09.03.2014 Aufrufe

Gestaltungsoptionen für die duale Organisation der Berufsbildung

Gestaltungsoptionen für die duale Organisation der Berufsbildung

Gestaltungsoptionen für die duale Organisation der Berufsbildung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Gestaltungsoptionen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>duale</strong> <strong>Berufsbildung</strong> Expertise <strong>für</strong> Hans–Böckler–Stiftung<br />

Integration <strong>für</strong> <strong>die</strong> allgemein bildenden Schulen<br />

Die hohe Selektivität des deutschen Bildungssystems ist einer <strong>der</strong> Schwachpunkte im internationalen<br />

Vergleich. Die Karriere <strong>der</strong> Heranwachsenden wird in beson<strong>der</strong>em Maße durch ihre<br />

soziale Herkunft bestimmt. Es ist mittlerweile fast bildungspolitischer Konsens, dass <strong>die</strong>se<br />

Chancenungerechtigkeit im deutschen Bildungssystem nicht länger bestehen darf. Das bedeutet,<br />

dass das Allgemeinbildungssystem an <strong>der</strong> Verpflichtung gemessen werden muss, alle Heranwachsenden<br />

dabei zu unterstützen, prinzipiell gleichwertige Kompetenzen entsprechend<br />

des jeweiligen Leistungsvermögens auszubilden, <strong>die</strong> als Ressource benötigt werden, um am<br />

gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Leben aktiv und eigenverantwortlich teilzunehmen.<br />

Letztlich bedeutet das auch, <strong>die</strong> persönlichen Interessen und Begabungen <strong>der</strong> Individuen<br />

nach individueller Maßgabe sich <strong>der</strong>art entfalten zu lassen, dass sie in weiterführende<br />

Lernprozesse mit den gleichen Ausgangsbedingungen eintreten.<br />

Durchlässigkeit <strong>für</strong> <strong>die</strong> beruflichen Bildungsgänge<br />

Ab einer bestimmten Stufe individueller Entwicklung gilt es Interessen, Fähigkeiten und Begabungen<br />

in Korrespondenz mit den differenzierten und sich ständig verän<strong>der</strong>nden objektiven<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen in Wirtschaft und Gesellschaft zu bringen und einen Beitrag zu <strong>die</strong>sem Wandlungsprozess<br />

zu leisten. Das bedeutet auch eine Entscheidung und Festlegung des eigenen<br />

Lernens auf Bereiche von Wissen und Können, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Regel zu ungunsten an<strong>der</strong>er Bereiche<br />

erfolgt. Trotzdem sollte — solange <strong>die</strong> Prozesse im Bildungssystem stattfinden, sei es im<br />

Rahmen eines Studiums o<strong>der</strong> im Rahmen einer beruflichern Ausbildung — vermieden werden,<br />

dass mit <strong>die</strong>sen Entscheidungen Sackgassen entstehen, <strong>die</strong> im Laufe einer Lernbiographie<br />

nicht mehr korrigiert werden können.<br />

Das heißt, dass es keine beruflichen Bildungsgänge geben darf, <strong>die</strong> nicht auch zu einer höheren<br />

Berechtigung führen. Dazu wird eine Kombination von beruflichen Berechtigungen mit<br />

solchen nötig, <strong>die</strong> den Zugang zu Hochschulen eröffnen. Das bedeutet eine Zuordnung von<br />

Berufsfel<strong>der</strong>n zu Hochschul– und Fachhochschulbildungsgängen. Gleichzeitig muss eine vertikale<br />

Ein- und Zuordnung von beruflichen und akademischen Abschlüssen erfolgen. Je<strong>der</strong><br />

Berufsabschluss muss <strong>die</strong> Chance eröffnen, dass sich seine Absolventen <strong>für</strong> das nächst höhere<br />

Niveau qualifizieren. Die praktische Frage <strong>der</strong> Durchlässigkeit darf nicht formal, son<strong>der</strong>n muss<br />

empirisch beantwortet werden. Das bedeutet, dass nicht Lernzeiten und Curricula verglichen<br />

und verrechnet, son<strong>der</strong>n dass Ergebnisse des Lernens an <strong>der</strong> Bewältigung von relevanten und<br />

realen Aufgaben gemessen werden. Um <strong>die</strong>ses zu realisieren und um eine Öffnung des <strong>Berufsbildung</strong>s-<br />

und Hochschulsystems zu erreichen von dem beide Systeme profitieren, sind nicht<br />

nur erhebliche Anstrengungen erfor<strong>der</strong>lich son<strong>der</strong>n es sind auch praktikable Lösungen zu<br />

entwickeln, <strong>die</strong> eine Weiterentwicklung <strong>der</strong> Karrieren gewährleisten.<br />

Dualität als Prinzip beruflichen Lernens<br />

Dualität als Prinzip beruflichen Lernens bezieht qualitativ hochwertige Arbeit als Umgebung<br />

individuellen Lernens in Bildungsprozesse mit ein. Nicht alles, worauf es im Beruf ankommt,<br />

ist lehrbar und mithin nicht durch <strong>die</strong> Lernform Studium erlernbar. Neben explizit Lehrbarem<br />

gibt es in <strong>der</strong> Arbeit eine Reihe von Aufgaben, <strong>für</strong> <strong>der</strong>en Lösung ein Wissen und Können<br />

benötigt wird, das am Besten nur vollständig o<strong>der</strong> auch teilweise in <strong>der</strong> beruflichen Arbeit<br />

selbst erlernt werden kann. Beispiele hier<strong>für</strong> sind <strong>die</strong> in einer beruflichen Gemeinschaft geltenden<br />

Regeln zur Bewertung verschiedener beruflicher Handlungsoptionen, <strong>die</strong> Anwendung<br />

von in klassischen Lehr– und Lernprozessen angeeignetem Wissen o<strong>der</strong> auch Prozesse und<br />

Aufgaben, <strong>die</strong> nur anhand von langjähriger praktischer Erfahrung erlernt werden können.<br />

58

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!