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Gestaltungsoptionen für die duale Organisation der Berufsbildung

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<strong>Gestaltungsoptionen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>duale</strong> <strong>Berufsbildung</strong> Expertise <strong>für</strong> Hans–Böckler–Stiftung<br />

schiedene Konsequenzen im Hinblick auf <strong>die</strong> pädagogischen Gestaltungsspielräume <strong>der</strong><br />

Lehrer an den <strong>Berufsbildung</strong>szentren einher.<br />

— Ιn Dänemark ist <strong>der</strong> zweieinhalbjährigen beruflichen Hauptausbildung eine berufliche<br />

Grundbildung variabler Länge vorgeschaltet. Den ca. 360 deutschen Berufen und dreizehn<br />

Berufsfel<strong>der</strong>n stehen in Dänemark 7 Berufsfel<strong>der</strong> gegenüber, in <strong>die</strong> alle 85 Ausbildungsberufe<br />

eingeordnet werden können.<br />

— Die Aufteilung von Funktionen des <strong>Berufsbildung</strong>ssystems auf verschiedene Akteure unterschiedlicher<br />

Ebenen ist ein weiterer Aspekt. So variiert das Zusammenspiel zwischen lokalen,<br />

regionalen und nationalen Akteuren erheblich. Beispiele wie Dänemark, aber auch <strong>die</strong><br />

Schweiz, geben wichtige Anregungen zur Reorganisation <strong>der</strong> Systemsteuerung in <strong>der</strong> <strong>Berufsbildung</strong><br />

und -verwaltung. In Dänemark kommen z. B. den regionalen Berufsfachausschüssen<br />

unter Beteiligung <strong>der</strong> Sozialpartner wichtige Funktionen zu.<br />

— So werden z. B. Funktionen (etwa Prüfungen und Auswahl von Betrieben, Bereitstellung<br />

von Weiterbildungsmöglichkeiten <strong>für</strong> Ausbil<strong>der</strong>, Beteiligung an und Initiierung von Innovationsprojekten),<br />

<strong>die</strong> in Deutschland von den Kammern wahrgenommen werden, in Dänemark<br />

von den »Vocational Colleges« mit übernommen, <strong>die</strong> dann sozialpartnerschaftliche<br />

Abstimmungsprozesse und <strong>die</strong> Aufsicht über <strong>die</strong> Berufliche Bildung mo<strong>der</strong>ieren.<br />

Zwischenfazit<br />

Die bisherigen Ausführungen zeigen, dass sich <strong>die</strong> Bedingungen, unter denen Facharbeit stattfindet,<br />

in den letzten Jahren drastisch verän<strong>der</strong>t haben und deshalb das bisherige Konzept <strong>der</strong><br />

Definition und bildungspolitischen Anwendung von Beruflichkeit zu überdenken ist. Dazu<br />

schlagen wir vor, an den Grundlagen <strong>der</strong> <strong>duale</strong>n Ausbildung festzuhalten und <strong>die</strong>sen Ausbildungsweg<br />

zu einem zukunftsfähigen betrieblich–beruflichen Bildungstyp auszubauen. Dessen<br />

Absolventen sollen über eine breite »Grundqualifikation« verfügen <strong>die</strong> sich durch systematisches<br />

Wissen auszeichnet und sich darüber hinaus im weiteren Verlauf durch ein Expertenwissen<br />

ausdifferenziert, das<br />

— einerseits durch Erfahrung und Kontextbindung zunehmend weiter ausgebaut wird (Akkumulation)<br />

und an<strong>der</strong>erseits<br />

— dazu befähigt, sich auf Neues einzulassen, auf Neues zu reagieren und Unwägbarkeiten zu<br />

bewältigen. Dieses Wissen wird in <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den Arbeitsprozessen gewonnen<br />

(Dynamik).<br />

Den praktischen Nie<strong>der</strong>schlag finden <strong>die</strong>se Überlegungen in dem jeweils relevanten Facharbeitstypus<br />

so, wie mit den drei Kategorien <strong>der</strong> Arbeitsstrukturen beschrieben (vgl. S. 24).<br />

Das geht über das hinaus, was z. B. Sennett proklamiert, wenn er feststellt, sich von einer biografischen<br />

Entwicklung, <strong>die</strong> Wert auf vergangene Erfahrungen legt, zu verabschieden (vgl.<br />

Sennett 2005). Umfassende Fähigkeiten entwickeln sich nur aus Erfahrungen, <strong>die</strong> einen Bildungsprozess<br />

fortsetzen, <strong>für</strong> den in <strong>der</strong> beruflichen Erstausbildung <strong>die</strong> Voraussetzungen zu<br />

schaffen sind. An<strong>der</strong>e Ansätze, vor allem Reaktionen auf unstete und kurzlebige Anfor<strong>der</strong>ungen,<br />

verhin<strong>der</strong>n <strong>die</strong> Herausbildung <strong>die</strong>ser Kompetenzen. Es wird deshalb da<strong>für</strong> plä<strong>die</strong>rt, trotz<br />

<strong>der</strong> oft herauf beschworenen Entberuflichungstendenzen an dem Konflikt bzw. dem spannungsreichen<br />

Verhältnis festzuhalten, das immer entsteht, wenn zwischen einer pädagogisch<br />

sinnvollen Persönlichkeitsentwicklung einerseits und einer betrieblich erfor<strong>der</strong>lichen Fachbildung<br />

auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite eine Balance zu finden ist.<br />

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