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Gestaltungsoptionen für die duale Organisation der Berufsbildung

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<strong>Gestaltungsoptionen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>duale</strong> <strong>Berufsbildung</strong> Expertise <strong>für</strong> Hans–Böckler–Stiftung<br />

Vorbemerkung<br />

Von einem Gutachten werden verschiedene Dinge erwartet wie Feststellung offener Fragen,<br />

problematischer Bedingungen, erwartbarer Entwicklungen u.a., <strong>die</strong> auf <strong>die</strong> angesprochenen<br />

Fragen und Probleme wahrscheinlichen Einfluss nehmen. Darauf sollen sich Klärungsvorschläge<br />

und Handlungsempfehlungen beziehen, <strong>die</strong> einerseits realistisch — empirisch fun<strong>die</strong>rt<br />

und umsetzbar — abgesichert sind, <strong>die</strong> aber an<strong>der</strong>erseits auf Grundfragen antworten, <strong>der</strong>en<br />

Geltung nicht ihrerseits empirisch o<strong>der</strong> wissenschaftlich einfach abgeleitet werden können. Im<br />

Falle des vorliegenden Gutachtens hieße das: Alle Dinge, <strong>die</strong> <strong>die</strong> <strong>Berufsbildung</strong> in ihrer Beziehung<br />

zur Allgemeinbildung einschließlich <strong>der</strong> akademischen Berufe berühren, ließen sich im<br />

Grundsatz sowohl einseitig aus dem Bedarf des »Beschäftigungssystem« heraus und dem Interesse<br />

an billig zu habenden Qualifikationen untersuchen. Konträr dazu steht <strong>die</strong> Position, <strong>Berufsbildung</strong><br />

schlicht aus den Imperativen individueller Bildung und <strong>der</strong> Entfaltung <strong>der</strong> Person<br />

unbeschadet von jeglichen ökonomischen Restriktionen zu betrachten.<br />

Beide Orientierungen würden infolge ihrer Einseitigkeit <strong>die</strong> gutachterlichen Anstrengungen<br />

zum Scheitern führen. We<strong>der</strong> kann eine noch so rigide ökonomistische Zuschneidung des<br />

Bildungssystems <strong>die</strong> Bedingungen ignorieren, unter denen Menschen lernen und sich entwickeln,<br />

um am Arbeitsmarkt überhaupt verwertbare Kompetenzen auszubilden, noch lassen sich<br />

Bildungsinstitutionen, <strong>die</strong> vorgeblich allein individuellen Bildungsinteressen <strong>die</strong>nen, auf <strong>die</strong><br />

einzige Funktion zuschneiden, den Nutzen von Bildung — an dem <strong>die</strong> »Welt draußen« interessiert<br />

ist — zu ignorieren. Bildung »an sich« gibt es ebenso wenig wie Verwertung ohne Bildung.<br />

Würde <strong>die</strong>se Argumentation im Gutachten weiter entfaltet, müsste <strong>die</strong>s nicht nur an <strong>der</strong><br />

eigentlichen Fragestellung vorbeiführen, son<strong>der</strong>n würde auch <strong>die</strong> da<strong>für</strong> bereitstehenden Ressourcen<br />

ignorieren.<br />

Daher können <strong>die</strong> Autoren im Weiteren lediglich eine Skizze jenes Bezugspunktes liefern, <strong>der</strong><br />

dem Gutachten vorausgeht und das <strong>Berufsbildung</strong>ssystem des aktuellen Zuschnitts geprägt<br />

hat. Die im Gutachten verfolgte Fragestellung lautet: Wie sollte ein <strong>Berufsbildung</strong>ssystem beschaffen<br />

sein, das <strong>die</strong> Ebenen von Bildung, Ausbildung und Erwerbsarbeit nicht wie<strong>der</strong>um aus<br />

<strong>der</strong> vorhandenen (o<strong>der</strong> den vorhandenen) systemischen Perspektive(n) darstellt und einschätzt?<br />

Die Antworten, <strong>die</strong> das Gutachten zu geben versucht, beziehen sich auf <strong>die</strong>se Frage,<br />

<strong>der</strong>en Motiv zugleich <strong>die</strong> Positionen des Gutachtens verständlich macht:<br />

Der Bezugspunkt des Gutachtens lässt sich wie folgt benennen: Menschen können Kompetenzen,<br />

<strong>die</strong> in einer arbeitsteiligen <strong>Organisation</strong> <strong>der</strong> gesellschaftlichen Reproduktion grundsätzlich<br />

oberhalb des Niveaus von Laien angesiedelt sind, nur durch Kontakt bzw. Konfrontation<br />

mit genau den Anfor<strong>der</strong>ungen ausbilden, <strong>der</strong>en Meisterung solche Kompetenzen erfor<strong>der</strong>t.<br />

Geprägt werden solche Kompetenzen sowohl vom Arbeitsmarkt und Beschäftigungssystem als<br />

auch von gesellschaftlichen Zusammenhängen und Entwicklungen. Bereits daraus resultiert <strong>die</strong><br />

Notwendigkeit einer ständigen Rückbindung von <strong>Berufsbildung</strong> an vielfältige gesellschaftliche<br />

Interessen. Ein an<strong>der</strong>er Grund <strong>für</strong> <strong>die</strong> Rückbindung an gesellschaftliche Interessen ist auch<br />

daran fest zu machen, dass es bei <strong>der</strong> Kompetenzentwicklung nicht um Anpassungsqualifizierung<br />

gehen kann, son<strong>der</strong>n um <strong>die</strong> Befähigung zur Mitgestaltung im beruflichen Alltag und bei<br />

<strong>der</strong> Bewältigung gesellschaftsbedingter Lebenssituationen.<br />

Hieraus versuchen wir weitreichende Konsequenzen zu ziehen, indem wir mit <strong>die</strong>sem Sachverhalt<br />

eine unterhalb <strong>der</strong> Bildungssysteme angesiedelte Perspektive eröffnen: Wir betrachten<br />

<strong>die</strong> Systeme von Bildung und Ausbildung aus dem Blickwinkel individuell vollständig ausge-<br />

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