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Gestaltungsoptionen für die duale Organisation der Berufsbildung

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<strong>Gestaltungsoptionen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>duale</strong> <strong>Berufsbildung</strong> Expertise <strong>für</strong> Hans–Böckler–Stiftung<br />

In einem Beitrag <strong>der</strong> FAZ über Absolventen chinesischer Universitäten (Kolonko 2007) wurde<br />

das Phänomen mangeln<strong>der</strong> inhaltlicher Passung <strong>der</strong> Abschlüsse von Universitätsabsolventen<br />

und zu hoher Erwartungen bezüglich <strong>der</strong> betrieblichen Eingruppierung in Verbindung mit<br />

extremen geographischen Mobilitätserscheinungen von peripheren Regionen in Richtung <strong>der</strong><br />

Zentren wie Shanghai o<strong>der</strong> Peking als »chinesischer Albtraum« bezeichnet. Den Aspirationen<br />

einer großen Anzahl von jungen Erwachsenen steht damit am Ende <strong>der</strong> Ausbildung nur ein<br />

sehr geringer Pool an Stellen gegenüber. Soziale Konflikte sind damit vorprogrammiert. In<br />

China werden in jüngster Zeit eine Reihe Institutionen etabliert, <strong>die</strong> dem Zweck <strong>die</strong>nen, Absolventen<br />

von akademischen Stu<strong>die</strong>ngängen beruflich nachzuqualifizieren.<br />

Dualität als Prinzip des Lernens — Typen <strong>duale</strong>r Qualifizierung und Bildung<br />

Nachdem nun einige traditionelle Stärken <strong>duale</strong>r Systeme im Gegensatz zu an<strong>der</strong>en Systemen<br />

aufgezeigt wurden, sollen hier verschiedene Formen <strong>duale</strong>r Ausbildung und <strong>duale</strong>r Arrangements<br />

im internationalen Vergleich vorgestellt werden. Daraus lassen sich Anregungen <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> und Praxis <strong>der</strong> deutschen <strong>Berufsbildung</strong> gewinnen. Die verschiedenen<br />

Realisierungsformen stellen sich damit als potenzielle Alternativen o<strong>der</strong> Inspirationen<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Weiterentwicklung des betrieblich-beruflichen Bildungstyps dar.<br />

Es lassen sich <strong>die</strong> verschiedensten »<strong>duale</strong>n Arrangements« in <strong>der</strong> <strong>Berufsbildung</strong> auf Sekundar–<br />

und Postsekundarniveau unterscheiden. Neben <strong>der</strong> klassischen, in den Sekundarschulbereich<br />

integrierten Lehrlingsausbildung existieren noch an<strong>der</strong>e Formen des <strong>duale</strong>n Lernens und <strong>der</strong><br />

Zusammenarbeit von Schule und Arbeitswelt. Bei einer ersten, nur groben Übersicht fallen<br />

vier Formen ins Auge:<br />

— Zunächst ist darauf hinzuweisen, dass »Apprenticeship« nicht lediglich solche Ausbildungsformen<br />

bezeichnet, <strong>die</strong> in das Sekundarschulsystem eingeordnet sind, so wie es in den <strong>duale</strong>n<br />

Systemen <strong>der</strong> Fall ist. Es handelt sich vor allem um Ansätze, <strong>die</strong> sich auf betrieblich<br />

ausgerichtetes Lernen konzentrieren.<br />

— In den USA existieren z. B. Programme gewerkschaftlich kontrollierter, betrieblicher »Aufstiegsfortbildung«,<br />

<strong>die</strong> als »Apprenticeship« bezeichnet werden und <strong>die</strong> in <strong>der</strong> Regel lernen<br />

»on–the–job« und »off–the–job« vorsehen. Ein wesentlicher Unterschied zur deutschen <strong>duale</strong>n<br />

Ausbildung ist z. B. das Alter <strong>der</strong> Auszubildenden, das häufig zwischen 25 und 39 Jahren<br />

liegt.<br />

— Über<strong>die</strong>s existiert <strong>die</strong> Form <strong>der</strong> »Alternance«. Phasen von Blockunterricht in <strong>der</strong> Schule<br />

wechseln sich mit unterschiedlich langen Phasen betrieblicher Praktika ab. Diese Form<br />

„<strong>duale</strong>n Lernens“ findet man sowohl in <strong>der</strong> <strong>duale</strong>n Berufsausbildung als auch in stärker<br />

schulisch ausgerichteten <strong>Berufsbildung</strong>ssystemen wie etwa in Frankreich o<strong>der</strong> Finnland.<br />

Insgesamt nehmen <strong>die</strong> Menge und <strong>die</strong> Dauer solcher Praktika in <strong>der</strong> Sekundarstufe I bzw.<br />

II in Europa zu. Da <strong>die</strong>se Arrangements häufig auf beson<strong>der</strong>em Engagement auf <strong>der</strong> lokalen<br />

Ebene beruhen, gibt es nur wenig harte und gesicherte Daten über <strong>die</strong>se Form <strong>der</strong> Kooperation.<br />

— Das Modell <strong>der</strong> »Co–operative Education« findet man insbeson<strong>der</strong>e auf <strong>der</strong> Ebene von<br />

postsekundären Ausbildungsgängen (etwa in den amerikanischen Community Colleges).<br />

Die Kooperation ist hier eine, <strong>die</strong> vor Ort zwischen Unternehmen und Bildungsanbieter<br />

(College, Universität) initiiert wird und <strong>die</strong> nicht durch irgendeine Form etwa bundesweit<br />

regulierter und institutionalisierter Dualität vorgegeben wird. Anreiz <strong>für</strong> <strong>der</strong>artige Kooperationen<br />

ist z. B. den Wettbewerbsvorteil gegenüber an<strong>der</strong>en Anbietern ähnlicher Ausbildungsgänge<br />

zu erhöhen und <strong>der</strong> Wunsch, <strong>die</strong> Arbeitsmarktnähe <strong>der</strong> eigenen Programme zu<br />

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