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Gestaltungsoptionen für die duale Organisation der Berufsbildung

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<strong>Gestaltungsoptionen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>duale</strong> <strong>Berufsbildung</strong> Expertise <strong>für</strong> Hans–Böckler–Stiftung<br />

stufe II – also auch <strong>der</strong> Absolventen einer Berufsausbildung (ISCED-Stufen 3-4) – nehmen<br />

ebenfalls deutlich zu, allerdings weniger progressiv als <strong>die</strong> <strong>der</strong> Hochschulabsolventen.<br />

Zukunftsoptionen kann <strong>die</strong> <strong>Berufsbildung</strong> als System, in ihren Inhalten und ihren Rückwirkungen<br />

auf <strong>die</strong> umgebenden Systeme, nur in <strong>der</strong> engen Kopplung an Entscheidungen gewinnen,<br />

<strong>die</strong> ihrerseits <strong>die</strong> Zukunft von Arbeit, Gesellschaft und transnationaler Ökonomien und<br />

Märkte bestimmen. Eine hypothetische Dysfunktion des <strong>Berufsbildung</strong>ssystems gegenüber<br />

dem Arbeitsmarkt — durch systematische Verfolgung falsch prognostizierter o<strong>der</strong> analysierter<br />

Qualifikationsziele — kann genau so verheerend wirken wie wenn <strong>die</strong> <strong>Berufsbildung</strong> sich institutionell<br />

nicht mehr von Entwicklungen am Arbeitsmarkt abhebt, z. B. dadurch abgeschnitten<br />

wird, dass <strong>die</strong> Qualifizierungsaufgabe wie eine bloße Privatangelegenheit den Unternehmen<br />

zufällt. Beson<strong>der</strong>s bedenklich wird <strong>für</strong> Mitgestaltung und Mitbestimmung dann, wenn Unternehmen<br />

Insellösungen praktizieren und darüber gesellschaftliche Entwicklungen beeinflussen.<br />

Auch in Fragen <strong>der</strong> <strong>Berufsbildung</strong>spolitik gilt, dass <strong>die</strong> Wettbewerbsfähigkeit von Betrieben<br />

nicht allein von Faktoren abhängt, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se selbst steuern o<strong>der</strong> beeinflussen können (vgl.<br />

BMZ Spezial 2005, S. 11). Die Wechselbeziehung zwischen <strong>Berufsbildung</strong> und Arbeitsmarkt<br />

ist praktisch nicht aufzulösen, weshalb es darauf ankommt, <strong>die</strong> Gestaltungsmöglichkeiten aus<br />

<strong>der</strong> <strong>Berufsbildung</strong> heraus zu nutzen, um unternehmerische Innovationen und menschengerechte<br />

Arbeitsbedingungen zu garantieren. Die Beteiligung <strong>der</strong> Sozialpartner an <strong>der</strong> Weiterentwicklung<br />

des <strong>Berufsbildung</strong>ssystems, bei <strong>der</strong> es zu einem Interessensausgleich nur kommen<br />

kann, wenn <strong>die</strong> marktbezogenen Interessen <strong>der</strong> Unternehmen artikuliert werden, kann nicht<br />

hoch genug eingeschätzt werden.<br />

Eine zukunftsfähige Gestaltung des betrieblich–beruflichen Bildungstyps kann erreicht werden,<br />

wenn <strong>die</strong> betrieblichen Akteure in <strong>die</strong> Position versetzt werden, den beschriebenen Wandelerscheinungen<br />

selbst zu begegnen. Dies bedeutet auch, Qualität in <strong>der</strong> Ausbildung und in <strong>der</strong><br />

Folge <strong>der</strong> betrieblichen Arbeit zu för<strong>der</strong>n, d. h. dem Lernen durch und <strong>für</strong> berufliche Arbeit<br />

als Erwerbsarbeit eine angemessene Rolle einzuräumen.<br />

Dabei geht es nicht, wie z. B in <strong>der</strong> amerikanischen Soziologie üblich, um <strong>die</strong> Verdichtung zu<br />

höherrangigen, letztlich akademischen Berufen, son<strong>der</strong>n um eine Professionalisierung auch <strong>der</strong><br />

Arbeitsleistungen, <strong>der</strong>en Voraussetzungen eben nicht durch ein Studium erreicht werden können.<br />

Der Zugang zu gesellschaftlich relevanten Sektoren von Arbeit muss generell auch durch<br />

beruflich strukturierte Wege <strong>der</strong> Kompetenzentwicklung offen stehen. Diese Möglichkeiten<br />

können we<strong>der</strong> einzelbetrieblich noch in staatlich–bürokratischer Hoheit geschaffen werden.<br />

Ein zukunftsfähiger betrieblich–beruflicher Bildungstypus kann nicht in <strong>der</strong> ausschließlichen<br />

Orientierung an <strong>der</strong> sogenannten Beschäftigungsfähigkeit o<strong>der</strong> im Hinblick auf <strong>die</strong> Einordnung<br />

niedrig o<strong>der</strong> hoch bzw. einfach o<strong>der</strong> komplex entwickelt werden. Insofern ist zunächst<br />

zu klären, auf welchem Typus o<strong>der</strong> welcher Typologie von fachlich kompetenter Arbeit eine<br />

solche Orientierung beruht.<br />

3.2. Typen von fachlich kompetenter Arbeit<br />

Ausgehend von <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> und inhaltlichen Ausfüllung von produktiven<br />

produktionsnahen o<strong>der</strong> <strong>die</strong>nstleistungsbezogenen Arbeitsverhältnissen kann verdichtet von<br />

drei Ausprägungen von (Fach)Arbeit gesprochen werden: eine stärker von Technik als Anwendung<br />

von Technologien geprägte Facharbeit (bspw. bei <strong>der</strong> Arbeit in Messlaboren, im Werkzeugbau,<br />

in <strong>der</strong> Betriebstechnik), eine Facharbeit, bei <strong>der</strong> ganzheitlich-prozessbezogene Aufgaben<br />

dominieren (z.B. in <strong>der</strong> Prozesstechnik, im Service, bei persönlichen Dienstleistungen)<br />

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