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Gestaltungsoptionen für die duale Organisation der Berufsbildung

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<strong>Gestaltungsoptionen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>duale</strong> <strong>Berufsbildung</strong> Expertise <strong>für</strong> Hans–Böckler–Stiftung<br />

beruhen. Dieses Konzept forciert wie<strong>der</strong>um ein restriktives Verhalten <strong>der</strong> ihm zuzurechnenden<br />

Belegschaftsgruppen im Umgang mit Wissen: »Durch <strong>die</strong> systemimmanente Absicht, Kooperation<br />

und individuelles Vorgehen zu minimieren und statt dessen auf standardisierte, im Vorfeld<br />

definierte Unternehmensabläufe zu setzen, <strong>die</strong> von den jeweils betroffenen Mitarbeitern<br />

vollzogen werden, erhält <strong>die</strong> Verwertung des zuvor erworbenen Wissens eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung«<br />

(Fisch 2005, S. 52). Das individuell zur Verfügung stehende Wissen des Arbeitnehmers<br />

entscheidet über den Erfolg und den Wertschöpfungsbeitrag eines so organisierten Unternehmens.<br />

Dieser Gesamtrahmen führt zu einem individuellen, hoch fachspezifischen Arbeitseinsatz<br />

mit engen Einsatzfel<strong>der</strong>n und Aufgabenbereichen entsprechend <strong>der</strong> Zugehörigkeit zu einer<br />

jeweiligen Berufsgruppe. Dieses trennscharfe Tätigkeitsprinzip beför<strong>der</strong>te ein Facharbeiterprinzip,<br />

das zwar ordnungspolitisch und gesellschaftlich bis Ende <strong>der</strong> 1980er Jahre unumstritten<br />

war. Allerdings hatte es zur Folge, dass auch Berufe und <strong>die</strong> damit verbundenen persönlichen<br />

Fähigkeiten und Orientierungen eng gebündelt und hoch standardisiert wurden. Konsequenz<br />

daraus waren eng geschnittene Kompetenzbereiche in den Unternehmen, <strong>die</strong> zu einem<br />

Nebeneinan<strong>der</strong> involvierter Berufsgruppen führten, das sich mancher industriesoziologischer<br />

Analyse nach als innovationshemmend ausgewirkt hat (vgl. z. B. Kern/Sabel 1994). Sowohl<br />

betrieblich betrachtet als auch mit Blick auf <strong>die</strong> gesellschaftlichen Ansprüche hat es entscheidende<br />

Vorteile, Personen nicht eng auf Tätigkeiten abzurichten son<strong>der</strong>n eine breitere Kompetenzentwicklung<br />

zu betreiben, so wie es mit dem betrieblich-beruflichen Bildungstyp beabsichtigt<br />

ist.<br />

Es sollte an <strong>die</strong>ser Stelle jedoch auch darauf hingewiesen werden, dass <strong>die</strong> in <strong>die</strong>sem Typus<br />

charakterisierte Form von fachlicher Arbeit zunächst gar nicht viel über das formale Niveau<br />

<strong>der</strong> hier<strong>für</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Qualifikation sagt. So kann <strong>die</strong>sem Typus von fachlich kompetenter<br />

Arbeit schließlich <strong>der</strong> Kieferchirurg genauso zugeordnet werden wie <strong>der</strong> Karosseriebauer, <strong>der</strong><br />

auf schwierige Reparaturen spezialisiert ist. Beide Profile benötigen <strong>für</strong> ihre kompetente Ausführung<br />

ein Ausmaß an Arbeitserfahrung im Umgang mit den Materialien, also dem Arbeitsgegenstand<br />

und auch den Arbeitsmitteln, dass sie in ihrer Struktur bezüglich <strong>die</strong>ser Dimension<br />

durchaus ähnlich sind.<br />

Auch wenn in aktuellen Veröffentlichungen darauf verwiesen wird, dass Segmente einfacher<br />

Arbeit im Service- und Dienstleistungsbereich nicht nur vorhanden sind, son<strong>der</strong>n zunehmen<br />

(vgl. Brandherm 2007, S.5), werden sie allein schon aufgrund <strong>der</strong> gestiegenen Qualitäts- und<br />

Kundenanfor<strong>der</strong>ungen keine allzu große Bedeutung erlangen (vgl. Reinberg/Hummel 2003, S.<br />

3). Es scheint also nicht übertrieben festzustellen, dass beim routiniert–aufgabenbezogenen<br />

Facharbeitstyp eher nicht mit einem beson<strong>der</strong>s hohen Anteil an Profilen zu rechnen ist, <strong>die</strong><br />

vor allem routinierte Aufgaben ausweisen. Dass sie das <strong>Berufsbildung</strong>ssystem dominieren<br />

werden ist unwahrscheinlich.<br />

Für alle drei hier charakterisierten Arbeitstypen stellt <strong>der</strong> betrieblich–berufliche Bildungstyp<br />

eine Lern– und Sozialisationsform dar, <strong>die</strong>, an <strong>die</strong> jeweils spezifischen Charakteristika <strong>der</strong> Typen<br />

angepasst, optimal zur Erlangung <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Kompetenzen gestaltet werden kann,<br />

da <strong>die</strong> Beteiligung des betrieblichen Lernorts dazu beiträgt, neben dem erlernten Wissen zugleich<br />

seinen Facharbeitsstandards genügend Anwendung zu verleihen. Erst letzteres erfüllt <strong>die</strong><br />

Bedingung eines hinreichenden beruflichen Kompetenzaufbaus.<br />

In den folgenden Abschnitten sollen <strong>die</strong> beson<strong>der</strong>en Charakteristika des betrieblich–<br />

beruflichen Bildungstyps im internationalen Vergleich ausgewiesen werden.<br />

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