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Gestaltungsoptionen für die duale Organisation der Berufsbildung

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<strong>Gestaltungsoptionen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>duale</strong> <strong>Berufsbildung</strong> Expertise <strong>für</strong> Hans–Böckler–Stiftung<br />

geschlossen werden. Häufig führt <strong>die</strong> Knappheit <strong>der</strong> Bildungsangebote dazu, dass <strong>die</strong> Jugendlichen<br />

nehmen, was sie bekommen können, statt das zu tun, was ihren Neigungen o<strong>der</strong> einer<br />

guten Arbeitsmarktposition entsprich. Dies zeigt sich auch eindeutig in Untersuchungen des<br />

Deutschen Jugendinstituts (vgl. Reißig/ Gaupp/ Hofmann–Lun/ Lex 2006) und auch <strong>die</strong> Angaben<br />

von Kfz–Servicemechanikern zu ihrem Wunschberuf weisen in <strong>die</strong>se Richtung. Über <strong>die</strong><br />

Hälfte <strong>der</strong> Befragten wünscht sich eine Vollausbildung im Kfz–Sektor, muss aber mit dem<br />

zweijährigen Beruf Vorlieb nehmen. Aus <strong>der</strong> Nachfrage nach Teilqualifikationen auf <strong>der</strong>en<br />

Bedarf zu schließen, wäre ebenso falsch wie aus dem drastischen Wachstum des Übergangssystems<br />

einen Bedarf nach berufsvorbereitenden Maßnahmen abzuleiten. Der einzige Maßstab<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Sinnhaftigkeit von modularisierten o<strong>der</strong> verkürzten Berufen ist und bleibt damit <strong>die</strong><br />

berufliche Handlungsfähigkeit <strong>der</strong> Absolventen, <strong>die</strong> sich allein in einer Nachfrage nach <strong>der</strong>artigen<br />

Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt äußert.<br />

Abschließend lässt sich also festhalten, dass eine Modularisierung das quantitative Problem<br />

des Übergangssystems (<strong>die</strong> Lehrstellenlücke) nicht zu lösen vermag. Erst wenn eine ausreichende<br />

Kapazität an berufsqualifizierenden Ausbildungsstellen gesichert ist und Ausbildung<br />

und Lernför<strong>der</strong>ung sich faktisch decken, können evtl. Vorteile eines Modularisierungsansatzes<br />

zur Geltung kommen. Dazu ist es jedoch nötig, auf ein Modularisierungskonzept zu setzen,<br />

das nicht allein unter organisatorischen Gesichtspunkten gestaltet wird, son<strong>der</strong>n vor allem<br />

didaktische und kompetenzorientierte Kriterien beachtet. Welche <strong>Gestaltungsoptionen</strong> dem<br />

Modularisierungsgedanken <strong>die</strong>sbezüglich innewohnen, wird im folgenden Abschnitt erläutert.<br />

3.5.3. Modularisierung als didaktisches Konzept<br />

Die bisher in <strong>der</strong> deutschen <strong>Berufsbildung</strong>spraxis zu verzeichnenden Schritte in Richtung einer<br />

Modularisierung sind im Zusammenhang mit Ausbildungsbausteinen zu sehen. Diese<br />

wurden im Auftrag des BMBF in einem Projekt unter Leitung des BIBB <strong>für</strong> bisher 10 Ausbildungsberufe<br />

entwickelt (vgl. Frank/ Grunwald 2008). Es lassen sich zwei Schwerpunkte ausmachen,<br />

<strong>die</strong> bei <strong>der</strong> Modularisierung eine Rolle spielen:<br />

— bei <strong>der</strong> kritischen ersten Schwelle zwischen allgemein bilden<strong>der</strong> Schule und <strong>Berufsbildung</strong><br />

und<br />

— bei zusätzlichen Qualifizierungsmaßnahmen.<br />

Der Kern <strong>der</strong> Berufsausbildung, das Duale System, wird von den laufenden Modularisierungsbemühungen<br />

bisher kaum berührt. An<strong>der</strong>erseits sind Initiativen zu erkennen, <strong>die</strong> aus den vom<br />

BMBF initiierten Modellprojekten zur Einführung eines Kreditsystems eine Brücke zur Modularisierung<br />

schlagen möchten, um das Kreditsysteme mit modularen Ausbildungsbausteinen<br />

zu verbinden. Das ist eine im anglo-amerikanischen Raum weit verbreitete Praxis. Ein Kreditsystem<br />

ist allerdings nicht als kritisch einzustufen, schon gar nicht, wenn bspw. auf <strong>der</strong> Basis<br />

von Workload gearbeitet wird, weil in <strong>die</strong>sen Fällen allein quantitative und nicht qualitative<br />

Betrachtungen im Vor<strong>der</strong>grund stehen. Bedenklich wird es, wenn curriculare Zugänge und das<br />

För<strong>der</strong>n von Lernprozessen bei <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Ordnungsmittel keine Rolle mehr spielen.<br />

Ob Modularisierung helfen kann, qualitativ didaktische Probleme zu lösen und Zugangsbarrieren<br />

abzubauen, ist <strong>die</strong> eine Frage. Es lohnt sich hier noch einmal einen Blick auf verschiedene<br />

Konzepte von Modularisierung zu richten (vgl. Fisch 2005, S. 95ff.):<br />

— Module auf <strong>der</strong> Input–Ebene: Integratives Konzept<br />

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