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Gestaltungsoptionen für die duale Organisation der Berufsbildung

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<strong>Gestaltungsoptionen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>duale</strong> <strong>Berufsbildung</strong> Expertise <strong>für</strong> Hans–Böckler–Stiftung<br />

durchschnittlich anspruchsvolle Berufstätigkeit seien jenseits positiven und systematisierten<br />

Wissens Erfahrungen bei dessen sachgerechter Anwendung verzichtbar.<br />

Für Unternehmen bedeutet eine Einstellung von Hochschulabsolventen oft eine längere Einarbeitungszeit<br />

aufgrund <strong>der</strong> theoriegeleiteten Ausbildung. Dieser Einarbeitungsaufwand kann<br />

bei Auszubildenden entfallen, <strong>die</strong> früh in <strong>die</strong> Wertschöpfungskette des Unternehmens integriert<br />

wurden und damit schon innerhalb <strong>der</strong> Ausbildung einen Nutzen <strong>für</strong> das Unternehmen<br />

erbracht haben. Auch wenn durch ein berufsbegleitendes Studium hier ein Zwischenschritt<br />

möglich ist, sehen <strong>die</strong>s viele Unternehmen sehr skeptisch, wie eine Stu<strong>die</strong> zur »Verknüpfung<br />

von Berufsschule und Studium« (Weiß u. a. 2005) bestätigt.<br />

»Gleichzeitig betrachten <strong>die</strong> meisten Unternehmen das berufsbegleitende Studium <strong>für</strong> Berufspraktiker<br />

ohne klassische Hochschulzugangsberechtigung aber als Einzelfall, <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s leistungsfähigen<br />

und engagierten Mitarbeitern vorbehalten bleibt. Es besteht <strong>der</strong>zeit kein Interesse daran, dass<br />

sich <strong>die</strong>se Ausnahmen zum Normalfall entwickeln und ein Großteil <strong>der</strong> Fachkräfte im Unternehmen<br />

im Laufe ihres Arbeitslebens ein Studium aufnimmt. Denn trotz zunehmen<strong>der</strong> Akademisierung<br />

betonen einige Unternehmen ausdrücklich, dass sie auch weiterhin Bedarf an Fachkräften mit<br />

Ausbildungsabschluss haben werden. Zudem besteht <strong>die</strong> Be<strong>für</strong>chtung, dass <strong>die</strong> qualifizierten Fachkräfte<br />

das Unternehmen verlassen, um ein Studium aufzunehmen. Die Unternehmen verlieren damit<br />

zumindest <strong>für</strong> <strong>die</strong> Dauer des Studiums qualifizierte Mitarbeiter, und häufig kehren <strong>die</strong>se auch<br />

nach Abschluss des Studiums nicht mehr ins Unternehmen zurück. Einzelne Unternehmen betrachten<br />

ein Studium <strong>für</strong> Berufspraktiker grundsätzlich sehr skeptisch. Die Qualifikationen, <strong>die</strong> Berufspraktiker<br />

<strong>für</strong> den beruflichen Aufstieg und anspruchsvollere Tätigkeiten im Unternehmen brauchen,<br />

könnten nach ihrer Einschätzung besser im Arbeitsprozess und in <strong>der</strong> betrieblichen Weiterbildung<br />

erworben werden« (Weiß u. a. 2005, S. 53).<br />

In Australien hat sich in den letzten Jahren eine Aufwertung <strong>duale</strong>r Ausbildung ergeben. Die<br />

Zahl <strong>der</strong> »Apprenticeships« hat erheblich zugenommen. In Bezug auf Daten zum Anteil <strong>der</strong><br />

Auszubildenden an <strong>der</strong> gesamten erwerbsfähigen Bevölkerung liegt Australien am Ende <strong>der</strong><br />

neunziger Jahre auf dem vierten Platz, also direkt hinter den großen »<strong>duale</strong>n Systemen«. Im<br />

Rahmen einer durch das Institut Technik und Bildung koordinierten internationalen Stu<strong>die</strong><br />

zum Thema »Apprenticeship« werden von <strong>der</strong> australischen Partnerin regelmäßig <strong>die</strong> Daten<br />

<strong>die</strong>ser Entwicklungen zusammen getragen. 19<br />

Zunehmend wird dadurch <strong>die</strong> Stärke <strong>der</strong> Ausbildungsformen unterstrichen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> betrieblich–berufliche<br />

Praxis systematisch einbeziehen. Die Idee <strong>der</strong> Rekrutierung von »future lea<strong>der</strong>s<br />

from the work floor« dürfte auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> deutschen Gewerkschaften einiges an Attraktivität<br />

besitzen.<br />

Es liegt natürlich auf <strong>der</strong> Hand, dass angloamerikanische Apprenticeship-Konzepte nicht dem<br />

Anspruch des betrieblich-beruflichen Bildungstyps entsprechen. In vielen Fällen handelt es<br />

sich dabei nicht um ein systematisches Lernen in <strong>der</strong> Praxis, son<strong>der</strong>n einunstrukturiertes<br />

19 Eine beispielhafte Aussage: »Years ago the company when they had their own employees in formwork<br />

and electricians and so on, we probably had anywhere up to 30 or 40 apprentices working<br />

for the company then, and (at that time) they valued it as in this is where our future lea<strong>der</strong>s of<br />

the company are going to come from, come from the work floor and lead that company into the<br />

next generation … so that did drop off and there was a gap where we had no foremen and they<br />

didn’t un<strong>der</strong>stand the company. We were getting people in off the street but they just didn’t un<strong>der</strong>stand<br />

the company and how it operates, so that’s how we decided and we went to senior management<br />

and said we need to start putting on apprentices again« (vgl. www.innovativeapprenticeship.net).<br />

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