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Gestaltungsoptionen für die duale Organisation der Berufsbildung

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<strong>Gestaltungsoptionen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>duale</strong> <strong>Berufsbildung</strong> Expertise <strong>für</strong> Hans–Böckler–Stiftung<br />

Bewerber-Hierarchie eingeordnet, wobei immer vorausgesetzt wird, dass <strong>der</strong> Rang in <strong>die</strong>ser<br />

Hierarchie von den persönlichen Leistungen <strong>der</strong> Person abhängt (vgl. Solga 2005a). Im <strong>Berufsbildung</strong>ssystem<br />

ist <strong>der</strong> Platz in <strong>der</strong> Hierarchie in beson<strong>der</strong>em Maße davon bestimmt, ob<br />

<strong>die</strong> Person einen Ausbildungsplatz bekommen hat o<strong>der</strong> nicht. Fehlen Ausbildungsstellen, so<br />

erhöht sich <strong>der</strong> Eindruck einer weniger leistungsfähigen Bewerberschaft, obwohl <strong>die</strong> fehlenden<br />

Lehrstellen zu einem beträchtlichen Teil von <strong>der</strong> Konjunktur bestimmt werden. Diese Etikettierung<br />

als »nicht leistungsfähig« o<strong>der</strong> auch »nicht ausbildungsreif« wird auch von den Jugendlichen<br />

selbst wahrgenommen. So führt sie häufig im Zusammenspiel mit lang anhalten<strong>der</strong><br />

Perspektivlosigkeit zu einem Verhalten, das wie<strong>der</strong>um als Ausbildungsunreife bezeichnet wird,<br />

also z. B. Schulverweigerung o<strong>der</strong> sogar Delinquenz (z. B. Schultz 1980, ausführlich Solga<br />

2005b). Das häufig konstatierte qualitative Missverhältnis von Ausbildungsanfor<strong>der</strong>ungen und<br />

Bewerbereignung auf dem Ausbildungsstellenmarkt ist damit zumindest teilweise Resultat des<br />

quantitativen Missverhältnis und wird durch <strong>die</strong>ses weiter verstärkt. Auch in <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />

stellt Modularisierung demnach nur eine bedingt tragfähige Lösung des eigentlichen<br />

Problems dar, son<strong>der</strong>n führt allenfalls zu einer Lin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Symptome.<br />

In Bezug auf <strong>die</strong> zweite qualitative Anfor<strong>der</strong>ung an <strong>die</strong> Allokationsfähigkeit des <strong>duale</strong>n Systems,<br />

stellt sich ebenfalls <strong>die</strong> Frage, ob Modularisierung tatsächlich eine notwendige Maßnahme<br />

zu dessen Bewältigung darstellt. Die qualitative Passung zwischen Output des Ausbildungsmarkts<br />

und den Arbeitsmarkterfor<strong>der</strong>nissen erfüllt das <strong>Berufsbildung</strong>ssystem nicht so<br />

unflexibel, wie es häufig heißt. Zwar wich noch um <strong>die</strong> Jahrtausendwende das Verhältnis von<br />

Fertigungs– und Dienstleistungsberufen im Ausbildungssystem von <strong>der</strong> Berufsstruktur im Erwerbsbereich<br />

ab (vgl. Alex 2002), seitdem hat es jedoch deutliche Anpassungen gegeben. Während<br />

<strong>die</strong> Zahl <strong>der</strong> neuen Ausbildungsverträge in Fertigungsberufen von 275 274 im Jahr 1998<br />

auf 245 376 im Jahr 2006 deutlich abnahm, nahmen <strong>die</strong> neuen Ausbildungsverhältnisse im<br />

Dienstleistungssektor von 305 656 auf 308 631 leicht zu (vgl. Abbildung 7). Darunter waren<br />

auch zahlreiche mo<strong>der</strong>nisierte und auf <strong>die</strong> Bedürfnisse <strong>der</strong> Wirtschaft abgestimmte neue Berufe,<br />

wie beispielsweise <strong>die</strong> IT-Berufe o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Mechatroniker-Berufe (<strong>für</strong> Industrie und Kfz-<br />

Handwerk).<br />

neue Ausbildungsverhältnisse nach Berufsbereichen<br />

350000<br />

Zahl <strong>der</strong> neuen<br />

Ausbildungsverhältnisse<br />

300000<br />

250000<br />

200000<br />

150000<br />

100000<br />

50000<br />

0<br />

Dienstleistungsberufe<br />

Fertigungsberufe<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

Jahr<br />

Abbildung 7:<br />

Neue Ausbildungsverhältnisse nach Berufsbereichen (Quelle BiBB, eigene Darstellung)<br />

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