entwe<strong>der</strong> mit einer Entkoppelung von Bildungs- und Beschäftigungssystem<br />

einhergeht o<strong>der</strong> das Ziel einer Koppelung von Ausbildung und Arbeitsmarkt<br />

über ein entwickeltes berufliches Bildungssystem verfolgt.<br />

Die erste Strategie geht davon aus, dass <strong>die</strong> mo<strong>der</strong>ne industrielle Produktion heute wissensbasiert<br />

stattfindet und dass wissenschaftlich–technologisches Wissen <strong>der</strong> entscheidende Produktionsfaktor<br />

und Wachstumsmotor ist. In <strong>der</strong> »Wissensgesellschaft und -ökonomie« wird Wissen<br />

zur zentralen Ressource sowohl auf <strong>der</strong> Führungs- und Entwicklungsebene als auch in <strong>der</strong><br />

„Werkstatt“.<br />

Die zweite Strategie orientiert sich stärker am Qualifikationsbedarf eines von Unternehmen<br />

dominierten Arbeitsmarktes und formuliert daraus resultierende Qualifizierungsbedürfnisse,<br />

<strong>die</strong> auf zielgerichtete Anpassung an aktuelle Erfor<strong>der</strong>nisse aus sind. Es dominiert dabei <strong>der</strong><br />

jeweilige Zweck. Deutlich wird <strong>die</strong>ses am Beispiel von Siemens (vgl. Abbildung 1): Aus den<br />

Planungsdaten wird ersichtlich, dass beim weltweiten Personaleinsatzes 36% <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

über einen Hochschulabschluss verfügen sollen. Weitere 33% kommen nach <strong>die</strong>sen Plandaten<br />

aus einem <strong>Berufsbildung</strong>ssystem und weitere 31% haben eine Berufsausbildung auf niedrigem<br />

Niveau absolviert o<strong>der</strong> sind nicht explizit <strong>für</strong> ihre Aufgaben ausgebildet worden.<br />

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