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Gestaltungsoptionen für die duale Organisation der Berufsbildung

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<strong>Gestaltungsoptionen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>duale</strong> <strong>Berufsbildung</strong> Expertise <strong>für</strong> Hans–Böckler–Stiftung<br />

Nach wie vor ist das allgemeinbildende Schulwesen vom beruflichen Bildungssektor abgeschottet,<br />

was dazu führt, dass <strong>die</strong> Bildungsreserven in den beruflichen Bildungseinrichtungen<br />

nicht im notwendigen Umfang ausgeschöpft werden.<br />

Vor allem im Ausbildungsmodell des Dualen Systems eröffnet <strong>die</strong> <strong>Organisation</strong>sstruktur keine<br />

institutionalisierte Möglichkeit, auch Spitzenqualifikationen zu erwerben. Das Duale System<br />

folgt qualifikationsstrukturell einem in sich geschlossenen System mit spezifischen Steuerungsinstrumenten,<br />

<strong>die</strong> keinen direkten Zugang zum tertiären Bildungsbereich wie Hochschulen<br />

und Universitäten ermöglichen (vgl. Greinert 2007, S. 345). Das <strong>Berufsbildung</strong>swesen degeneriert<br />

zu einem Subsystem, dem es nicht gelungen ist, in den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang<br />

eingeführt zu werden. Es dominieren vielmehr Reparaturmechanismen, <strong>die</strong> es zu<br />

überwinden gilt. Wichtige Schritte da<strong>für</strong> sind<br />

— eine Stärkung des <strong>Berufsbildung</strong>ssystems dahingehend, dass es gleichgewichtig neben dem<br />

System <strong>der</strong> allgemeinen Bildung steht und mit <strong>die</strong>sem eng verzahnt ist,<br />

— eine innere Reform des <strong>Berufsbildung</strong>ssystems im Sinne einer Homogenisierung, indem <strong>die</strong><br />

vielfältigen Schulformen — wie Berufliches Gymnasium, Berufsoberschule, Fachoberschule<br />

— zu einem Gesamtsystem verschmolzen werden und<br />

— eine deutliche Aufwertung <strong>der</strong> Berufsabschlüsse mit dem Ziel, nach einem einjährigen Vorbereitungskurs<br />

qualifizierten Bewerbern den direkten Zugang zum Studium zu ermöglichen.<br />

Die Existenz verschiedener Typen von Anfor<strong>der</strong>ungsstrukturen in qualifizierten Arbeitsprozessen<br />

führt zu <strong>der</strong> Frage, ob <strong>die</strong> mit einem Berufsabschluss einhergehenden Qualifikationen alle<br />

mit den Deskriptoren eines europäischen und nationalen Qualifikationsrahmen angemessen<br />

erfasst werden können.<br />

Aus Sicht von Praxis und Forschung ist unbestritten, dass sich <strong>die</strong> Komplexität <strong>der</strong> zu bewältigenden<br />

Aufgaben in den verschiedenen Disziplinen unterscheidet und auch <strong>die</strong> Ausbildungszeit<br />

variiert — und <strong>die</strong>s, obwohl mit jedem Ausbildungsabschluss <strong>die</strong> selbständige Ausübung<br />

<strong>der</strong> Aufgaben gegeben ist. Noch intensiver stellt sich <strong>die</strong> Frage <strong>der</strong> Zuordnung zu unterschiedlichen<br />

Niveaus, wenn vollschulische Ausbildungsabschlüsse, zweijährige und dreijährige<br />

Berufe, Weiterbildungsabschlüsse und Zugangsberechtigungen zu Universitäten und<br />

Fachhochschulen verglichen werden. Alleine eine Antwort mit Hilfe <strong>der</strong> Deskriptoren des<br />

Europäischen Qualifikationsrahmens zu geben (Kenntnisse, Fertigkeiten, Kompetenz), deckt<br />

nicht alle Kompetenzfel<strong>der</strong> beruflicher Bildung ab. Beispielsweise könnte <strong>die</strong> Qualität eines<br />

Berufsabschlusses genauso gut dem Niveau 3 als auch dem Niveau 4 o<strong>der</strong> gar höher zugeordnet<br />

werden. Nimmt man das Prinzip <strong>der</strong> Gleichwertigkeit (nicht <strong>der</strong> Gleichartigkeit) von Qualifikationen<br />

ernst, dann wäre prinzipiell eine Einordnung <strong>der</strong> Berufsabschlüsse auf dem Niveau<br />

von Stu<strong>die</strong>nberechtigungen zu for<strong>der</strong>n. Eine ungleiche Einstufung von Berufsabschlüssen<br />

nach BBiG bzw. HwO, Stu<strong>die</strong>nberechtigungen und vollschulischen Berufsabschlüssen erscheint<br />

vor allem mit Blick auf eine zukunftsorientierte Ausbildungspolitik nicht sinnvoll zu<br />

sein.<br />

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