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Gestaltungsoptionen für die duale Organisation der Berufsbildung

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<strong>Gestaltungsoptionen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>duale</strong> <strong>Berufsbildung</strong> Expertise <strong>für</strong> Hans–Böckler–Stiftung<br />

Auf einen Weg hin zu einer Modularisierung <strong>der</strong> <strong>Berufsbildung</strong> sind also noch einige Fragen<br />

zu beantworten, falls es tatsächlich um einen Umbau des <strong>Berufsbildung</strong>ssystems mit <strong>die</strong>ser<br />

Ausrichtung gehen soll, obwohl zahlreiche stichhaltige Gegenargumente vorliegen.<br />

Geklärt werden muss jedoch in <strong>der</strong> aktuellen Diskussion in jedem Falle, welche Rolle dem<br />

bisher vorherrschenden curricularen Konzept <strong>der</strong> Berufsausbildung zukünftig noch zugedacht<br />

sein kann. Es sollte den Erfolg von institutionell angeleiteten Lernprozessen dadurch stützen,<br />

dass <strong>die</strong> Reihenfolge <strong>der</strong> Inhalte von Berufen abgeleitet und damit nicht zufällig, wahlfrei o<strong>der</strong><br />

auf an<strong>der</strong>e Weise abseits des Berufsprinzips bestimmt wird.<br />

3.5.5. Zukunftsperspektive: Mo<strong>der</strong>nisiertes Berufskonzept<br />

Bei <strong>der</strong> zukünftigen Gestaltung <strong>der</strong> <strong>Berufsbildung</strong> darf es nicht nur bei <strong>der</strong> Frage nach Modularisierung<br />

um ja o<strong>der</strong> nein gehen, son<strong>der</strong>n es kommt darauf an, Fragen nach dem Erwerbslebenslauf<br />

von qualifizierten Berufstätigen und nach <strong>der</strong> Rolle berufsbiographischer Gestaltungskompetenz<br />

ins Zentrum zu stellen. Statt des zunehmend favorisierten Job–<br />

Requirements–Approach spricht alles da<strong>für</strong>, mit Blick auf <strong>die</strong> Selbstbehauptung am Arbeitsmarkt<br />

und <strong>die</strong> Beschäftigungsfähigkeit an individuell auf– und ausgebauter fachlicher Kompetenz<br />

und beruflicher Identitätsbildung 22<br />

festzuhalten. Hierbei müssen Überlegungen zur zukünftigen<br />

Ausgestaltung <strong>der</strong> <strong>Berufsbildung</strong> eine hervorgehobene Rolle spielen. Da es um <strong>die</strong><br />

entwicklungstheoretisch entscheidende Phase <strong>der</strong> Adoleszenz und den Erwerb <strong>der</strong> selbständigen<br />

ökonomischen Reproduktionsfähigkeit geht, sollte an einem <strong>Berufsbildung</strong>ssystem festgehalten<br />

werden, das eine identitätsstiftende und <strong>für</strong> eine arbeitsteilig produzierende und reproduzierende<br />

Gesellschaft sozialisierende Ausbildung garantieren kann. Bei den zu überlegenden<br />

Modellen kann dabei Modularisierung eine Rolle spielen, muss es aber nicht.<br />

Um <strong>die</strong> Qualität <strong>der</strong> <strong>Berufsbildung</strong> insgesamt zu verbessern, kommt es darauf an, <strong>die</strong>jenigen<br />

Fragen intensiv zu bearbeiten, <strong>die</strong> bislang bei Entscheidungen über <strong>die</strong> Gestaltung von Qualifizierungsprozessen<br />

o<strong>der</strong> des <strong>Berufsbildung</strong>ssystems im Ganzen vernachlässigt wurden. Zu<br />

nennen sind hier in erster Linie <strong>der</strong> Output von Lernprozessen im Sinne <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong><br />

Lernergebnisse und <strong>die</strong> Qualität <strong>der</strong> Lernprozesse in Schule und Betrieb selbst (vgl. Abbildung<br />

8 und Tabelle 4). Um <strong>die</strong> Qualität sowohl <strong>der</strong> Ergebnisse als auch <strong>der</strong> zu <strong>die</strong>sen führenden<br />

Prozesse nicht nur präziser als bisher messbar, son<strong>der</strong>n auch beeinflussbar zu machen, ist <strong>die</strong><br />

Formulierung arbeitsprozessbasierter Kompetenzstandards 23<br />

angebracht. Damit können sowohl<br />

<strong>die</strong> Qualitätsansprüche genauer beschrieben und festgelegt als auch <strong>die</strong> Klammer zwischen<br />

betrieblichen und schulischen Lernprozessen schlüssiger gestaltet werden. Die Standards sind<br />

entsprechend lernortübergreifend zu formulieren. D.h,. <strong>der</strong> in Abbildung 8 benannte Prozessablauf<br />

des Lehrens und Lernens muss wesentlich mehr in den Mittelpunkt <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung<br />

geschoben werden und über arbeitsprozessorientierte Standards ist <strong>die</strong> gewünschte<br />

22 »Berufliche Identität« und »identitätsstiftend« wird hier in dem eng umrissenen Sinn verwandt, dass jemand<br />

durch eine Berufsausbildung (und selbstverständlich auch ein berufsqualifizierendes Studium) an sich selbst<br />

<strong>die</strong> Erwartung ausbildet, bestimmte, zu einem klar umgrenzten Beruf zählende Aufgaben, zu bewältigen und<br />

darin einzuwilligen, mindestens das dazu nötige Wissen und <strong>die</strong> Fähigkeiten zu erlernen. »Berufliche Identität«<br />

heißt im Kern, dass sich jemand mit den Aufgaben eines Berufs als den seinen identifiziert, sich also <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong>se und keine an<strong>der</strong>en mittels <strong>der</strong> Ausbildung jener Fähigkeiten zuständig fühlt, <strong>die</strong> <strong>der</strong> jeweiligen Berufsgruppe<br />

gesellschaftlich, ökonomisch und sozial zugerechnet werden.<br />

23<br />

Dazu befindet sich eine Veröffentlichung von Spöttl & Davies in Vorbereitung, <strong>die</strong> voraussichtlich<br />

im Februar 2009 erscheinen wird.<br />

49

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