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Gestaltungsoptionen für die duale Organisation der Berufsbildung

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<strong>Gestaltungsoptionen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>duale</strong> <strong>Berufsbildung</strong> Expertise <strong>für</strong> Hans–Böckler–Stiftung<br />

Eine Bildungssystemarchitektur orientiert sich an europäischen Kernberufen (Hess/Spöttl<br />

2008). Chancengerechtigkeit wird in <strong>die</strong>sem System durch das Prinzip <strong>der</strong> sozialen Integration<br />

realisiert. Für <strong>die</strong> <strong>Berufsbildung</strong> bedeutete das eine Realisierung <strong>der</strong> lange gefor<strong>der</strong>ten Durchlässigkeit<br />

von <strong>der</strong> beruflichen in <strong>die</strong> allgemeine Bildung. Zuletzt halten wir das Prinzip <strong>der</strong><br />

Dualität <strong>für</strong> unverzichtbar, da wir davon ausgehen, dass nur in <strong>die</strong>ser Form des Lernens <strong>die</strong><br />

Kompetenzen entstehen können, <strong>die</strong> einerseits <strong>für</strong> qualitativ hochwertige und anspruchsvolle<br />

Arbeit benötigt werden und <strong>die</strong> an<strong>der</strong>erseits individuell eine Bildung bewirken, <strong>die</strong> über den<br />

erlernten Beruf hinaus Konzepte des beruflichen Weiterlernens und fachlichen Aufstiegs zur<br />

Verfügung stellen.<br />

Europäische Kernberufe<br />

Anhand zahlreicher Stu<strong>die</strong>n vor allem aus dem Leonardo da Vince Programm zum Lebenslangen<br />

Lernen kann belegt werden, dass es in vielen europäischen Sektoren, Branchen und<br />

Berufsfel<strong>der</strong>n korrespon<strong>die</strong>rende Entwicklungen in Technologien, Verfahren und Arbeitsorganisation<br />

gibt, <strong>die</strong> es ermöglichen, auf <strong>der</strong> Grundlage von gleichen bis ähnlichen Arbeitsaufgaben<br />

europäische Kernberufe festzulegen, <strong>die</strong> neben an<strong>der</strong>en normativen Grundlagen<br />

eine Orientierung <strong>für</strong> eine Ausrichtung einer europäisierten <strong>Berufsbildung</strong> darstellen. Freilich<br />

wären Verfahren <strong>der</strong> Ermittlung und <strong>der</strong> Ordnung sowie <strong>die</strong> Regelungsdichte solcher Berufsbil<strong>der</strong><br />

noch zu klären. Es wären ein sozialer Dialog und eine <strong>Berufsbildung</strong>sforschung zu etablieren,<br />

<strong>die</strong> einem solchen Prinzip Rechnung tragen.<br />

Das Konzept <strong>der</strong> Kernberufe vermeidet fachsystematische und technikzentrierte Profilierungen<br />

von Berufsbil<strong>der</strong>n zugunsten zweier wesentlicher Strukturierungsmerkmale:<br />

1. Die Inhalte <strong>der</strong> Kernberufe werden auf allen Ebenen ihrer Ausdifferenzierung auf Arbeitsprozesse<br />

bezogen. Dies gelingt, indem bei berufsrelevanten Inhalten differenziert<br />

wird zwischen<br />

• dem Gegenstand <strong>der</strong> (Fach-)Arbeit (Inhalte, <strong>die</strong> von <strong>der</strong> Gebrauchswertseite und <strong>der</strong><br />

Funktion <strong>der</strong> Technik o<strong>der</strong> vom Wert von Dienstleistungen ausgehen),<br />

• den Methoden, Werkzeugen und <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> <strong>der</strong> Arbeit,<br />

• den betrieblichen, gesellschaftlichen und subjektiven Anfor<strong>der</strong>ungen an <strong>die</strong> Arbeit<br />

und Technik (Anfor<strong>der</strong>ungen, <strong>die</strong> aus Normen, Maßnahmen des Gesetzgebers, den<br />

Bedarfen und Zielen <strong>der</strong> Beschäftigten und <strong>der</strong> Kunden resultieren).<br />

Es geht also nicht mehr darum, naturwissenschaftlich-technische Sachverhalte zu katalogisieren<br />

und sie statisch in Inhalte von Berufen und Berufsbil<strong>der</strong>n aufzunehmen. Vielmehr<br />

sind <strong>die</strong> vielfältigen Dimensionen von Kernarbeitsprozessen zu identifizieren und<br />

zu benennen, welche Gegenstände, Methoden, <strong>Organisation</strong>sformen, Werkzeuge, betriebliche,<br />

gesellschaftliche und subjektive Anfor<strong>der</strong>ungen wesentlich sind und welche<br />

Implikationen sie nach sich ziehen. Dadurch werden übergreifende Ansprüche an eine<br />

Qualifizierung sichergestellt und wird eine gesellschaftliche Rückbindung garantiert.<br />

2. Die arbeitsprozessbezogenen Inhalte in den Berufsbil<strong>der</strong>n werden so angeordnet, dass<br />

über <strong>die</strong> Arbeitsprozesse <strong>die</strong> <strong>für</strong> einen Beruf relevanten Gesamtzusammenhänge im<br />

Lernprozess während <strong>der</strong> Ausbildung sukzessive erschlossen werden können.<br />

Das Konzept <strong>der</strong> Kernberufe unterstützt <strong>die</strong> grundlegenden Überlegungen <strong>der</strong> KMK zu Basisberufen,<br />

hebt jedoch hervor, dass durch <strong>die</strong> Anbindung von Berufen an Arbeitsprozesse<br />

beson<strong>der</strong>s domänenspezifische Zugänge geför<strong>der</strong>t werden, <strong>die</strong> es in einer Berufsausbildung<br />

ermöglichen, Expertise zu för<strong>der</strong>n. Da<strong>für</strong> sind sektorspezifische Zugänge erfor<strong>der</strong>lich, <strong>die</strong><br />

es erlauben, durch <strong>die</strong> Definition sektorverbinden<strong>der</strong>, arbeitsprozessbezogener Schwerpunkte<br />

<strong>die</strong> Kernarbeitsprozesse <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gestaltung von Kernberufen zu identifizieren (vgl.<br />

Hess/Spöttl 2008, S. 27).<br />

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