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Gestaltungsoptionen für die duale Organisation der Berufsbildung

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<strong>Gestaltungsoptionen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>duale</strong> <strong>Berufsbildung</strong> Expertise <strong>für</strong> Hans–Böckler–Stiftung<br />

Ein Argument, das in vergleichenden Stu<strong>die</strong>n und Berichten immer wie<strong>der</strong> auftaucht, ist, dass<br />

eine stark beruflich strukturierte und in weiten Teilen betrieblich durchgeführte Ausbildung<br />

an<strong>der</strong>en, schulisch strukturierten Bildungsformen im Hinblick auf <strong>die</strong> Schaffung zur Voraussetzung<br />

von beruflicher Mobilität und Flexibilität unterlegen sei. Spätestens seit dem OECD–<br />

Bericht »Education at a Glance« im Jahr 2004 werden berufliche Mobilität und verschiedene<br />

Ausbildungsformen (schulisch– vs. betrieblich–beruflich) in einen systematischen Zusammenhang<br />

gebracht. Ein negativer Effekt <strong>duale</strong>r, also auch betrieblicher Berufsausbildung — so <strong>die</strong><br />

These zur deutschen Berufsausbildung — sei <strong>die</strong> geringere Arbeitsmarktmobilität <strong>der</strong> Absolventen<br />

im Gegensatz zu solchen, <strong>die</strong> eine Ausbildung an einer beruflichen Vollzeitschule absolviert<br />

hätten. Dieses Argument konnte in einer vergleichenden deutsch–schwedischen Untersuchung<br />

allerdings nicht bestätigt werden. Für <strong>die</strong> deutsche Situation haben Regressionsanalysen<br />

<strong>die</strong>sen Schluss wi<strong>der</strong>legt, <strong>die</strong> <strong>die</strong>sen Befund letztlich über den höheren Allgemeinbildungsstand<br />

und über <strong>die</strong> fachliche Ausrichtung <strong>der</strong> jeweiligen Ausbildungsgänge erklären. So existieren<br />

etwa allgemeine Unterschiede zwischen sozialen Dienstleistungen und gewerblich–<br />

technischen Berufsfel<strong>der</strong>n (vgl. Hall 2005).<br />

3.4. Kontexte beruflichen Lernens im Systemvergleich<br />

|In vielen Län<strong>der</strong>n, in denen individuelle und familiäre Bildungsentscheidungen <strong>der</strong> klassischen<br />

meritokratischen Logik <strong>der</strong> Aspiration auf den nächsten höheren Abschluss folgen, fallen<br />

zwei Phänomene auf. Zum einen gibt es einen starken Trend zur Etablierung <strong>duale</strong>r Arrangements,<br />

zum an<strong>der</strong>en werden <strong>die</strong> im engeren Sinne beruflichen Kompetenzen häufig<br />

nachträglich erworben 18 (vgl. Ruth/ Grollmann 2008; Loose/ Spöttl/ Yusoff 2008).<br />

Dualität als Leitbild <strong>für</strong> Reformen<br />

In einigen Län<strong>der</strong>n, <strong>die</strong> traditionell nicht über eine etablierte Berufsausbildung als attraktive<br />

Alternative zur allgemeinen Bildung verfügen, wird das »Duale System« o<strong>der</strong> <strong>die</strong> »Europäische<br />

Tradition« beruflicher Bildung immer wie<strong>der</strong> als Referenz <strong>für</strong> bildungspolitische Reformstrategien<br />

angeführt. Das wohl bekannteste jüngere Beispiel hier<strong>für</strong> ist <strong>die</strong> Ausrichtung amerikanischer<br />

<strong>Berufsbildung</strong>spolitik auf Bundesebene während <strong>der</strong> Clinton–Ära in den neunziger Jahren<br />

und <strong>die</strong> zu <strong>die</strong>ser Zeit entstandenen Bundesgesetzgebungen zur »School–to–work–<br />

transition«. Die Etablierung <strong>duale</strong>r Strukturen im Bildungssystem <strong>für</strong> Jugendliche wird als ein<br />

geeigneter Mechanismus anerkannt, den Übergang von <strong>der</strong> Schule in <strong>die</strong> Arbeitswelt zu gestalten.<br />

Wichtige Faktoren <strong>der</strong> misslungenen Etablierung <strong>der</strong>artiger Strukturen sind das mangelnde<br />

Prestige beruflicher Bildung auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Lernenden und ihrer Eltern und <strong>die</strong> in <strong>der</strong><br />

jeweiligen Arbeitsmarkt– und Bildungstradition verankerte mangelnde Bereitschaft o<strong>der</strong> Fähigkeit<br />

von Unternehmen und Sozialpartnern, sich an solchen <strong>duale</strong>n Arrangements zu beteiligen.<br />

Akademisierung vs. Berufliche Bildung<br />

Ein Argument <strong>für</strong> eine Akademisierung ist häufig <strong>die</strong> Zunahme des systematischen Wissens<br />

gegenüber dem erfahrungsbasierten o<strong>der</strong> impliziten Wissen (vgl. Baethge/ Solga/ Wieck 2006).<br />

Dabei wird jedoch häufig vergessen, dass jedes systematische Wissen erst durch seine Anwendung<br />

zum praktischen wird. Im Ernst wird vermutlich niemand behaupten, <strong>für</strong> eine auch nur<br />

18 Vgl. zum folgenden auch <strong>die</strong> Vorbemerkung (S. 5) und S. 37.<br />

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