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Gestaltungsoptionen für die duale Organisation der Berufsbildung

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<strong>Gestaltungsoptionen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>duale</strong> <strong>Berufsbildung</strong> Expertise <strong>für</strong> Hans–Böckler–Stiftung<br />

individuellen Ausbildungsgängen<br />

vollständig flexibilisiert. Ein möglicher<br />

Lösungsansatz ist eine Modularisierung<br />

beruflicher Ausbildung.<br />

onsniveau begegnet werden.<br />

Tabelle 3:<br />

Dominante Reformstrategien<br />

Diese beiden aktuellen (berufsbildungs–)politischen Ausrichtungen von Reformstrategien sind<br />

aus unserer Sicht in jedem Falle um <strong>die</strong> Orientierung an einem betrieblich–beruflichen Bildungstyp<br />

zu ergänzen. Dieser stellt ein historisches Kapital dar, dessen Zukunftsfähigkeit es<br />

aufgrund vielfältiger potenzieller Vorteile herauszuarbeiten gilt. Dabei ist <strong>der</strong> betrieblich–<br />

berufliche Bildungstyp als Idealtypus vom deutschen <strong>duale</strong>n <strong>Berufsbildung</strong>ssystem als Realtypus<br />

zu unterscheiden.<br />

Mit <strong>der</strong> Profilierung des betrieblich–beruflichen Bildungstyps ist beabsichtigt, einen Beitrag<br />

zur Weiterung <strong>der</strong> Debatte um <strong>die</strong> Zukunft des deutschen (Berufs–) Bildungssystems zu leisten<br />

und zu zeigen, dass eine mit <strong>der</strong> betrieblichen Praxis vernetzte Berufausbildung nach wie vor<br />

erhebliche Chancen in sich birgt. Gleichzeitig soll dabei auf <strong>die</strong> zahlreichen Potenziale einer<br />

<strong>duale</strong>n <strong>Berufsbildung</strong> aufmerksam gemacht werden. Der Ausbau <strong>der</strong> Stärken des betrieblich–<br />

beruflichen Bildungstypus erscheint uns mindestens gleichwertig und ebenbürtig zu den Motiven,<br />

<strong>die</strong> den an<strong>der</strong>en beiden skizzierten Reformstrategien Modularisierung und Akademisierung<br />

zu Grunde liegen.<br />

Die Merkmale nach Tabelle 4 stellen den Kern eines zukunftsfähigen betrieblich–beruflichen<br />

Bildungstyps dar.<br />

Mit Dualität wird darauf verwiesen, dass <strong>der</strong> betrieblich–beruflichen Bildungstyp sich durch<br />

eine enge Verzahnung von schulischer und betrieblicher Ausbildung auszeichnet. Kern ist<br />

dabei eine anwendungsbezogene Reflexion über <strong>die</strong> unterschiedlichen, berufsrelevanten Sachverhalte.<br />

Bei akademischen Stu<strong>die</strong>ngängen findet auch bei den Bachelor- und Masterstrukturen<br />

keine Verzahnung statt, son<strong>der</strong>n ein sequentieller Ablauf, wobei „praktische“ Phasen in<br />

<strong>der</strong> Regel kurz und wenig auf <strong>die</strong> theoretischen Inhalte abgestimmt sind. Bei <strong>der</strong> Kompetenzentwicklung<br />

dominiert im einen Falle <strong>der</strong> an Arbeitsprozesse angelegte Aufbau von reflektiertem<br />

Erfahrungswissen während im an<strong>der</strong>en Fall schulische und akademische Lehr- und Lernprozesse<br />

Vorrang haben. Das entspricht <strong>der</strong> jeweiligen Zielsetzung, <strong>die</strong> beim betrieblich–<br />

beruflichen Bildungstyp auf <strong>die</strong> Herausbildung von beruflicher Handlungskompetenz setzt<br />

und beim akademischen Bildungstyp auf <strong>die</strong> Entwicklung wissenschaftlichen Wissens. Damit<br />

verbunden sind unterschiedliche Berechtigungen. Beispielsweise werden von einem Maurer<br />

erstellte Pläne zum Bau eines Hochhauses nicht genehmigt, während bei einem akademisch<br />

qualifizierten Architekten <strong>die</strong>ses keine Hürde darstellt. Im Rekrutierungsprozess (Übergangsmodus)<br />

gibt es weiterhin einen erheblichen Unterschied zwischen den beiden Bildungstypen:<br />

<strong>der</strong> betrieblich–berufliche Bildungstyp wächst sozusagen – unabhängig vom spezifischen Unternehmen<br />

– vom Auszubildenden in professionelle berufliche Aufgaben hinein, wohingegen<br />

<strong>der</strong> akademische Bildungstyp in <strong>der</strong> Regel nach einer institutionell von Betrieben getrennten<br />

Ausbildung in das Arbeitsleben wechselt und dort erhebliche Anpassungsprozesse erfährt.<br />

Ursache da<strong>für</strong> sind <strong>die</strong> sehr unterschiedlichen Bezugssysteme, <strong>die</strong> von den beiden Bildungstypen<br />

im Rahmen ihrer Qualifizierung durchlaufen werden. Im einen Falle steht <strong>die</strong> berufliche<br />

Praxis mit eindeutigen Arbeitsprozessbezügen im Zentrum, im an<strong>der</strong>en Falle sind es <strong>die</strong> wissenschaftlichen<br />

Disziplinen mit dem entsprechenden wissenschaftlichen Wissen. Diese beiden<br />

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