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Gestaltungsoptionen für die duale Organisation der Berufsbildung

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<strong>Gestaltungsoptionen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>duale</strong> <strong>Berufsbildung</strong> Expertise <strong>für</strong> Hans–Böckler–Stiftung<br />

Modularisierung wird in <strong>die</strong>sem Zusammenhang als hilfreich bei <strong>der</strong> politischen Problemlösung<br />

gesehen o<strong>der</strong> selbst als Lösung empfohlen. So zielen Euler/ Severing (2006) in ihrem<br />

Gutachten mit Hilfe von Ausbildungsbausteinen 21<br />

vor allem auf einen Lösungsbeitrag <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Zielgruppe jener Jugendlichen, <strong>die</strong> sich im sogenannten Übergangssystem aufhalten. Die Wirtschaftsverbände<br />

ziehen zwar nicht an einem Strang — jedenfalls nicht am selben Ende —, betonen<br />

jedoch <strong>die</strong> Notwendigkeit einer flexibleren Gestaltung <strong>der</strong> Ausbildungsgänge und Berufsbil<strong>der</strong>.<br />

Teilweise schlagen sie eigene Konzepte vor, wobei sehr oft <strong>die</strong> Idee <strong>der</strong> Bausteine<br />

auftaucht. Dadurch schließt ihre Argumentation an <strong>die</strong> Modularisierungsdiskussion an. Das<br />

Flexibilitätsargument spielt ebenfalls eine Rolle bei Vorschlägen zur Umgestaltung <strong>der</strong> Wege<br />

und Möglichkeiten individueller Karriereentwicklung (vgl. DHKT). Gegner jeglicher Modularisierung<br />

sind <strong>die</strong> Gewerkschaften (vgl. Ehrke 2003).<br />

Die im Sinne unserer Kritik als typisch zu bezeichnende Debatte um <strong>die</strong> Vorzüge einer Modularisierung<br />

stellt eine gesteigerte Flexibilität <strong>der</strong> <strong>Berufsbildung</strong>sstrukturen und -inhalte ins<br />

Zentrum, sie ignoriert dabei jedoch <strong>die</strong> hohe Flexibilität, <strong>die</strong> in den neu geordneten Berufen<br />

wie z. B. den im IT–Sektor, bei Metall– und Elektroberufen etc. schon steckt. Dort ist <strong>die</strong><br />

Einführung von Einsatzfel<strong>der</strong>n möglich. Statt <strong>die</strong>ses Potenzial berufsordnungspolitisch weiter<br />

auszubauen und <strong>für</strong> <strong>die</strong> betriebliche Adaptation von flexiblen und strukturierten Ausbildungsgängen<br />

zu nutzen, werden <strong>die</strong> inkrementellen Weiterentwicklungen <strong>der</strong> partizipativen<br />

Berufsordnung ignoriert. Die Einführung schulischer Lernfel<strong>der</strong> ist ebenfalls als Beitrag zu<br />

einer flexibleren, weil gegenüber dem betrieblichen Qualifikationsbedarf adaptiven Gestaltung<br />

<strong>der</strong> beruflichen Erstausbildung, zu betrachten.<br />

Auch von wissenschaftlicher Seite sind <strong>die</strong> Argumente <strong>der</strong> Modularisierungsanhänger angreifbar<br />

(stellvertretend vgl. Greinert 2007):<br />

— gestaltungsorientierte Lern– und Entwicklungsprozesse sind gefährdet,<br />

— komplexe, anspruchsvolle Inhalte, <strong>die</strong> im Zusammenhang gelehrt und gelernt werden müssen,<br />

werden in Komponenten zerlegt und isoliert nebeneinan<strong>der</strong> gestellt. Das erhöht <strong>die</strong><br />

Gefahr <strong>der</strong> beliebigen Austauschbarkeit von Lerninhalten, <strong>die</strong> primär nach organisatorischen,<br />

nicht inhaltlichen Kriterien kombiniert werden,<br />

— noch desorientierte, unterqualifizierte Jugendliche werden einem selektiven, <strong>der</strong>egulierten<br />

Ausbildungsmarkt ohne geschützten Entwicklungsraum überlassen.<br />

Weitere ungeklärte Punkte an einem modularisierten Konzept lassen sich in nachstehenden<br />

Fragen zusammenfassen:<br />

— Wer soll <strong>für</strong> ein Assessment <strong>der</strong> Module zuständig sein?<br />

— Wer darf ein Assessment durchführen und wer bezahlt da<strong>für</strong>?<br />

— Wer entscheidet über <strong>die</strong> Anzahl, <strong>die</strong> <strong>Organisation</strong> und <strong>die</strong> Reihenfolge von Modulen?<br />

— Wie wird <strong>die</strong> berufliche Handlungskompetenz garantiert, wenn sich Module vor allem auf<br />

das Erlernen von Fertigkeiten konzentrieren?<br />

— Welche Rolle sollen zukünftig Berufe spielen? Soll noch in Berufen mit Hilfe von Ausbildungsverträgen<br />

ausgebildet werden o<strong>der</strong> wird <strong>die</strong>ses Konzept aufgegeben?<br />

21 Sie sprechen von Ausbildungsbausteinen, meinen jedoch Module, was ihre konzeptionellen Ausführungen<br />

verdeutlichen.<br />

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