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Gestaltungsoptionen für die duale Organisation der Berufsbildung

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<strong>Gestaltungsoptionen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>duale</strong> <strong>Berufsbildung</strong> Expertise <strong>für</strong> Hans–Böckler–Stiftung<br />

Nichts desto weniger gehen in <strong>der</strong> Arbeitswelt Entwicklungen oft mit einer Geschwindigkeit<br />

vonstatten, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Berufsbildpositionen in den Ausbildungsordnungen veralten lassen. Um<br />

<strong>die</strong>ser Tatsache im Rahmen des <strong>duale</strong>n Systems begegnen zu können, wird bildungspolitisch<br />

verstärkt argumentiert, dass Modularisierung von Ausbildungsinhalten <strong>der</strong> richtige Ansatz sei,<br />

um <strong>die</strong> in <strong>der</strong> <strong>Berufsbildung</strong>sordnung strukturell angelegte Verspätung von Anpassungen zu<br />

bewältigen. Schon 1997 (b) plä<strong>die</strong>rt Kloas <strong>für</strong> <strong>die</strong> Nutzung von Vorteilen des Modularisierungsgedankens<br />

unter Beibehaltung des Berufskonzepts (S. 36). In Bezug auf sich än<strong>der</strong>nde<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen des Beschäftigungssystems können <strong>die</strong>se Vorteile in einer besseren Reaktionsfähigkeit<br />

des Ausbildungssystems liegen: Bei Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

müssten nicht immer ganze Berufsbil<strong>der</strong> zwischen den Sozialpartnern verhandelt werden, son<strong>der</strong>n<br />

lediglich einzelne Module. Beispielsweise stellt <strong>die</strong> <strong>der</strong>zeitige Entwicklung hin zu emissionsarmen<br />

Antrieben in <strong>der</strong> Automobilindustrie nicht <strong>die</strong> gesamte Ausbildung zum Kfz–<br />

Mechatroniker infrage. In naher Zukunft werden aber Kompetenzen im Bereich <strong>der</strong> alternativen<br />

Technologien wie Hybrid– o<strong>der</strong> Brennstoffzellenantriebe deutlich an Bedeutung gewinnen.<br />

Aber auch <strong>die</strong>ses erfor<strong>der</strong>t nicht notwendigerweise eine Modularisierung, weil über das<br />

hoch flexible, aber wenig genutzte Instrument <strong>der</strong> »Einsatzfel<strong>der</strong>« in den Ordnungsmitteln<br />

bereits <strong>die</strong> Voraussetzungen geschaffen sind, solche Entwicklungen mit aufzunehmen. Statt<br />

über eine Modularisierung kann ordnungstechnisch schon heute mit ihrer Hilfe <strong>die</strong> Allokation<br />

von Fachkräftebedarf und -angebot vereinfacht werden, ohne dabei <strong>die</strong> hohe Transparenz<br />

des berufsförmig organisierten Dualen Systems in einer modularen Vielgliedrigkeit aufgeben<br />

zu müssen.<br />

Die bereits vorhandenen Lösungen in den Ordnungsmitteln in <strong>der</strong> beruflichen Erstausbildung<br />

dürfen aber nicht über <strong>die</strong> Gefahr hinwegtäuschen, <strong>die</strong> in einer mangelnden Befähigung zu<br />

beruflichem Handeln liegen können. Schon Ende <strong>der</strong> 1990er Jahre gibt es erste empirische<br />

Hinweise auf eine Bestätigung <strong>die</strong>ser Be<strong>für</strong>chtungen. Die berufliche Handlungsfähigkeit<br />

scheint beson<strong>der</strong>s bei Teilnehmern an verkürzten und theoriegemin<strong>der</strong>ten Zielgruppenberufen<br />

eingeschränkt zu sein. Kloas kommt 1997 zu den folgenden Befunden:<br />

— Zielgruppenberufe <strong>für</strong> Schwächere werden auch zur generellen Reduzierung des Ausbildungsaufwandes<br />

missbraucht.<br />

— Stufenberufe o<strong>der</strong> Zwischenabschlüsse motivieren Jugendliche, ihre Ausbildung vor dem<br />

maximalen Qualifikationsniveau abzubrechen.<br />

— Betriebe fragen Kurz– und Stufenausbildungen immer seltener nach (vgl. Kloas, 1997a).<br />

Alle damals genannten Punkte lassen sich auch in einer aktuellen Stu<strong>die</strong> zum zweijährigen<br />

Beruf Kfz–Servicemechaniker nicht von <strong>der</strong> Hand weisen:<br />

— Es ist durch den zweijährigen Beruf eine Substitution von Ausbildungsverhältnissen im<br />

Vollberuf festzustellen. Ca. 40 Prozent <strong>der</strong> neuen Ausbildungsverhältnisse zum Kfz–<br />

Servicemechaniker werden aus dem Feld des Kfz–Mechatronikers gewonnen.<br />

— Von den Absolventen des zweijährigen Berufes steigen rund 40 Prozent zum Kfz–<br />

Mechatroniker durch.<br />

— Die Kfz–Betriebe fragen den Kfz–Servicemechaniker als Ausbildungsberuf nach, als Erwerbsberuf<br />

hat er sich jedoch noch nicht durchgesetzt.<br />

Auch wenn in jüngster Zeit <strong>die</strong> Zahlen <strong>der</strong> neuen Ausbildungsverträge in zweijährigen Berufen<br />

stark ansteigen, darf aus <strong>die</strong>sem Bildungswahlverhalten <strong>der</strong> Schulabsolventen und Betriebe<br />

nicht auf einen Bedarf nach verkürzten Qualifikationen o<strong>der</strong> modularen Teilqualifikationen<br />

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