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Gestaltungsoptionen für die duale Organisation der Berufsbildung

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<strong>Gestaltungsoptionen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>duale</strong> <strong>Berufsbildung</strong> Expertise <strong>für</strong> Hans–Böckler–Stiftung<br />

2.2. Der betrieblich–berufliche Bildungstyp und berufsförmige Facharbeit<br />

Das deutsche System <strong>der</strong> beruflichen Bildung ist von <strong>der</strong> nationalen Industriekultur geprägt.<br />

Es konkurriert, global betrachtet, mit an<strong>der</strong>en Formen von Bildung und Qualifizierung, <strong>die</strong> es<br />

selbstverständlich auch leisten, dem jeweiligen nationalen Beschäftigungssystem hinreichend<br />

qualifizierte Mitarbeiter zur Verfügung stellen.<br />

Das vorliegende Gutachten legt seinen Schwerpunkt auf <strong>die</strong> Untersuchung <strong>der</strong> Voraussetzungen<br />

und Realisierungsbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> zweite genannte Strategie. Es wird dabei davon ausgegangen,<br />

dass<br />

1. <strong>der</strong> Bezug zur beruflichen Facharbeit und<br />

2. <strong>die</strong> <strong>duale</strong> <strong>Organisation</strong> <strong>der</strong> Ausbildung<br />

<strong>die</strong> konstituierenden Elemente <strong>der</strong> beruflichen Bildung in Deutschland bleiben und dass daran<br />

zwar prinzipiell festgehalten werden kann und sollte, <strong>der</strong>en konkrete Realisierungsform aber<br />

einer Überprüfung unterzogen werden muss. Zur Begründung <strong>die</strong>ser Position sind jüngere<br />

Entwicklungen im Wirtschafts- und Ausbildungssystem heran zu ziehen, <strong>die</strong> an <strong>die</strong>ser Stelle<br />

zunächst skizziert werden.<br />

Diese beiden aktuellen (berufsbildungs–)politischen Ausrichtungen sind aus unserer Sicht in<br />

jedem Falle um <strong>die</strong> Orientierung an einem betrieblich–beruflichen Bildungstyp zu ergänzen.<br />

Dieser stellt ein historisches Kapital dar, dessen Zukunftsfähigkeit es aufgrund vielfältiger potenzieller<br />

Vorteile herauszuarbeiten gilt. Dabei ist <strong>der</strong> betrieblich–berufliche Bildungstyp als<br />

Idealtypus vom deutschen <strong>duale</strong>n <strong>Berufsbildung</strong>ssystem als Realtypus zu unterscheiden.<br />

2.2.1. Entwicklungen im <strong>duale</strong>n System<br />

Das Duale System wurde in den vergangenen Jahrzehnten hin zu einer eigenständigen Säule<br />

des Bildungs- und Ausbildungssystems entwickelt und ist über das <strong>Berufsbildung</strong>sgesetz legitimiert.<br />

Zunehmend wird als wesentliche Schwäche des Dualen Systems benannt, dass <strong>die</strong><br />

»beson<strong>der</strong>e <strong>Organisation</strong>sstruktur keine institutionalisierten Möglichkeiten eröffnet, auch<br />

Spitzenqualifikationen zu erwerben. Als qualifikationsstrukturell in sich geschlossenes System<br />

mit eigenen spezifischen Steuerungsinstrumenten schließt das Duale System bis heute den<br />

direkten Zugang zum tertiären Bildungsbereich, zu den Universitäten und Hochschulen, im<br />

Prinzip aus« (Greinert 2005, S. 245). Das im dual basierten Ausbildungsmodell erreichbare<br />

Niveau ist dabei auf einer mittleren Ebene angesiedelt und reicht vom Gesellen, Facharbeiter<br />

o<strong>der</strong> Fachangestellten bis zum Techniker, Meister, Betriebswirt o<strong>der</strong> vergleichbaren Abschlüssen.<br />

Bemängelt wird hier vor allem <strong>die</strong> fehlende vertikale Durchlässigkeit, <strong>die</strong> direkt aus dem<br />

Dualen System heraus nicht gegeben ist. Nur mit weitergehenden schulischen Abschlüssen<br />

kann beispielsweise eine Stu<strong>die</strong>nberechtigung erworben werden. 1<br />

Der nur über Umwege mögliche Gang von Absolventen des Dualen Systems in <strong>die</strong> Universitäten<br />

und Hochschulen — vorausgesetzt sie gehören nicht zu den 25 Prozent (vgl. iwd 2007),<br />

<strong>die</strong> bereits <strong>die</strong> allgemeine Hochschulreife mitbringen — gibt Anlass, <strong>die</strong> vorherrschenden<br />

Strukturen des Ausbildungsmodells und <strong>die</strong> Aufstiegsmöglichkeiten <strong>für</strong> qualifizierte Facharbei-<br />

1<br />

Nur eine geringer Anteil von Absolventen des Dualen Systems – nämlich 0,8% eines Jahrgangs - nimmt ohne<br />

weitere Schulbildung ein Studium an Hochschulen auf.<br />

11

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