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Gestaltungsoptionen für die duale Organisation der Berufsbildung

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<strong>Gestaltungsoptionen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>duale</strong> <strong>Berufsbildung</strong> Expertise <strong>für</strong> Hans–Böckler–Stiftung<br />

Wenn im Rahmen <strong>der</strong> Etablierung eines »Deutschen Qualifikationsrahmens« (DQR) mehr<br />

Transparenz hinsichtlich im Subjekt vereinigter »Kompetenzbündel« geschaffen werden soll,<br />

dann müssen noch einige Vorarbeiten geleistet werden. Bisher bleibt offen, in welcher Breite<br />

und Tiefe in einem DQR <strong>die</strong> Kompetenzdimensionen <strong>der</strong> beruflichen Handlungsfähigkeit<br />

zum Tragen kommen.<br />

In <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland haben sich nach und nach voneinan<strong>der</strong> isolierte Bildungssysteme<br />

etabliert. Die Trennlinie zwischen beruflicher Bildung und Hochschulbildung<br />

ist sehr scharf und <strong>die</strong> berufliche Erstausbildung und Weiterbildung operieren als weitgehend<br />

eigenständige Systeme. Daraus resultieren erhebliche Einschränkungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> vertikale Mobilität.<br />

Oft sind Weiterqualifizierungsprozesse mit deutlichen Zumutungen durch Wie<strong>der</strong>holungen<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Betroffenen verbunden. Auch <strong>die</strong> horizontale Mobilität — also <strong>der</strong> Wechsel zwischen<br />

verschiedenen Ausbildungswegen — erfährt erhebliche Einschränkungen. Ein Wechsel<br />

eines Ausbildungsweges ist in <strong>der</strong> Regel gleichbedeutend mit Rückstufungen.<br />

Um mit Lern– und Ausbildungszeiten effizient umzugehen und Wie<strong>der</strong>holungen und Rückstufungen<br />

zu vermeiden, kommt es darauf an, <strong>die</strong> Ausgestaltung des Qualifikationsrahmens zu<br />

nutzen, um <strong>die</strong> Kompetenzen von Individuen lesbar zu gestalten. Mit Blick auf <strong>die</strong> Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Individuen kommt es dabei darauf an, den Zugang zum weiteren Erwerb von<br />

Qualifikationen so zu ermöglichen, dass keine Warteschleifen und Rückstufungen erfolgen,<br />

<strong>die</strong> den Zeitaufwand <strong>für</strong> den Qualifikationserwerb erhöhen.<br />

Für Qualifikationsrahmen ergibt sich daraus <strong>die</strong> Konsequenz, Deskriptoren so zu bestimmen,<br />

dass damit alle in einer beruflichen Ausbildung und Weiterbildung erworbenen Qualifikationen<br />

lesbar und bewertbar beschrieben werden können. Da<strong>für</strong> sind noch grundlegende Forschungs-<br />

und Entwicklungsarbeiten erfor<strong>der</strong>lich.<br />

4.3.4. Europa: ein vernachlässigtes berufsbildungspolitisches Handlungsfeld<br />

Ein Beitrag zur offenen Beruflichkeit: Können Europäische Kernberufe eine Leitidee <strong>für</strong> eine<br />

zukunftsgerichtete berufliche Bildung abgeben, <strong>die</strong> über <strong>die</strong> Diskussion des europäischen und<br />

nationalen Qualifikationsrahmen hinaus reicht?<br />

Vertreter <strong>der</strong> Europäischen Kommission haben es sich zur Aufgabe gemacht, einen europäischen<br />

Bildungsraum zu schaffen. Die gemeinsame berufsbildungspolitische Geschichte Europas<br />

ist durch <strong>die</strong> Wan<strong>der</strong>schaft von Handwerksgesellen auf <strong>der</strong> Basis einer Lehrlingsausbildung<br />

gekennzeichnet. Die Herausbildung <strong>der</strong> europäischen Nationalstaaten und <strong>der</strong> industriellen<br />

Produktion, <strong>die</strong> sich, national betrachtet, hin zu sich unterscheidenden Nationalökonomien<br />

entwickelten, führte dazu, dass sich eigenständige, national geprägte <strong>Berufsbildung</strong>ssysteme<br />

entwickelten, <strong>die</strong> bis heute Bestand haben (Greinert/ European Centre for the Development<br />

of Vocational Training 2005; Greinert/ Hanf 2004).<br />

Ausgehend vom Anspruch <strong>der</strong> europäischen Politik, einen europäischen Wirtschaftsraum und<br />

Arbeitsmarkt zu schaffen, ist es nahe liegend, neben <strong>der</strong> hochschulischen Bildung auch <strong>die</strong><br />

allgemeinen Bildungssysteme und <strong>die</strong> berufliche Bildung enger aufeinan<strong>der</strong> abzustimmen.<br />

Die immer enger werdende Verflechtung <strong>der</strong> Industrie in Europa führt zu einer immer engeren<br />

Verschränkung zwischen Beschäftigungs– und Bildungssystem. Ausdruck findet <strong>die</strong>s aktuell<br />

in <strong>der</strong> Initiative <strong>der</strong> europäischen Bildungsminister und des Europäischen Parlaments zur<br />

Entwicklung und Implementierung eines europäischen Qualifikationsrahmens (European<br />

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